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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.

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Literatur.
Deutscher Gcschichtsknlend er für 1886. Sachlich geordnete Zusmimienstellung der
politisch wichtigsten Ereignisse im deutschen Reiche. Leipzig, Fr. Wilh, Grmww, 1387.

Wir haben vorm Jahre den ersten Jahrgang dieses Geschichtskalcuders an¬
gezeigt und darauf hingetviesen, daß wir es hier mit einem in jeder Hinsicht ge¬
lungenen Werke zu thun haben, welches geeignet ist, alle Zusammenstellungen ähn¬
licher Art weit in den Schatten zu stellen. Umso erfreulicher ist es, nunmehr,
und zwar schon jetzt, wo das neue Jahr kaum begonnen hat, das Erscheinen des
zweiten Jahrganges anzeigen zu können. Es ist sehr erwünscht, alsbald bei der
Jahreswende eine genaue und wohlgeordnete Uebersicht über die Ereignisse des
verflossenen Jahres vor sich zu haben, um den Faden der Entwicklung nicht aus
der Hand zu verlieren, namentlich aber, wenn der Jahreswechsel mit so wichtigen
politischen Ereignissen zusammenfällt wie der diesmalige. Nur eine sachliche, nach
den Gegenständen geordnete Darstellung läßt sich aber während des Jahres derart
fortführen, daß sie alsbald mit dem Jahresschlusse zum Druck befördert werden
kann, und damit ist die Probe ans das in dem hier besprochenen Buche beliebte
System gemacht, da das letzte dargestellte Ereignis, wenn ich nicht ein noch späteres
übersehen haben sollte, vom 23. Dezember datirt. Wie im vorigen Jahrgange ist
auch in diesem die vollste Objektivität gewahrt, sodaß das Buch nicht nur für alle
Parteien brauchbar ist, sondern wirklich als eine reine und lautere Geschichtsquelle
bezeichnet werden kann. Mit dem Streben auf möglichste Parteilosigke.it ist es so
ernst gemeint, daß der Herausgeber jeden, welcher bezüglich irgend einer Stelle
Zweifel in die Parteilosigkeit zu setzen geneigt ist, um Bezeichnung der Stellen
bittet, damit durch die. Fassung künftig noch bestimmter jedes denkbare Mi߬
verständnis ausgeschlossen werde. Da vou einigen Seiten verlangt wurde, daß der
Name des Herausgebers genannt werde, so hat der als historischer und politischer
Schriftsteller bekannte und geschätzte or. Karl Wippermann zu Berlin die Ver¬
tretung übernommen.

Um auf den Inhalt des Werkes, soweit der Raum hier gestattet, etwas näher
einzugehen, so mag bemerkt werden, daß wiederum zunächst die Ereignisse, welche
das deutsche Reich und Preußen betreffen, dann aber die merkwürdigen Vorkomm¬
nisse der uichtprenßischen Bundesstaaten erzählt werden. Die Darstellung beginnt
mit dem am 2. Februar gefeierten Regieruugsjubiläum König Wilhelms und geht
dann zu der zweiten Session des sechsten Reichstages über, deren erster Teil im
vorigen Jahrgange wiedergegeben ist und die am 26. Juni ihr Ende erreichte;
hervorzuheben siud hier insbesondre die Etatsberatuug, die Verhandlungen über
die Besteuerung des Zuckers "ud des Branntweines, das Branntweiumouovvl, das
Sozialistengesetz, die Abänderung der Justizgesetze und der Gewerbeordnung, sowie
die Erörterung der zur Sprache gebrachten Verfassungsfragen. Spätere Abschnitte
schildern die kurze dritte Reichstagssession über den spanischen Handelsvertrag und
die in den letzten Taget, so jäh beendigte vierte Session, ans der die Beratungen
über den Etat und die Militärvorlage das meiste Interesse in Anspruch nehmen.
Der Abschnitt über den sechzehnten preußischen Landtag fesselt vorzugsweise durch
die Etatsberatung, die Erörterung des Schutzes der deutscheu Interessen in den
Ostvrvvinzen und die Verhandlung über die kirchenpvlitische Gesetzgebung, der sich
ein hochinteressanter Abschnitt über die katholische Kirchenpolitik und ein über-


Literatur.
Deutscher Gcschichtsknlend er für 1886. Sachlich geordnete Zusmimienstellung der
politisch wichtigsten Ereignisse im deutschen Reiche. Leipzig, Fr. Wilh, Grmww, 1387.

