Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Camoens. Roman von Adolf Stern. (Fortsetzung.) es meine, daß wir der neuern Christin mit dem Sakrament den Ich weiß nur, daß auch Catarina Atayde, ihre Mutter, zu einer edeln Barreto konnte in diesem Augenblicke seine Züge nicht unterscheiden, aber Camoens antwortete nichts mehr. Er empfand die nachgiebige Güte des Camoens. Roman von Adolf Stern. (Fortsetzung.) es meine, daß wir der neuern Christin mit dem Sakrament den Ich weiß nur, daß auch Catarina Atayde, ihre Mutter, zu einer edeln Barreto konnte in diesem Augenblicke seine Züge nicht unterscheiden, aber Camoens antwortete nichts mehr. Er empfand die nachgiebige Güte des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0436" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197860"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341843_197423/figures/grenzboten_341843_197423_197860_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Camoens.<lb/><note type="byline"> Roman von Adolf Stern.</note> (Fortsetzung.)</head><lb/> <p xml:id="ID_1262"> es meine, daß wir der neuern Christin mit dem Sakrament den<lb/> Schutz edler Frauen sichern könnten, versetze Camoens nach einigem<lb/> Zögern.<lb/> Und die erste dieser edeln Frauen heißt Catarina Palmeirim,<lb/> nicht so? rief Barreto. Eure Einbildungskraft ist so lebendig wie<lb/> je, sie strahlt verschwenderisch ihr eignes Licht über die gesamte Welt aus.<lb/> Wähnt Ihr im Ernste, daß diese junge Gräfin freier sei als ihre Mutter, und<lb/> eine Pflicht auf sich nehmen werde, die ihren Ruf, ihre Stellung bei Hofe, ihre<lb/> Zukunft bedrohen könnte? Ihr vergeht, daß wir Esmah gegen den Willen des<lb/> Königs und gegen die Erwägungen der hohen Staatskunst unter den Schutz<lb/> des Kreuzes flüchten wolle».</p><lb/> <p xml:id="ID_1263"> Ich weiß nur, daß auch Catarina Atayde, ihre Mutter, zu einer edeln<lb/> That, bei welcher Gott und Menschen zugleich gedient ward, den Mut besessen<lb/> hätte, erwiederte Camoens.</p><lb/> <p xml:id="ID_1264"> Barreto konnte in diesem Augenblicke seine Züge nicht unterscheiden, aber<lb/> aus dem Klänge der Worte entnahm er, daß der Reizbare gekränkt sei, und<lb/> gutmütig brach er das verstimmende Gespräch mit dem Ausrufe ab: Man muß<lb/> an einem Tage nicht alles erleben wollen. Morgen bedenken wir Euern Vor¬<lb/> schlag noch einmal, und Ihr werdet selbst erkennen, was ihm entgegensteht!</p><lb/> <p xml:id="ID_1265" next="#ID_1266"> Camoens antwortete nichts mehr. Er empfand die nachgiebige Güte des<lb/> Freundes, aber er vermochte nicht dankbar dafür zu sein, in der Erregung<lb/> seines Gefühls schien es ihm, daß Barretos Seele in Klugheit gleichsam erstarrt<lb/> sei und keiner andern Stimme mehr Gehör gebe. Wie eine plötzliche Erleuch¬<lb/> tung war ihm der Gedanke aufgegangen, das Abenteuer mit Esmah der jungen<lb/> Gräfin und, wenn es sein mußte, auch der Herzogin zu vertrauen, und er hatte</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0436]
[Abbildung]
Camoens.
Roman von Adolf Stern. (Fortsetzung.)
es meine, daß wir der neuern Christin mit dem Sakrament den
Schutz edler Frauen sichern könnten, versetze Camoens nach einigem
Zögern.
Und die erste dieser edeln Frauen heißt Catarina Palmeirim,
nicht so? rief Barreto. Eure Einbildungskraft ist so lebendig wie
je, sie strahlt verschwenderisch ihr eignes Licht über die gesamte Welt aus.
Wähnt Ihr im Ernste, daß diese junge Gräfin freier sei als ihre Mutter, und
eine Pflicht auf sich nehmen werde, die ihren Ruf, ihre Stellung bei Hofe, ihre
Zukunft bedrohen könnte? Ihr vergeht, daß wir Esmah gegen den Willen des
Königs und gegen die Erwägungen der hohen Staatskunst unter den Schutz
des Kreuzes flüchten wolle».
Ich weiß nur, daß auch Catarina Atayde, ihre Mutter, zu einer edeln
That, bei welcher Gott und Menschen zugleich gedient ward, den Mut besessen
hätte, erwiederte Camoens.
Barreto konnte in diesem Augenblicke seine Züge nicht unterscheiden, aber
aus dem Klänge der Worte entnahm er, daß der Reizbare gekränkt sei, und
gutmütig brach er das verstimmende Gespräch mit dem Ausrufe ab: Man muß
an einem Tage nicht alles erleben wollen. Morgen bedenken wir Euern Vor¬
schlag noch einmal, und Ihr werdet selbst erkennen, was ihm entgegensteht!
Camoens antwortete nichts mehr. Er empfand die nachgiebige Güte des
Freundes, aber er vermochte nicht dankbar dafür zu sein, in der Erregung
seines Gefühls schien es ihm, daß Barretos Seele in Klugheit gleichsam erstarrt
sei und keiner andern Stimme mehr Gehör gebe. Wie eine plötzliche Erleuch¬
tung war ihm der Gedanke aufgegangen, das Abenteuer mit Esmah der jungen
Gräfin und, wenn es sein mußte, auch der Herzogin zu vertrauen, und er hatte
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