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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

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Deutschland und das Slawentum
Von einem Dentschrnssen

le gewaltige Bedeutung, welche die Gründung des neuen Reiches
sowohl für uns Deutsche als sür die andern Völker gewonnen
hat, wird mehr oder minder deutlich von einem jeden von uns
empfunden. Solche Wirkungen dieses Ereignisses wie etwa die
--Reichseiurichtuugeu des Heeres, der Post, des Reichsgerichts
^egen jedermann vor Augen. Andre Wirkungen zeigen sich erst in ihrem
Langsamer Entstehen und Reifen und werden von vielen erst bemerkt, wenn
s>e sich uus in vollendeten Thaten von allgemeiner Wichtigkeit darstellen,
solcher Art sind zum großen Teil die Wirkungen ans dein Gebiete unsrer
Ulternationalen Beziehungen. Und wer noch an der Wucht der 1870 ge¬
schehenen That Zweifel hätte, müßte davon ablassen angesichts der Erfahrung,
daß die Wirkungen dieser That von 1870 auf unsre Nachbarn nicht etwa ein¬
malige oder vorübergehende sind, sondern vielmehr von Jahr zu Jahr stärker
geworden sind. Von Jahr zu Jahr steigt der Einfluß, den Deutschland auf
die öffentlichen Verhältnisse der europäischen Staaten ausübt, und gleichzeitig
verändert sich in entsprechendem Maße die Haltung dieser Staaten zu uns und
zu einander. Flachen Köpfen im Auslande verkörpert sich dieser Einfluß in
"e'in Namen Bismarck so sehr, daß sie meinen, der Einfluß werde einmal
dahinsterben um dem Tage, wo Fürst Bismarck dahinstirbt. Es ist indessen
u"r zu einem Teil die vortreffliche Leitung der deutschen auswärtigen Politik,
was den Einfluß uach außen erhält und steigert; zum wesentlicheren Teil ist
^ die Ansammlung von Kraft, die innerhalb Deutschlands auf verschiedenen
Gebieten in stetigem Maße vor sich geht, und die an sich selbst unwillkürlich


Grenzboten I 1889 8


Deutschland und das Slawentum
Von einem Dentschrnssen

le gewaltige Bedeutung, welche die Gründung des neuen Reiches
sowohl für uns Deutsche als sür die andern Völker gewonnen
hat, wird mehr oder minder deutlich von einem jeden von uns
empfunden. Solche Wirkungen dieses Ereignisses wie etwa die
—Reichseiurichtuugeu des Heeres, der Post, des Reichsgerichts
^egen jedermann vor Augen. Andre Wirkungen zeigen sich erst in ihrem
Langsamer Entstehen und Reifen und werden von vielen erst bemerkt, wenn
s>e sich uus in vollendeten Thaten von allgemeiner Wichtigkeit darstellen,
solcher Art sind zum großen Teil die Wirkungen ans dein Gebiete unsrer
Ulternationalen Beziehungen. Und wer noch an der Wucht der 1870 ge¬
schehenen That Zweifel hätte, müßte davon ablassen angesichts der Erfahrung,
daß die Wirkungen dieser That von 1870 auf unsre Nachbarn nicht etwa ein¬
malige oder vorübergehende sind, sondern vielmehr von Jahr zu Jahr stärker
geworden sind. Von Jahr zu Jahr steigt der Einfluß, den Deutschland auf
die öffentlichen Verhältnisse der europäischen Staaten ausübt, und gleichzeitig
verändert sich in entsprechendem Maße die Haltung dieser Staaten zu uns und
zu einander. Flachen Köpfen im Auslande verkörpert sich dieser Einfluß in
"e'in Namen Bismarck so sehr, daß sie meinen, der Einfluß werde einmal
dahinsterben um dem Tage, wo Fürst Bismarck dahinstirbt. Es ist indessen
u»r zu einem Teil die vortreffliche Leitung der deutschen auswärtigen Politik,
was den Einfluß uach außen erhält und steigert; zum wesentlicheren Teil ist
^ die Ansammlung von Kraft, die innerhalb Deutschlands auf verschiedenen
Gebieten in stetigem Maße vor sich geht, und die an sich selbst unwillkürlich


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[0065] [Abbildung] Deutschland und das Slawentum Von einem Dentschrnssen le gewaltige Bedeutung, welche die Gründung des neuen Reiches sowohl für uns Deutsche als sür die andern Völker gewonnen hat, wird mehr oder minder deutlich von einem jeden von uns empfunden. Solche Wirkungen dieses Ereignisses wie etwa die —Reichseiurichtuugeu des Heeres, der Post, des Reichsgerichts ^egen jedermann vor Augen. Andre Wirkungen zeigen sich erst in ihrem Langsamer Entstehen und Reifen und werden von vielen erst bemerkt, wenn s>e sich uus in vollendeten Thaten von allgemeiner Wichtigkeit darstellen, solcher Art sind zum großen Teil die Wirkungen ans dein Gebiete unsrer Ulternationalen Beziehungen. Und wer noch an der Wucht der 1870 ge¬ schehenen That Zweifel hätte, müßte davon ablassen angesichts der Erfahrung, daß die Wirkungen dieser That von 1870 auf unsre Nachbarn nicht etwa ein¬ malige oder vorübergehende sind, sondern vielmehr von Jahr zu Jahr stärker geworden sind. Von Jahr zu Jahr steigt der Einfluß, den Deutschland auf die öffentlichen Verhältnisse der europäischen Staaten ausübt, und gleichzeitig verändert sich in entsprechendem Maße die Haltung dieser Staaten zu uns und zu einander. Flachen Köpfen im Auslande verkörpert sich dieser Einfluß in "e'in Namen Bismarck so sehr, daß sie meinen, der Einfluß werde einmal dahinsterben um dem Tage, wo Fürst Bismarck dahinstirbt. Es ist indessen u»r zu einem Teil die vortreffliche Leitung der deutschen auswärtigen Politik, was den Einfluß uach außen erhält und steigert; zum wesentlicheren Teil ist ^ die Ansammlung von Kraft, die innerhalb Deutschlands auf verschiedenen Gebieten in stetigem Maße vor sich geht, und die an sich selbst unwillkürlich Grenzboten I 1889 8

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/65>, abgerufen am 03.07.2024.