Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.Die Haiidwerkerbewogung und ihr mögliches Ziel, bares Abhängigkeitsverhältnis gestellt haben. So etwas ist noch schlimmer als Nun mögen ja viele Abgeordnete von vornherein von dem Geiste ihrer Die Frage, inwieweit diese Momente dergestalt ausschlaggebend sind, daß Die Handwerkerbewegung und ihr mögliches Ziel. le gegenwärtige deutsche Handwerkerbcwegung (so darf und muß Die Haiidwerkerbewogung und ihr mögliches Ziel, bares Abhängigkeitsverhältnis gestellt haben. So etwas ist noch schlimmer als Nun mögen ja viele Abgeordnete von vornherein von dem Geiste ihrer Die Frage, inwieweit diese Momente dergestalt ausschlaggebend sind, daß Die Handwerkerbewegung und ihr mögliches Ziel. le gegenwärtige deutsche Handwerkerbcwegung (so darf und muß <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0403" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196503"/> <fw type="header" place="top"> Die Haiidwerkerbewogung und ihr mögliches Ziel,</fw><lb/> <p xml:id="ID_1623" prev="#ID_1622"> bares Abhängigkeitsverhältnis gestellt haben. So etwas ist noch schlimmer als<lb/> jede Instruktion.</p><lb/> <p xml:id="ID_1624"> Nun mögen ja viele Abgeordnete von vornherein von dem Geiste ihrer<lb/> Fraktion so erfüllt sein, daß es für ihr Auftreten keinen Unterschied macht, ob<lb/> sie von der Fraktion bezahlt werden oder nicht. Auch sieht man ziemlich all¬<lb/> gemein das Fraktionswesen als etwas so Selbstverständliches an, daß man<lb/> garnichts dabei findet, wenn jemand sich mit Haut und Haar einer Fraktion<lb/> verschreibt. Würde dieser Gedanke konsequent durchgeführt, so brauchten eigentlich<lb/> die Wahlkvrperschaften garnicht mehr einen wirklichen Menschen in den Reichs¬<lb/> tag zu entsenden, sondern sie votirten nur eine Znsatzstimme für den Herrn<lb/> Richter, Windthorst, Bebel.>c., welche diese sich bei jeder Abstimmung zurechnen<lb/> dürften. Macht man sich aber von dieser Befangenheit, mit welcher man das<lb/> Maktionswcscn betrachtet, frei, so kaun man doch in der That nicht verkennen,<lb/> daß es für einen Menschen, der sich selbst fühlt, etwas moralisch .Herabwürdigendes<lb/> ist, wenn er für eine Thätigkeit, bei der er nach freier Überzeugung handeln<lb/> soll, von einem Jntercssirtcn sich bezahlen läßt und damit seine freie Über¬<lb/> zeugung von vornherein gefangen giebt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1625"> Die Frage, inwieweit diese Momente dergestalt ausschlaggebend sind, daß<lb/> sich das Beziehen von Fraktionsduitcn unter die gedachten Vorschriften des<lb/> Preußischen Landrechtes subsunnren läßt, wird die von den preußischen Gerichte»<lb/> zu beantwortende sein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Handwerkerbewegung und ihr mögliches Ziel.</head><lb/> <p xml:id="ID_1626"> le gegenwärtige deutsche Handwerkerbcwegung (so darf und muß<lb/> man sie nennen, da es in andern Ländern bis jetzt nur Anläufe<lb/> zu ähnlichen Bestrebungen giebt) dreht sich um die Frage, ob es<lb/> möglich sei, kleingewerblichc Selbständigkeit mitten in dem ge¬<lb/> waltigen technischen und industriellen Leben unsrer Zeit zu be¬<lb/> wahren. Ist dies möglich, so kann es wieder ein Handwerk geben, natürlich<lb/> >n andern als den mittelalterlichen Formen, aber doch in solchen, welche eine<lb/> gewisse innere Verwandtschaft mit denselben haben; ist es nicht möglich, so<lb/> behalten diejenigen Recht, welche in allen zur Zeit stattfindenden Anstrengungen<lb/> zu einer Wiederbelebung des Handwerks uur eine unnütze, den Todeskampf<lb/> dieser Wirtschaftsform verlängernde und qualvoller machende Grausamkeit er¬<lb/> blicken.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0403]
Die Haiidwerkerbewogung und ihr mögliches Ziel,
bares Abhängigkeitsverhältnis gestellt haben. So etwas ist noch schlimmer als
jede Instruktion.
Nun mögen ja viele Abgeordnete von vornherein von dem Geiste ihrer
Fraktion so erfüllt sein, daß es für ihr Auftreten keinen Unterschied macht, ob
sie von der Fraktion bezahlt werden oder nicht. Auch sieht man ziemlich all¬
gemein das Fraktionswesen als etwas so Selbstverständliches an, daß man
garnichts dabei findet, wenn jemand sich mit Haut und Haar einer Fraktion
verschreibt. Würde dieser Gedanke konsequent durchgeführt, so brauchten eigentlich
die Wahlkvrperschaften garnicht mehr einen wirklichen Menschen in den Reichs¬
tag zu entsenden, sondern sie votirten nur eine Znsatzstimme für den Herrn
Richter, Windthorst, Bebel.>c., welche diese sich bei jeder Abstimmung zurechnen
dürften. Macht man sich aber von dieser Befangenheit, mit welcher man das
Maktionswcscn betrachtet, frei, so kaun man doch in der That nicht verkennen,
daß es für einen Menschen, der sich selbst fühlt, etwas moralisch .Herabwürdigendes
ist, wenn er für eine Thätigkeit, bei der er nach freier Überzeugung handeln
soll, von einem Jntercssirtcn sich bezahlen läßt und damit seine freie Über¬
zeugung von vornherein gefangen giebt.
Die Frage, inwieweit diese Momente dergestalt ausschlaggebend sind, daß
sich das Beziehen von Fraktionsduitcn unter die gedachten Vorschriften des
Preußischen Landrechtes subsunnren läßt, wird die von den preußischen Gerichte»
zu beantwortende sein.
Die Handwerkerbewegung und ihr mögliches Ziel.
le gegenwärtige deutsche Handwerkerbcwegung (so darf und muß
man sie nennen, da es in andern Ländern bis jetzt nur Anläufe
zu ähnlichen Bestrebungen giebt) dreht sich um die Frage, ob es
möglich sei, kleingewerblichc Selbständigkeit mitten in dem ge¬
waltigen technischen und industriellen Leben unsrer Zeit zu be¬
wahren. Ist dies möglich, so kann es wieder ein Handwerk geben, natürlich
>n andern als den mittelalterlichen Formen, aber doch in solchen, welche eine
gewisse innere Verwandtschaft mit denselben haben; ist es nicht möglich, so
behalten diejenigen Recht, welche in allen zur Zeit stattfindenden Anstrengungen
zu einer Wiederbelebung des Handwerks uur eine unnütze, den Todeskampf
dieser Wirtschaftsform verlängernde und qualvoller machende Grausamkeit er¬
blicken.
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