Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr.Das Studium der alten Sprachen auf den Gymnasien. um die Schule nicht gebrauchen lassen werden. Sie haben das "Kartelljvch" Die Freisinnigen hatten aber dieses Ende nicht herankommen lassen können, Das Studium der alten Sprachen auf den Gymnasien.*) von I. von Unger. mes von den Gebieten, auf welchen uns gegenwärtig vor allein Das deutsche Volk beginnt über diesen Punkt laut und entschieden seine *) Den nachstehenden Aufsatz haben wir aufgcommen, nicht als ob der Standpunkt und
die Perspektive des Verfassers durchaus die unsrigen wären, sondern weil er Anschauungen zum Ausdruck bringt, wie sie in gebildeten Laienkreisen heute sicherlich weit verbreitet, ja vielleicht die herrschenden sind, und weil es wünschenswert ist, daß die Leute vom Fach diese An¬ schauungen kennen lernen. Das Studium der alten Sprachen auf den Gymnasien. um die Schule nicht gebrauchen lassen werden. Sie haben das „Kartelljvch" Die Freisinnigen hatten aber dieses Ende nicht herankommen lassen können, Das Studium der alten Sprachen auf den Gymnasien.*) von I. von Unger. mes von den Gebieten, auf welchen uns gegenwärtig vor allein Das deutsche Volk beginnt über diesen Punkt laut und entschieden seine *) Den nachstehenden Aufsatz haben wir aufgcommen, nicht als ob der Standpunkt und
die Perspektive des Verfassers durchaus die unsrigen wären, sondern weil er Anschauungen zum Ausdruck bringt, wie sie in gebildeten Laienkreisen heute sicherlich weit verbreitet, ja vielleicht die herrschenden sind, und weil es wünschenswert ist, daß die Leute vom Fach diese An¬ schauungen kennen lernen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0519" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/203296"/> <fw type="header" place="top"> Das Studium der alten Sprachen auf den Gymnasien.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1606" prev="#ID_1605"> um die Schule nicht gebrauchen lassen werden. Sie haben das „Kartelljvch"<lb/> dem Pfaffenjoche vorgezogen, das Herr Windthorst für sie in Bereitschaft hielt.<lb/> Denn das Volksschullastengesetz wurde endgiltig mit 194 gegen 121 Stimmen<lb/> angenommen. Die Konservativen trennten sich vom Zentrum und Freisinn.<lb/> Das war eine heilsame That, mit der diese Session endigte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1607"> Die Freisinnigen hatten aber dieses Ende nicht herankommen lassen können,<lb/> ohne noch einmal durch ihren Oberlakai Engen Richter dem Kaiser und der<lb/> Kaiserin, man weiß nicht wozu und gegen wen, ihren Schutz in ersterbender<lb/> Untertänigkeit anbieten und erklären zu lassen, daß sie sich „einem schwer¬<lb/> kranken Kaiser gegenüber verpflichtet fühlten, ihrer Loyalität doppelt starken<lb/> Ausdruck zu geben." Auch hier hätte der Ehrenmann statt Loyalität richtiger<lb/> Loyolität gesagt. In dieser Loyalität sprach er vom Staatsverrat, wobei der<lb/> Staatsverräter niemand anders als Bismarck war, und verkündigte vor aller<lb/> Welt, daß seine Zeitung „das Verdienst habe, das Gesindel entlarvt zu haben."<lb/> Thersites redet von „Gesindel," und dabei meint er nicht seine Leute! 1ii8um<lb/> temsatis, imiioi! Aber alles Brüllen und Wutschäumen des zuletzt vom Schreien<lb/> heiser gewordenen Thersites konnte die Thatsache nicht wegbringen, daß die<lb/> Freisinnigen auch am Schlüsse dieser Session „mit leeren Händen" nach Hause<lb/> gingen. Der Schluß erfolgte am 26. Mai abends sechs Uhr.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das Studium der alten Sprachen<lb/> auf den Gymnasien.