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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr.

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Zur Geschichte der niederdeutschen Staaten Südafrikas.

i
f r brachten in diesem Blatte vor einiger Zeit einen Überblick
über die Geschichte der südafrikanischen Boers-Staaten bis zur
Beendigung des Krieges zwischen England und der ehemaligen
Republik Transvaal, die sich seit dem Frieden, der diesem
ür die Engländer so unheilvollen und schmählichen Freiheits¬
kämpfe ein Ende machte, die Südafrikanische Republik nennt. Die Gründe, die
uns dazu bewogen, traten für einige Jahre in den Hintergrund, bestanden aber
fort und wurden zuletzt durch neue verstärkt, und so dürfte es unsern Lesern
erwünscht sein, wenn wir zunächst auf jenen geschichtlichen Abriß zurückkommen
und die Entwicklung der Nachbarstaaten des Kaplandes durch einen Nachtrag
bis zum heutigen Tage verfolgen.

Die Boers, die "weißen Afrikaner," reden eine altertümliche Mundart des
Holländischen, sind also der Sprache nach niederdeutsche, worauf auch viele
andre von ihren Eigentümlichkeiten hinweisen. Ihre beiden Republiken empfinden
bei der steten Gefährdung ihrer besten Interessen und selbst ihrer Existenz durch
die selbstsüchtige, habgierige und treulose Politik der Briten das dringende
Bedürfnis, sich an eine andre Macht anzulehnen, und diese kann für die nächste
Zukunft nur das deutsche Reich sein, von dem sie mancherlei Förderung zu
hoffen und nichts zu fürchten haben. Die Boers haben deshalb unsre Kolonie-
Bestrebungen im Nordwesten ihrer Gebiete mit Zustimmung und ohne Neid
oder Argwohn betrachtet, eine nach Damaralcmd ausgewanderte Schar von
ihnen hat sich bereits unter deutschen Schutz gestellt, und mit froher Erwartung
sieht die öffentliche Meinung in der südafrikanischen Republick der Zunahme
deutscher Einwanderung entgegen, welche die vor kurzem vollendete Eisenbahn
verheißt, die den Freistaat mit dem Meere verbindet. Die "Volksstem" z. B..


Avenzbown IV. 1338. 61


Zur Geschichte der niederdeutschen Staaten Südafrikas.

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f r brachten in diesem Blatte vor einiger Zeit einen Überblick
über die Geschichte der südafrikanischen Boers-Staaten bis zur
Beendigung des Krieges zwischen England und der ehemaligen
Republik Transvaal, die sich seit dem Frieden, der diesem
ür die Engländer so unheilvollen und schmählichen Freiheits¬
kämpfe ein Ende machte, die Südafrikanische Republik nennt. Die Gründe, die
uns dazu bewogen, traten für einige Jahre in den Hintergrund, bestanden aber
fort und wurden zuletzt durch neue verstärkt, und so dürfte es unsern Lesern
erwünscht sein, wenn wir zunächst auf jenen geschichtlichen Abriß zurückkommen
und die Entwicklung der Nachbarstaaten des Kaplandes durch einen Nachtrag
bis zum heutigen Tage verfolgen.

Die Boers, die „weißen Afrikaner," reden eine altertümliche Mundart des
Holländischen, sind also der Sprache nach niederdeutsche, worauf auch viele
andre von ihren Eigentümlichkeiten hinweisen. Ihre beiden Republiken empfinden
bei der steten Gefährdung ihrer besten Interessen und selbst ihrer Existenz durch
die selbstsüchtige, habgierige und treulose Politik der Briten das dringende
Bedürfnis, sich an eine andre Macht anzulehnen, und diese kann für die nächste
Zukunft nur das deutsche Reich sein, von dem sie mancherlei Förderung zu
hoffen und nichts zu fürchten haben. Die Boers haben deshalb unsre Kolonie-
Bestrebungen im Nordwesten ihrer Gebiete mit Zustimmung und ohne Neid
oder Argwohn betrachtet, eine nach Damaralcmd ausgewanderte Schar von
ihnen hat sich bereits unter deutschen Schutz gestellt, und mit froher Erwartung
sieht die öffentliche Meinung in der südafrikanischen Republick der Zunahme
deutscher Einwanderung entgegen, welche die vor kurzem vollendete Eisenbahn
verheißt, die den Freistaat mit dem Meere verbindet. Die „Volksstem" z. B..


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[0489] [Abbildung] Zur Geschichte der niederdeutschen Staaten Südafrikas. i f r brachten in diesem Blatte vor einiger Zeit einen Überblick über die Geschichte der südafrikanischen Boers-Staaten bis zur Beendigung des Krieges zwischen England und der ehemaligen Republik Transvaal, die sich seit dem Frieden, der diesem ür die Engländer so unheilvollen und schmählichen Freiheits¬ kämpfe ein Ende machte, die Südafrikanische Republik nennt. Die Gründe, die uns dazu bewogen, traten für einige Jahre in den Hintergrund, bestanden aber fort und wurden zuletzt durch neue verstärkt, und so dürfte es unsern Lesern erwünscht sein, wenn wir zunächst auf jenen geschichtlichen Abriß zurückkommen und die Entwicklung der Nachbarstaaten des Kaplandes durch einen Nachtrag bis zum heutigen Tage verfolgen. Die Boers, die „weißen Afrikaner," reden eine altertümliche Mundart des Holländischen, sind also der Sprache nach niederdeutsche, worauf auch viele andre von ihren Eigentümlichkeiten hinweisen. Ihre beiden Republiken empfinden bei der steten Gefährdung ihrer besten Interessen und selbst ihrer Existenz durch die selbstsüchtige, habgierige und treulose Politik der Briten das dringende Bedürfnis, sich an eine andre Macht anzulehnen, und diese kann für die nächste Zukunft nur das deutsche Reich sein, von dem sie mancherlei Förderung zu hoffen und nichts zu fürchten haben. Die Boers haben deshalb unsre Kolonie- Bestrebungen im Nordwesten ihrer Gebiete mit Zustimmung und ohne Neid oder Argwohn betrachtet, eine nach Damaralcmd ausgewanderte Schar von ihnen hat sich bereits unter deutschen Schutz gestellt, und mit froher Erwartung sieht die öffentliche Meinung in der südafrikanischen Republick der Zunahme deutscher Einwanderung entgegen, welche die vor kurzem vollendete Eisenbahn verheißt, die den Freistaat mit dem Meere verbindet. Die „Volksstem" z. B.. Avenzbown IV. 1338. 61

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434/489>, abgerufen am 28.06.2024.