Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr.Unsre Zeit im Spiegel ihrer Kunst. letztern Richtung ^ waren unter andern Friedrich Ahlfelds "Erzählungen für ^ Die genauere Kenntnis der lokalen Litteraturgeschichte und die Pflege Unsre Zeit im Spiegel ihrer Kunst. Betrachtungen bei Gelegenheit der Münchener Jubiläumsausstellung. (Fortsetzung.) eben wir uns in sämtlichen Ausstellungen der drei letzten Jahre Unsre Zeit im Spiegel ihrer Kunst. letztern Richtung ^ waren unter andern Friedrich Ahlfelds „Erzählungen für ^ Die genauere Kenntnis der lokalen Litteraturgeschichte und die Pflege Unsre Zeit im Spiegel ihrer Kunst. Betrachtungen bei Gelegenheit der Münchener Jubiläumsausstellung. (Fortsetzung.) eben wir uns in sämtlichen Ausstellungen der drei letzten Jahre <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0566" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204001"/> <fw type="header" place="top"> Unsre Zeit im Spiegel ihrer Kunst.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1448" prev="#ID_1447"> letztern Richtung ^ waren unter andern Friedrich Ahlfelds „Erzählungen für<lb/> das Volk" und die Erzählungen von Marie Nathusius, die zuerst im Hallischen<lb/> „Volksblatt für Stadt und Land" hervortraten. Doch wir könnten lange fort¬<lb/> fahren, Namen und Titel aufzuzählen, ohne damit die Fülle der litterarischen Er¬<lb/> innerungen und Beziehungen zu erschöpfen, die, an Halle angeknüpft, der Saale¬<lb/> stadt den Ruhm bewahrten, ein vielseitig reges, geistiges Leben in sich zu fassen.<lb/> Es möge, wenn das neunzehnte Jahrhundert zu Ende geht, das Litteraturleben<lb/> Haltes in demselben einen nicht minder kenntnisreichen, maßvollen und vortreff¬<lb/> lichen Darsteller finden, als er dem Litteraturlebcn des Zeitalters der Aufklärung<lb/> in Kawerau erwachsen ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1449"> ^ Die genauere Kenntnis der lokalen Litteraturgeschichte und die Pflege<lb/> derselben kann vielleicht den Erfolg haben, auch für den Zusammenhang der<lb/> lokalen Gestalten und Erscheinungen mit dem großen Gange der Litteratur, für<lb/> die Einsicht in die eigentümlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Land¬<lb/> schaften und Städten neuen Anteil zu erwecken. Wohl ist eine Gefahr dabei<lb/> unausbleiblich, die nämlich, daß die modische Unterschätzung des wirklich ursprüng¬<lb/> lichen und lebendigen Talents, der eigentlichen Individualität, sich nach einer<lb/> neuen Richtung hin geltend machen werde. Man darf einer gewissen Sorte<lb/> von Forschern und Urteilern kaum glauben, daß bestimmte Örtlichkeiten, gesellige<lb/> und andre Verhältnisse einer Stadt ihren Anteil an der Bildung und Geistes-<lb/> richtung vorzüglicher Menschen gehabt haben, um sofort zu erfahren, daß die<lb/> persönliche Vorzüglichkeit in den Augen dieser Leute zu etwas ganz Unterge¬<lb/> ordneten wird. Aber das Vorhandensein solcher krankhaften Neigungen in der<lb/> Gegenwart darf doch schließlich wohlberechtigte Bestrebungen nicht hindern, und<lb/> so werden wir uns freuen, Bilder aus dem Litteraturleben auch andrer Städte<lb/> zu erhalten, wenn sie annähernd so bedeutend und wohlausgeführt sind, wie<lb/> die aus Hailes Vergangenheit.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Unsre Zeit im Spiegel ihrer Kunst.<lb/> Betrachtungen bei Gelegenheit der Münchener Jubiläumsausstellung. (Fortsetzung.) </head><lb/> <p xml:id="ID_1450" next="#ID_1451"> eben wir uns in sämtlichen Ausstellungen der drei letzten Jahre<lb/> um, so finden wir nur ganz vereinzelte Historienbilder in diesem<lb/> Sinne. Allerdings werden ja von Staat und Gemeinden in<lb/> neuester Zeit nicht selten Historienbilder zur würdigen Aus¬<lb/> schmückung festlicher Räume in Auftrag gegeben, die nicht zur<lb/> Ausstellung gelangen können. Gewiß entstehen auch durch diese Anregung Werke,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0566]
Unsre Zeit im Spiegel ihrer Kunst.
letztern Richtung ^ waren unter andern Friedrich Ahlfelds „Erzählungen für
das Volk" und die Erzählungen von Marie Nathusius, die zuerst im Hallischen
„Volksblatt für Stadt und Land" hervortraten. Doch wir könnten lange fort¬
fahren, Namen und Titel aufzuzählen, ohne damit die Fülle der litterarischen Er¬
innerungen und Beziehungen zu erschöpfen, die, an Halle angeknüpft, der Saale¬
stadt den Ruhm bewahrten, ein vielseitig reges, geistiges Leben in sich zu fassen.
Es möge, wenn das neunzehnte Jahrhundert zu Ende geht, das Litteraturleben
Haltes in demselben einen nicht minder kenntnisreichen, maßvollen und vortreff¬
lichen Darsteller finden, als er dem Litteraturlebcn des Zeitalters der Aufklärung
in Kawerau erwachsen ist.
^ Die genauere Kenntnis der lokalen Litteraturgeschichte und die Pflege
derselben kann vielleicht den Erfolg haben, auch für den Zusammenhang der
lokalen Gestalten und Erscheinungen mit dem großen Gange der Litteratur, für
die Einsicht in die eigentümlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Land¬
schaften und Städten neuen Anteil zu erwecken. Wohl ist eine Gefahr dabei
unausbleiblich, die nämlich, daß die modische Unterschätzung des wirklich ursprüng¬
lichen und lebendigen Talents, der eigentlichen Individualität, sich nach einer
neuen Richtung hin geltend machen werde. Man darf einer gewissen Sorte
von Forschern und Urteilern kaum glauben, daß bestimmte Örtlichkeiten, gesellige
und andre Verhältnisse einer Stadt ihren Anteil an der Bildung und Geistes-
richtung vorzüglicher Menschen gehabt haben, um sofort zu erfahren, daß die
persönliche Vorzüglichkeit in den Augen dieser Leute zu etwas ganz Unterge¬
ordneten wird. Aber das Vorhandensein solcher krankhaften Neigungen in der
Gegenwart darf doch schließlich wohlberechtigte Bestrebungen nicht hindern, und
so werden wir uns freuen, Bilder aus dem Litteraturleben auch andrer Städte
zu erhalten, wenn sie annähernd so bedeutend und wohlausgeführt sind, wie
die aus Hailes Vergangenheit.
Unsre Zeit im Spiegel ihrer Kunst.
Betrachtungen bei Gelegenheit der Münchener Jubiläumsausstellung. (Fortsetzung.)
eben wir uns in sämtlichen Ausstellungen der drei letzten Jahre
um, so finden wir nur ganz vereinzelte Historienbilder in diesem
Sinne. Allerdings werden ja von Staat und Gemeinden in
neuester Zeit nicht selten Historienbilder zur würdigen Aus¬
schmückung festlicher Räume in Auftrag gegeben, die nicht zur
Ausstellung gelangen können. Gewiß entstehen auch durch diese Anregung Werke,
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