Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.Moderne Denkmäler. der unmittelbaren Gegenwart damit anfangen kann und wie weit sie das Zeugnis Moderne Denkmäler. von Adolf Rosenberg. as Ergebnis der Wettbewerbung um ein Lessing-Denkmal in Berlin Man wird dagegen einwenden, daß auch die militärische Uniform den Moderne Denkmäler. der unmittelbaren Gegenwart damit anfangen kann und wie weit sie das Zeugnis Moderne Denkmäler. von Adolf Rosenberg. as Ergebnis der Wettbewerbung um ein Lessing-Denkmal in Berlin Man wird dagegen einwenden, daß auch die militärische Uniform den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0038" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/200143"/> <fw type="header" place="top"> Moderne Denkmäler.</fw><lb/> <p xml:id="ID_110" prev="#ID_109"> der unmittelbaren Gegenwart damit anfangen kann und wie weit sie das Zeugnis<lb/> beachten wird, können wir ruhig dahingestellt sein lassen. Nichts ist gewisser,<lb/> als daß Hebbels Name eine Zukunft haben und genannt werden wird, wenn<lb/> die Mehrzahl seiner Geguer, die ihr Unvermögen mit dem Schilde der Gesundheit<lb/> und der Volkstümlichkeit deckten, längst vergessen sein wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Moderne Denkmäler.<lb/><note type="byline"> von Adolf Rosenberg.</note></head><lb/> <p xml:id="ID_111"> as Ergebnis der Wettbewerbung um ein Lessing-Denkmal in Berlin<lb/> rückt wieder einmal die Denkmälerfrage in den Vordergrund nicht<lb/> bloß künstlerischer, sondern allgemein geistiger Interessen. Es<lb/> handelt sich nicht um einen Fürsten oder um einen General,<lb/> sondern um einen Dichter und Kritiker, und deshalb bietet sich<lb/> der Erörterung ein freieres Feld. Bei einem Manne, zu dessen Charakteristik<lb/> eine militärische Uniform nötig ist, hat der Künstler weit geringere Schwierig¬<lb/> keiten zu überwinden; die Kostümfrage ist von vornherein erledigt, die äußern<lb/> Umrisse sind gegeben, und der Künstler hat, nachdem er sich über die militärische<lb/> Etikette genügend unterrichtet hat, nur noch die Pflicht, sich mit dem geistigen Teil<lb/> seiner Aufgabe abzufinden. Dieser ist natürlich die Hauptsache; aber der Genius,<lb/> die schöpferische Kraft des Künstlers ist viel freier und ungehemmter, wenn sie<lb/> sich nicht an Vorfragen abzunutzen lind aufzureiben braucht, welche mit dem<lb/> Hauptprozeß des künstlerischen Schaffens nichts zu thun haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_112" next="#ID_113"> Man wird dagegen einwenden, daß auch die militärische Uniform den<lb/> Wandlungen der Mode oder des Reglements unterworfen ist, was besonders<lb/> zur Geltung kommt, wenn der Mann, dem ein Denkmal gesetzt werden soll,<lb/> eine lange Lebenszeit durchmessen hat. Gewiß! Als der siebzehnjährige Prinz<lb/> Wilhelm in der Schlacht bei Barchir-Aube den Hügel von Malepin hinaus-<lb/> stürmte, trug er eine ganz anders beschaffene Uniform als der dreiundsicbzigjährige<lb/> König Wilhelm, während er von der Höhe bei Frenois die Schlacht von Sedan<lb/> leitete. Gleichwohl wird der Künstler, welcher die geschichtliche Persönlichkeit<lb/> des ersten deutschen Kaisers zur Darstellung bringen will, keinen Augenblick<lb/> darüber im Zweifel sein, mit welcher Uniform er seinen Helden zu bekleiden<lb/> hat. Nicht bloß für gewisse Momente, sondern mich für ganze Perioden hat<lb/> die Uniform etwas charakteristisches und stabiles, was man von der Hof-,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0038]
Moderne Denkmäler.
der unmittelbaren Gegenwart damit anfangen kann und wie weit sie das Zeugnis
beachten wird, können wir ruhig dahingestellt sein lassen. Nichts ist gewisser,
als daß Hebbels Name eine Zukunft haben und genannt werden wird, wenn
die Mehrzahl seiner Geguer, die ihr Unvermögen mit dem Schilde der Gesundheit
und der Volkstümlichkeit deckten, längst vergessen sein wird.
Moderne Denkmäler.
von Adolf Rosenberg.
as Ergebnis der Wettbewerbung um ein Lessing-Denkmal in Berlin
rückt wieder einmal die Denkmälerfrage in den Vordergrund nicht
bloß künstlerischer, sondern allgemein geistiger Interessen. Es
handelt sich nicht um einen Fürsten oder um einen General,
sondern um einen Dichter und Kritiker, und deshalb bietet sich
der Erörterung ein freieres Feld. Bei einem Manne, zu dessen Charakteristik
eine militärische Uniform nötig ist, hat der Künstler weit geringere Schwierig¬
keiten zu überwinden; die Kostümfrage ist von vornherein erledigt, die äußern
Umrisse sind gegeben, und der Künstler hat, nachdem er sich über die militärische
Etikette genügend unterrichtet hat, nur noch die Pflicht, sich mit dem geistigen Teil
seiner Aufgabe abzufinden. Dieser ist natürlich die Hauptsache; aber der Genius,
die schöpferische Kraft des Künstlers ist viel freier und ungehemmter, wenn sie
sich nicht an Vorfragen abzunutzen lind aufzureiben braucht, welche mit dem
Hauptprozeß des künstlerischen Schaffens nichts zu thun haben.
Man wird dagegen einwenden, daß auch die militärische Uniform den
Wandlungen der Mode oder des Reglements unterworfen ist, was besonders
zur Geltung kommt, wenn der Mann, dem ein Denkmal gesetzt werden soll,
eine lange Lebenszeit durchmessen hat. Gewiß! Als der siebzehnjährige Prinz
Wilhelm in der Schlacht bei Barchir-Aube den Hügel von Malepin hinaus-
stürmte, trug er eine ganz anders beschaffene Uniform als der dreiundsicbzigjährige
König Wilhelm, während er von der Höhe bei Frenois die Schlacht von Sedan
leitete. Gleichwohl wird der Künstler, welcher die geschichtliche Persönlichkeit
des ersten deutschen Kaisers zur Darstellung bringen will, keinen Augenblick
darüber im Zweifel sein, mit welcher Uniform er seinen Helden zu bekleiden
hat. Nicht bloß für gewisse Momente, sondern mich für ganze Perioden hat
die Uniform etwas charakteristisches und stabiles, was man von der Hof-,
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