*)<lb/><note type="byline"> von I. von Unger.</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1608"> mes von den Gebieten, auf welchen uns gegenwärtig vor allein<lb/> Wandel not thut, ist die Schule. Ans der richtigen Ausbildung<lb/> und Erziehung der Jugend beruht die ganze Zukunft unsers Volkes.<lb/> Es soll bei uns nicht so werden wie in Frankreich. Was ist<lb/> nun da zu thun?</p><lb/> <p xml:id="ID_1609" next="#ID_1610"> Das deutsche Volk beginnt über diesen Punkt laut und entschieden seine<lb/> Stimme zu erheben. Überall wird die Frage von ernsten Männern in Vereinen</p><lb/> <note xml:id="FID_18" place="foot"> *) Den nachstehenden Aufsatz haben wir aufgcommen, nicht als ob der Standpunkt und<lb/> die Perspektive des Verfassers durchaus die unsrigen wären, sondern weil er Anschauungen zum<lb/> Ausdruck bringt, wie sie in gebildeten Laienkreisen heute sicherlich weit verbreitet, ja vielleicht<lb/> die herrschenden sind, und weil es wünschenswert ist, daß die Leute vom Fach diese An¬<lb/> schauungen kennen lernen.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0519]
Das Studium der alten Sprachen auf den Gymnasien.
um die Schule nicht gebrauchen lassen werden. Sie haben das „Kartelljvch"
dem Pfaffenjoche vorgezogen, das Herr Windthorst für sie in Bereitschaft hielt.
Denn das Volksschullastengesetz wurde endgiltig mit 194 gegen 121 Stimmen
angenommen. Die Konservativen trennten sich vom Zentrum und Freisinn.
Das war eine heilsame That, mit der diese Session endigte.
Die Freisinnigen hatten aber dieses Ende nicht herankommen lassen können,
ohne noch einmal durch ihren Oberlakai Engen Richter dem Kaiser und der
Kaiserin, man weiß nicht wozu und gegen wen, ihren Schutz in ersterbender
Untertänigkeit anbieten und erklären zu lassen, daß sie sich „einem schwer¬
kranken Kaiser gegenüber verpflichtet fühlten, ihrer Loyalität doppelt starken
Ausdruck zu geben." Auch hier hätte der Ehrenmann statt Loyalität richtiger
Loyolität gesagt. In dieser Loyalität sprach er vom Staatsverrat, wobei der
Staatsverräter niemand anders als Bismarck war, und verkündigte vor aller
Welt, daß seine Zeitung „das Verdienst habe, das Gesindel entlarvt zu haben."
Thersites redet von „Gesindel," und dabei meint er nicht seine Leute! 1ii8um
temsatis, imiioi! Aber alles Brüllen und Wutschäumen des zuletzt vom Schreien
heiser gewordenen Thersites konnte die Thatsache nicht wegbringen, daß die
Freisinnigen auch am Schlüsse dieser Session „mit leeren Händen" nach Hause
gingen. Der Schluß erfolgte am 26. Mai abends sechs Uhr.
Das Studium der alten Sprachen
auf den Gymnasien.*)
von I. von Unger.
mes von den Gebieten, auf welchen uns gegenwärtig vor allein
Wandel not thut, ist die Schule. Ans der richtigen Ausbildung
und Erziehung der Jugend beruht die ganze Zukunft unsers Volkes.
Es soll bei uns nicht so werden wie in Frankreich. Was ist
nun da zu thun?
Das deutsche Volk beginnt über diesen Punkt laut und entschieden seine
Stimme zu erheben. Überall wird die Frage von ernsten Männern in Vereinen
*) Den nachstehenden Aufsatz haben wir aufgcommen, nicht als ob der Standpunkt und
die Perspektive des Verfassers durchaus die unsrigen wären, sondern weil er Anschauungen zum
Ausdruck bringt, wie sie in gebildeten Laienkreisen heute sicherlich weit verbreitet, ja vielleicht
die herrschenden sind, und weil es wünschenswert ist, daß die Leute vom Fach diese An¬
schauungen kennen lernen.
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