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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr.

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Litteratur.

daß also eine materielle Entscheidung gar nicht ergangen ist, so hat es sich das
Organ der Berliner Sozialdemokratie, das Berliner Volksblatt doch nicht versagen
können, unter hämischen Ausfällen gegen den "findigen Juristen der Grenzboten"
die Entscheidung des Kammcrgerichts als eine solche darzustellen, durch welche die
Eingangs erwähnte Frage nunmehr endgiltig und für ganz Preußen zu Gunsten
der gedachten Vereine erledigt sei, und diese Entstellung des klaren Sachverhalts
hat dann durch die ganze gesinnuugsverwandte Presse pflichtschuldigst die Runde
gemacht. Da der klare Wortlaut der Erkcnntnisgrttnde jeden Irrtum ausschließt,
so begnügen wir uns damit, die erwähnte Presse auf diese systematische Ver¬
fälschung klarer Thatsachen hier festzunageln.




Litteratur.
Des Freiherrn Karl Ernst Wilhelm von Canitz und Dallwitz Denkschriften.
Ans dem Nachlaß herausgegeben von seinen Kindern. Zwei Blende. Berlin, Verlag von
W. Hertz, 1888.

Der Verfasser dieser Denkschriften war preußischer Generalleutnant und Minister
König Friedrich Wilhelms IV., zuletzt Generaladjutant desselben, und die hier zur
Veröffentlichung gelangten Schriftstücke sind, in den Jahren von 1812 bis 1849
niedergeschrieben, teils kricgsgeschichtlichcn Inhalts, teils Beiträge zur Negicrnngs-
geschichte und Charakteristik des genannten Monarchen. Dem Ganzen geht eine
von der ältesten Tochter des Verstorbenen herrührende Biographie desselben voraus.
Dann folgen zunächst Abhandlungen und Berichte über den Feldzug von 1812
und die Jorksche Konvention, über eine Reise, die Canitz in dieser Zeit nach Wilna
machte, über seiue Sendung nach Konstantinopel (1828) und über den russisch¬
polnischen Krieg von 1831 und 1332, Betrachtungen über die Aussichten eines
Angriffs Rußlands ans Preußen und Blicke auf die Verhältnisse der katholischen
Kirche in der Preußischen Monarchie während der letzten dreißiger Jahre sowie
ans die Verfassung der evangelischen Kirche. Hiermit schließt der erste Band. Der
zweite bespricht Fragen, die in dem Zeitraume von 1840 bis 1849 die Politiker
beschäftigten, unter andern die Stellung Englands zu den festländischen Staaten
im Jahre 1840, das damalige Kriegsgeschrei der Franzosen, die ersten vier Jahre
der Negierung Friedrich Wilhelms IV., die preußische Vcrfcissungsfrage und Bunsens
Denkschrift darüber, den deutschen Bund und Metternichs Verhalten zu ihm, Preußens
Verhältnis zu Deutschland, die spanischen Heiraten, die schweizerischen Wirren, und
er bringt endlich Beiträge zur Geschichte der letztem Tage der alten (absolutistisch
regierten) preußischen Monarchie und einen Rückblick auf die Entwicklung der deutschen
Angelegenheiten bis 1349. Die kriegsgcschichtlichen Stücke der Sammlung be¬
dürfen für Fachmänner keiner Empfehlung. Daß ferner die Beiträge zur Regie¬
rungsgeschichte und Charakteristik Friedrich Wilhelms IV. mancherlei neues und
interessantes enthalten, wird man aus der langjährigen StclluuI in unmittel¬
barer Nähe des Königs schließen, die der Verfasser infolge seiner verschiedenen
Aemter einnahm. Auch vieles von dem, was hier über die Verhältnisse der katho¬
lischen und evangelischen Kirche in Preußen gesagt wird, beansprucht noch jetzt


Litteratur.

daß also eine materielle Entscheidung gar nicht ergangen ist, so hat es sich das
Organ der Berliner Sozialdemokratie, das Berliner Volksblatt doch nicht versagen
können, unter hämischen Ausfällen gegen den „findigen Juristen der Grenzboten"
die Entscheidung des Kammcrgerichts als eine solche darzustellen, durch welche die
Eingangs erwähnte Frage nunmehr endgiltig und für ganz Preußen zu Gunsten
der gedachten Vereine erledigt sei, und diese Entstellung des klaren Sachverhalts
hat dann durch die ganze gesinnuugsverwandte Presse pflichtschuldigst die Runde
gemacht. Da der klare Wortlaut der Erkcnntnisgrttnde jeden Irrtum ausschließt,
so begnügen wir uns damit, die erwähnte Presse auf diese systematische Ver¬
fälschung klarer Thatsachen hier festzunageln.




Litteratur.
Des Freiherrn Karl Ernst Wilhelm von Canitz und Dallwitz Denkschriften.
Ans dem Nachlaß herausgegeben von seinen Kindern. Zwei Blende. Berlin, Verlag von
W. Hertz, 1888.

