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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

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Grillxarzer und seine Jugendtraum

teilweise auch der Überlegenheit der englischen Technik sieht die deutsche Industrie
der deutschen Zukunft vertrauensvoll entgegen.

Ich fasse zum Schluß die Hauptzüge ans deu vorangegangenen Aus¬
führungen kurz zusammen. Wir haben gesehen, daß der englischen Technik in
der deutschen eine Rivalin entstanden ist. Diese Thatsache ist in England
anerkannt und in ihren Wirkungen mit Besorgnis verfolgt worden; an thätigem
Widerstande wird man es auch ferner nicht fehlen lassen, und wenn wir diese
für uns so erfreuliche Konkurrenz auch für die Zukunft gesichert sehen wollen,
so gilt es, alle Kräfte aufzubieten, in ernstem Streben die deutsche Industrie
zu fördern und zu heben. Uns allen, die wir deu deutschen Namen tragen,
liegt es ob, in Treue unsers Amtes zu warten, in deutscher Einfachheit und
deutscher frommer Sitte unserm Vaterlande den hnrterkämpften Ehrenplatz zu
bewahren.

Wenn wir das beherzigen, dann wird auch mit Gottes Hilfe neben Deutsch¬
lands Ehre und Macht der. Deutsche Gewerbfleiß wachsen und blühen und
und unserm Volke immer mehr zum Segen gereichen. ,




Grillxarzer und seine Jugendtraum
Von Moritz Necker

tzMkn einer jeuer mehr griesgrämlicheu als lustigen Satiren, die die
neue Ausgabe der Werke Grillparzers nebst so vielen andern
anziehenden Stücken seines Nachlasses mitteilt, in dem "Bruchstück
aus einem Litteraturblatt vom Jahre 1900" führt Grillparzer die
erste Ursache des Verfalls der deutscheu Poesie, die Herrschaft
"pedantischer Phantasterei" (womit er Tieck und die Romantiker meinte) auf
einen Fehler unsrer Klassiker zurück. Er sagt: "Das Einzige, was noch allen¬
falls zur Besinnung hätte zurückrufen können: die beharrliche Zurückweisung
des Verkehrten von seiten des allgemeinen Menschenverstandes, der sich in der
Stimme des Publikums ausspricht, fehlte, weil es kein Publikum gab oder
dieses vielmehr keine Stimme hatte. Die Ursache dieses Abgangs stammt, die
Vereinzeltheit und Unentschiedenst der Deutschen ungerechnet, noch aus der
Zeit der höchsten Blüte der deutschen Litteratur. Publikum nämlich ist die
einem Eindruck sich hingebende Masse. Was jeder Einzelne darunter denkt


Grillxarzer und seine Jugendtraum

teilweise auch der Überlegenheit der englischen Technik sieht die deutsche Industrie
der deutschen Zukunft vertrauensvoll entgegen.

Ich fasse zum Schluß die Hauptzüge ans deu vorangegangenen Aus¬
führungen kurz zusammen. Wir haben gesehen, daß der englischen Technik in
der deutschen eine Rivalin entstanden ist. Diese Thatsache ist in England
anerkannt und in ihren Wirkungen mit Besorgnis verfolgt worden; an thätigem
Widerstande wird man es auch ferner nicht fehlen lassen, und wenn wir diese
für uns so erfreuliche Konkurrenz auch für die Zukunft gesichert sehen wollen,
so gilt es, alle Kräfte aufzubieten, in ernstem Streben die deutsche Industrie
zu fördern und zu heben. Uns allen, die wir deu deutschen Namen tragen,
liegt es ob, in Treue unsers Amtes zu warten, in deutscher Einfachheit und
deutscher frommer Sitte unserm Vaterlande den hnrterkämpften Ehrenplatz zu
bewahren.