Wir haben vorm Jahre den ersten Jahrgang dieses Geschichtskalcuders an¬
gezeigt und darauf hingetviesen, daß wir es hier mit einem in jeder Hinsicht ge¬
lungenen Werke zu thun haben, welches geeignet ist, alle Zusammenstellungen ähn¬
licher Art weit in den Schatten zu stellen. Umso erfreulicher ist es, nunmehr,
und zwar schon jetzt, wo das neue Jahr kaum begonnen hat, das Erscheinen des
zweiten Jahrganges anzeigen zu können. Es ist sehr erwünscht, alsbald bei der
Jahreswende eine genaue und wohlgeordnete Uebersicht über die Ereignisse des
verflossenen Jahres vor sich zu haben, um den Faden der Entwicklung nicht aus
der Hand zu verlieren, namentlich aber, wenn der Jahreswechsel mit so wichtigen
politischen Ereignissen zusammenfällt wie der diesmalige. Nur eine sachliche, nach
den Gegenständen geordnete Darstellung läßt sich aber während des Jahres derart
fortführen, daß sie alsbald mit dem Jahresschlusse zum Druck befördert werden
kann, und damit ist die Probe ans das in dem hier besprochenen Buche beliebte
System gemacht, da das letzte dargestellte Ereignis, wenn ich nicht ein noch späteres
übersehen haben sollte, vom 23. Dezember datirt. Wie im vorigen Jahrgange ist
auch in diesem die vollste Objektivität gewahrt, sodaß das Buch nicht nur für alle
Parteien brauchbar ist, sondern wirklich als eine reine und lautere Geschichtsquelle
bezeichnet werden kann. Mit dem Streben auf möglichste Parteilosigke.it ist es so
ernst gemeint, daß der Herausgeber jeden, welcher bezüglich irgend einer Stelle
Zweifel in die Parteilosigkeit zu setzen geneigt ist, um Bezeichnung der Stellen
bittet, damit durch die. Fassung künftig noch bestimmter jedes denkbare Mi߬
verständnis ausgeschlossen werde. Da vou einigen Seiten verlangt wurde, daß der
Name des Herausgebers genannt werde, so hat der als historischer und politischer
Schriftsteller bekannte und geschätzte or. Karl Wippermann zu Berlin die Ver¬
tretung übernommen.

Um auf den Inhalt des Werkes, soweit der Raum hier gestattet, etwas näher
einzugehen, so mag bemerkt werden, daß wiederum zunächst die Ereignisse, welche
das deutsche Reich und Preußen betreffen, dann aber die merkwürdigen Vorkomm¬
nisse der uichtprenßischen Bundesstaaten erzählt werden. Die Darstellung beginnt
mit dem am 2. Februar gefeierten Regieruugsjubiläum König Wilhelms und geht
dann zu der zweiten Session des sechsten Reichstages über, deren erster Teil im
vorigen Jahrgange wiedergegeben ist und die am 26. Juni ihr Ende erreichte;
hervorzuheben siud hier insbesondre die Etatsberatuug, die Verhandlungen über
die Besteuerung des Zuckers «ud des Branntweines, das Branntweiumouovvl, das
Sozialistengesetz, die Abänderung der Justizgesetze und der Gewerbeordnung, sowie
die Erörterung der zur Sprache gebrachten Verfassungsfragen. Spätere Abschnitte
schildern die kurze dritte Reichstagssession über den spanischen Handelsvertrag und
die in den letzten Taget, so jäh beendigte vierte Session, ans der die Beratungen
über den Etat und die Militärvorlage das meiste Interesse in Anspruch nehmen.
Der Abschnitt über den sechzehnten preußischen Landtag fesselt vorzugsweise durch
die Etatsberatung, die Erörterung des Schutzes der deutscheu Interessen in den
Ostvrvvinzen und die Verhandlung über die kirchenpvlitische Gesetzgebung, der sich
ein hochinteressanter Abschnitt über die katholische Kirchenpolitik und ein über-