Der Verfasser dieser Denkschriften war preußischer Generalleutnant und Minister
König Friedrich Wilhelms IV., zuletzt Generaladjutant desselben, und die hier zur
Veröffentlichung gelangten Schriftstücke sind, in den Jahren von 1812 bis 1849
niedergeschrieben, teils kricgsgeschichtlichcn Inhalts, teils Beiträge zur Negicrnngs-
geschichte und Charakteristik des genannten Monarchen. Dem Ganzen geht eine
von der ältesten Tochter des Verstorbenen herrührende Biographie desselben voraus.
Dann folgen zunächst Abhandlungen und Berichte über den Feldzug von 1812
und die Jorksche Konvention, über eine Reise, die Canitz in dieser Zeit nach Wilna
machte, über seiue Sendung nach Konstantinopel (1828) und über den russisch¬
polnischen Krieg von 1831 und 1332, Betrachtungen über die Aussichten eines
Angriffs Rußlands ans Preußen und Blicke auf die Verhältnisse der katholischen
Kirche in der Preußischen Monarchie während der letzten dreißiger Jahre sowie
ans die Verfassung der evangelischen Kirche. Hiermit schließt der erste Band. Der
zweite bespricht Fragen, die in dem Zeitraume von 1840 bis 1849 die Politiker
beschäftigten, unter andern die Stellung Englands zu den festländischen Staaten
im Jahre 1840, das damalige Kriegsgeschrei der Franzosen, die ersten vier Jahre
der Negierung Friedrich Wilhelms IV., die preußische Vcrfcissungsfrage und Bunsens
Denkschrift darüber, den deutschen Bund und Metternichs Verhalten zu ihm, Preußens
Verhältnis zu Deutschland, die spanischen Heiraten, die schweizerischen Wirren, und
er bringt endlich Beiträge zur Geschichte der letztem Tage der alten (absolutistisch
regierten) preußischen Monarchie und einen Rückblick auf die Entwicklung der deutschen
Angelegenheiten bis 1349. Die kriegsgcschichtlichen Stücke der Sammlung be¬
dürfen für Fachmänner keiner Empfehlung. Daß ferner die Beiträge zur Regie¬
rungsgeschichte und Charakteristik Friedrich Wilhelms IV. mancherlei neues und
interessantes enthalten, wird man aus der langjährigen StclluuI in unmittel¬
barer Nähe des Königs schließen, die der Verfasser infolge seiner verschiedenen
Aemter einnahm. Auch vieles von dem, was hier über die Verhältnisse der katho¬
lischen und evangelischen Kirche in Preußen gesagt wird, beansprucht noch jetzt


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[0482] Litteratur. daß also eine materielle Entscheidung gar nicht ergangen ist, so hat es sich das Organ der Berliner Sozialdemokratie, das Berliner Volksblatt doch nicht versagen können, unter hämischen Ausfällen gegen den „findigen Juristen der Grenzboten" die Entscheidung des Kammcrgerichts als eine solche darzustellen, durch welche die Eingangs erwähnte Frage nunmehr endgiltig und für ganz Preußen zu Gunsten der gedachten Vereine erledigt sei, und diese Entstellung des klaren Sachverhalts hat dann durch die ganze gesinnuugsverwandte Presse pflichtschuldigst die Runde gemacht. Da der klare Wortlaut der Erkcnntnisgrttnde jeden Irrtum ausschließt, so begnügen wir uns damit, die erwähnte Presse auf diese systematische Ver¬ fälschung klarer Thatsachen hier festzunageln. Litteratur. Des Freiherrn Karl Ernst Wilhelm von Canitz und Dallwitz Denkschriften. Ans dem Nachlaß herausgegeben von seinen Kindern. Zwei Blende. Berlin, Verlag von W. Hertz, 1888. Der Verfasser dieser Denkschriften war preußischer Generalleutnant und Minister König Friedrich Wilhelms IV., zuletzt Generaladjutant desselben, und die hier zur Veröffentlichung gelangten Schriftstücke sind, in den Jahren von 1812 bis 1849 niedergeschrieben, teils kricgsgeschichtlichcn Inhalts, teils Beiträge zur Negicrnngs- geschichte und Charakteristik des genannten Monarchen. Dem Ganzen geht eine von der ältesten Tochter des Verstorbenen herrührende Biographie desselben voraus. Dann folgen zunächst Abhandlungen und Berichte über den Feldzug von 1812 und die Jorksche Konvention, über eine Reise, die Canitz in dieser Zeit nach Wilna machte, über seiue Sendung nach Konstantinopel (1828) und über den russisch¬ polnischen Krieg von 1831 und 1332, Betrachtungen über die Aussichten eines Angriffs Rußlands ans Preußen und Blicke auf die Verhältnisse der katholischen Kirche in der Preußischen Monarchie während der letzten dreißiger Jahre sowie ans die Verfassung der evangelischen Kirche. Hiermit schließt der erste Band. Der zweite bespricht Fragen, die in dem Zeitraume von 1840 bis 1849 die Politiker beschäftigten, unter andern die Stellung Englands zu den festländischen Staaten im Jahre 1840, das damalige Kriegsgeschrei der Franzosen, die ersten vier Jahre der Negierung Friedrich Wilhelms IV., die preußische Vcrfcissungsfrage und Bunsens Denkschrift darüber, den deutschen Bund und Metternichs Verhalten zu ihm, Preußens Verhältnis zu Deutschland, die spanischen Heiraten, die schweizerischen Wirren, und er bringt endlich Beiträge zur Geschichte der letztem Tage der alten (absolutistisch regierten) preußischen Monarchie und einen Rückblick auf die Entwicklung der deutschen Angelegenheiten bis 1349. Die kriegsgcschichtlichen Stücke der Sammlung be¬ dürfen für Fachmänner keiner Empfehlung. Daß ferner die Beiträge zur Regie¬ rungsgeschichte und Charakteristik Friedrich Wilhelms IV. mancherlei neues und interessantes enthalten, wird man aus der langjährigen StclluuI in unmittel¬ barer Nähe des Königs schließen, die der Verfasser infolge seiner verschiedenen Aemter einnahm. Auch vieles von dem, was hier über die Verhältnisse der katho¬ lischen und evangelischen Kirche in Preußen gesagt wird, beansprucht noch jetzt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434/482>, abgerufen am 28.06.2024.