Wenn wir das beherzigen, dann wird auch mit Gottes Hilfe neben Deutsch¬
lands Ehre und Macht der. Deutsche Gewerbfleiß wachsen und blühen und
und unserm Volke immer mehr zum Segen gereichen. ,




Grillxarzer und seine Jugendtraum
Von Moritz Necker

tzMkn einer jeuer mehr griesgrämlicheu als lustigen Satiren, die die
neue Ausgabe der Werke Grillparzers nebst so vielen andern
anziehenden Stücken seines Nachlasses mitteilt, in dem „Bruchstück
aus einem Litteraturblatt vom Jahre 1900" führt Grillparzer die
erste Ursache des Verfalls der deutscheu Poesie, die Herrschaft
„pedantischer Phantasterei" (womit er Tieck und die Romantiker meinte) auf
einen Fehler unsrer Klassiker zurück. Er sagt: „Das Einzige, was noch allen¬
falls zur Besinnung hätte zurückrufen können: die beharrliche Zurückweisung
des Verkehrten von seiten des allgemeinen Menschenverstandes, der sich in der
Stimme des Publikums ausspricht, fehlte, weil es kein Publikum gab oder
dieses vielmehr keine Stimme hatte. Die Ursache dieses Abgangs stammt, die
Vereinzeltheit und Unentschiedenst der Deutschen ungerechnet, noch aus der
Zeit der höchsten Blüte der deutschen Litteratur. Publikum nämlich ist die
einem Eindruck sich hingebende Masse. Was jeder Einzelne darunter denkt


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[0562] Grillxarzer und seine Jugendtraum teilweise auch der Überlegenheit der englischen Technik sieht die deutsche Industrie der deutschen Zukunft vertrauensvoll entgegen. Ich fasse zum Schluß die Hauptzüge ans deu vorangegangenen Aus¬ führungen kurz zusammen. Wir haben gesehen, daß der englischen Technik in der deutschen eine Rivalin entstanden ist. Diese Thatsache ist in England anerkannt und in ihren Wirkungen mit Besorgnis verfolgt worden; an thätigem Widerstande wird man es auch ferner nicht fehlen lassen, und wenn wir diese für uns so erfreuliche Konkurrenz auch für die Zukunft gesichert sehen wollen, so gilt es, alle Kräfte aufzubieten, in ernstem Streben die deutsche Industrie zu fördern und zu heben. Uns allen, die wir deu deutschen Namen tragen, liegt es ob, in Treue unsers Amtes zu warten, in deutscher Einfachheit und deutscher frommer Sitte unserm Vaterlande den hnrterkämpften Ehrenplatz zu bewahren. Wenn wir das beherzigen, dann wird auch mit Gottes Hilfe neben Deutsch¬ lands Ehre und Macht der. Deutsche Gewerbfleiß wachsen und blühen und und unserm Volke immer mehr zum Segen gereichen. , Grillxarzer und seine Jugendtraum Von Moritz Necker tzMkn einer jeuer mehr griesgrämlicheu als lustigen Satiren, die die neue Ausgabe der Werke Grillparzers nebst so vielen andern anziehenden Stücken seines Nachlasses mitteilt, in dem „Bruchstück aus einem Litteraturblatt vom Jahre 1900" führt Grillparzer die erste Ursache des Verfalls der deutscheu Poesie, die Herrschaft „pedantischer Phantasterei" (womit er Tieck und die Romantiker meinte) auf einen Fehler unsrer Klassiker zurück. Er sagt: „Das Einzige, was noch allen¬ falls zur Besinnung hätte zurückrufen können: die beharrliche Zurückweisung des Verkehrten von seiten des allgemeinen Menschenverstandes, der sich in der Stimme des Publikums ausspricht, fehlte, weil es kein Publikum gab oder dieses vielmehr keine Stimme hatte. Die Ursache dieses Abgangs stammt, die Vereinzeltheit und Unentschiedenst der Deutschen ungerechnet, noch aus der Zeit der höchsten Blüte der deutschen Litteratur. Publikum nämlich ist die einem Eindruck sich hingebende Masse. Was jeder Einzelne darunter denkt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/562>, abgerufen am 28.06.2024.