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[0254] Literatur. Deutscher Gcschichtsknlend er für 1886. Sachlich geordnete Zusmimienstellung der politisch wichtigsten Ereignisse im deutschen Reiche. Leipzig, Fr. Wilh, Grmww, 1387. Wir haben vorm Jahre den ersten Jahrgang dieses Geschichtskalcuders an¬ gezeigt und darauf hingetviesen, daß wir es hier mit einem in jeder Hinsicht ge¬ lungenen Werke zu thun haben, welches geeignet ist, alle Zusammenstellungen ähn¬ licher Art weit in den Schatten zu stellen. Umso erfreulicher ist es, nunmehr, und zwar schon jetzt, wo das neue Jahr kaum begonnen hat, das Erscheinen des zweiten Jahrganges anzeigen zu können. Es ist sehr erwünscht, alsbald bei der Jahreswende eine genaue und wohlgeordnete Uebersicht über die Ereignisse des verflossenen Jahres vor sich zu haben, um den Faden der Entwicklung nicht aus der Hand zu verlieren, namentlich aber, wenn der Jahreswechsel mit so wichtigen politischen Ereignissen zusammenfällt wie der diesmalige. Nur eine sachliche, nach den Gegenständen geordnete Darstellung läßt sich aber während des Jahres derart fortführen, daß sie alsbald mit dem Jahresschlusse zum Druck befördert werden kann, und damit ist die Probe ans das in dem hier besprochenen Buche beliebte System gemacht, da das letzte dargestellte Ereignis, wenn ich nicht ein noch späteres übersehen haben sollte, vom 23. Dezember datirt. Wie im vorigen Jahrgange ist auch in diesem die vollste Objektivität gewahrt, sodaß das Buch nicht nur für alle Parteien brauchbar ist, sondern wirklich als eine reine und lautere Geschichtsquelle bezeichnet werden kann. Mit dem Streben auf möglichste Parteilosigke.it ist es so ernst gemeint, daß der Herausgeber jeden, welcher bezüglich irgend einer Stelle Zweifel in die Parteilosigkeit zu setzen geneigt ist, um Bezeichnung der Stellen bittet, damit durch die. Fassung künftig noch bestimmter jedes denkbare Mi߬ verständnis ausgeschlossen werde. Da vou einigen Seiten verlangt wurde, daß der Name des Herausgebers genannt werde, so hat der als historischer und politischer Schriftsteller bekannte und geschätzte or. Karl Wippermann zu Berlin die Ver¬ tretung übernommen. Um auf den Inhalt des Werkes, soweit der Raum hier gestattet, etwas näher einzugehen, so mag bemerkt werden, daß wiederum zunächst die Ereignisse, welche das deutsche Reich und Preußen betreffen, dann aber die merkwürdigen Vorkomm¬ nisse der uichtprenßischen Bundesstaaten erzählt werden. Die Darstellung beginnt mit dem am 2. Februar gefeierten Regieruugsjubiläum König Wilhelms und geht dann zu der zweiten Session des sechsten Reichstages über, deren erster Teil im vorigen Jahrgange wiedergegeben ist und die am 26. Juni ihr Ende erreichte; hervorzuheben siud hier insbesondre die Etatsberatuug, die Verhandlungen über die Besteuerung des Zuckers «ud des Branntweines, das Branntweiumouovvl, das Sozialistengesetz, die Abänderung der Justizgesetze und der Gewerbeordnung, sowie die Erörterung der zur Sprache gebrachten Verfassungsfragen. Spätere Abschnitte schildern die kurze dritte Reichstagssession über den spanischen Handelsvertrag und die in den letzten Taget, so jäh beendigte vierte Session, ans der die Beratungen über den Etat und die Militärvorlage das meiste Interesse in Anspruch nehmen. Der Abschnitt über den sechzehnten preußischen Landtag fesselt vorzugsweise durch die Etatsberatung, die Erörterung des Schutzes der deutscheu Interessen in den Ostvrvvinzen und die Verhandlung über die kirchenpvlitische Gesetzgebung, der sich ein hochinteressanter Abschnitt über die katholische Kirchenpolitik und ein über-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_200104/254>, abgerufen am 22.12.2024.