Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.Aus der Chronik derer von Riffelshausen. Margarethe von Bülow. Lrzählung in zwei Büchern von Erstes Buch. Erstes Kapitel. item in dem gottgesegneten Thüringer Hügellande, eine halbe Kommt man von dem Städtchen Rummelshausen nach Siebenhofen, so Aus der Chronik derer von Riffelshausen. Margarethe von Bülow. Lrzählung in zwei Büchern von Erstes Buch. Erstes Kapitel. item in dem gottgesegneten Thüringer Hügellande, eine halbe Kommt man von dem Städtchen Rummelshausen nach Siebenhofen, so <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0333" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199053"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341843_198719/figures/grenzboten_341843_198719_199053_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus der Chronik derer von Riffelshausen.<lb/><note type="byline"> Margarethe von Bülow.</note> Lrzählung in zwei Büchern von<lb/> Erstes Buch.</head><lb/> <div n="2"> <head> Erstes Kapitel.</head><lb/> <p xml:id="ID_919"> item in dem gottgesegneten Thüringer Hügellande, eine halbe<lb/> Stunde von dem Städtchen Nnmmelshausen entfernt, liegt Sieben-<lb/> Hosen, die Besitzung der freiherrlichen Familie von Risfelshausen.<lb/> Das Dorf Siebenhofen ist so recht ein Muster der Ortschaften<lb/> des fruchtbaren Hügellandes. Die reinlichen, zum Teil mehr¬<lb/> stöckigen und mit Fachwerk versehenen Häuser, die rotleuchtenden Ziegeldächer<lb/> und die wohlgepflegten Blumengärtchen zeugen von behaglicher Wohlhabenheit.</p><lb/> <p xml:id="ID_920" next="#ID_921"> Kommt man von dem Städtchen Rummelshausen nach Siebenhofen, so<lb/> kann man das stattliche Dorf seiner ganzen Länge nach durchwandern, ehe man<lb/> das Vorhandensein eines Herrensitzes gewahr wird. Endlich zeigt sich eine hohe<lb/> Mauer, über deren halbverwitterten Steinplatten die dichten Kronen mächtiger<lb/> Ulmen und Kastanien ragen. Ein bescheidnes Pförtchen gewährt den Eingang<lb/> zu den schattigen Pfaden des etwas verwilderten Parkes. Schreitet man jedoch<lb/> außerhalb der Mauer weiter, so zeigt sich nach einer Biegung der Dorfstraße<lb/> zwischen wappengeschmückten Steinpfeilern ein großes Gitterthor und bietet<lb/> einen Blick auf das parkumgebene Herrenhaus. Von der Dorfstraße durch<lb/> einen ansehnlichen Hofraum getrennt, steht es dort, ein formloser, dunkelfarbiger<lb/> Bau, den auch der neuere Seitenflügel nicht schöner macht. Das Dach ist<lb/> altertümlich, hoch und steil, die Fenster unregelmäßig, die Wände hie und da<lb/> rissig, die einstmalige Kalkverkleidung zum größten Teil abgefallen. Die Hinter-<lb/> wnnd des Hauptgebäudes, wegen der Unebenheit des Terrains um ein Stock¬<lb/> werk höher als die Front, scheint aus einem bodenlosen Graben zu tauchen,<lb/> der sein wenig durchsichtiges Wasser dicht an der Mauer hinschleppt und dann<lb/> mit einer starken Ausbiegung das Schloß umzieht, sodaß der Zutritt zu dem-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0333]
[Abbildung]
Aus der Chronik derer von Riffelshausen.
Margarethe von Bülow. Lrzählung in zwei Büchern von
Erstes Buch.
Erstes Kapitel.
item in dem gottgesegneten Thüringer Hügellande, eine halbe
Stunde von dem Städtchen Nnmmelshausen entfernt, liegt Sieben-
Hosen, die Besitzung der freiherrlichen Familie von Risfelshausen.
Das Dorf Siebenhofen ist so recht ein Muster der Ortschaften
des fruchtbaren Hügellandes. Die reinlichen, zum Teil mehr¬
stöckigen und mit Fachwerk versehenen Häuser, die rotleuchtenden Ziegeldächer
und die wohlgepflegten Blumengärtchen zeugen von behaglicher Wohlhabenheit.
Kommt man von dem Städtchen Rummelshausen nach Siebenhofen, so
kann man das stattliche Dorf seiner ganzen Länge nach durchwandern, ehe man
das Vorhandensein eines Herrensitzes gewahr wird. Endlich zeigt sich eine hohe
Mauer, über deren halbverwitterten Steinplatten die dichten Kronen mächtiger
Ulmen und Kastanien ragen. Ein bescheidnes Pförtchen gewährt den Eingang
zu den schattigen Pfaden des etwas verwilderten Parkes. Schreitet man jedoch
außerhalb der Mauer weiter, so zeigt sich nach einer Biegung der Dorfstraße
zwischen wappengeschmückten Steinpfeilern ein großes Gitterthor und bietet
einen Blick auf das parkumgebene Herrenhaus. Von der Dorfstraße durch
einen ansehnlichen Hofraum getrennt, steht es dort, ein formloser, dunkelfarbiger
Bau, den auch der neuere Seitenflügel nicht schöner macht. Das Dach ist
altertümlich, hoch und steil, die Fenster unregelmäßig, die Wände hie und da
rissig, die einstmalige Kalkverkleidung zum größten Teil abgefallen. Die Hinter-
wnnd des Hauptgebäudes, wegen der Unebenheit des Terrains um ein Stock¬
werk höher als die Front, scheint aus einem bodenlosen Graben zu tauchen,
der sein wenig durchsichtiges Wasser dicht an der Mauer hinschleppt und dann
mit einer starken Ausbiegung das Schloß umzieht, sodaß der Zutritt zu dem-
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