Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.Gute Leute - schlechte Musikanten. Schablonenmäßigkeit der romanischen Figuren überwand. Er hat zuweilen einfach Ein Echo, das wie eine Orgel wirkt. Das Baptisterium mit köstlichen Bronzethnren von Gianbologna und seinen In der Akademie der schönen Künste eine kleine Gemäldesammlung mit alten Nicht weit davon die uralte Universität, mit einfacheren, anspruchsloseren Des schiefen Turmes, des Campanile zum Dom, habe ich noch zu gedenken. (Fortsetzung folgt.) Gute Leute -- schlechte Musikanten. chvn einmal haben wir unter dieser Überschrift auf den peinliche" Gute Leute - schlechte Musikanten. Schablonenmäßigkeit der romanischen Figuren überwand. Er hat zuweilen einfach Ein Echo, das wie eine Orgel wirkt. Das Baptisterium mit köstlichen Bronzethnren von Gianbologna und seinen In der Akademie der schönen Künste eine kleine Gemäldesammlung mit alten Nicht weit davon die uralte Universität, mit einfacheren, anspruchsloseren Des schiefen Turmes, des Campanile zum Dom, habe ich noch zu gedenken. (Fortsetzung folgt.) Gute Leute — schlechte Musikanten. chvn einmal haben wir unter dieser Überschrift auf den peinliche» <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0426" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195815"/> <fw type="header" place="top"> Gute Leute - schlechte Musikanten.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1502" prev="#ID_1501"> Schablonenmäßigkeit der romanischen Figuren überwand. Er hat zuweilen einfach<lb/> antike Figuren in seine Kompositionen herübergenommen. Die Innigkeit der<lb/> Empfindung fügten dann Söhne und Enkel wieder hinzu.</p><lb/> <p xml:id="ID_1503"> Ein Echo, das wie eine Orgel wirkt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1504"> Das Baptisterium mit köstlichen Bronzethnren von Gianbologna und seinen<lb/> Schülern geschmückt. Lebendig. Reizvoll. Die Bordüren ans realistischen, höchst<lb/> geschmackvoll arrangirten Fruchtschnüren von Limonen, Feige», bohuenartigen<lb/> Früchten u. s. >v. gebildet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1505"> In der Akademie der schönen Künste eine kleine Gemäldesammlung mit alten<lb/> Italienern. Höchst interessant ein Karton Benozzo Gozzolis zur Königin von Saba<lb/> im Camposanto.</p><lb/> <p xml:id="ID_1506"> Nicht weit davon die uralte Universität, mit einfacheren, anspruchsloseren<lb/> Säulennmgang im Hofe. Auf diesen Umgang münden die Auditorien. Es schienen<lb/> aber Ferien zu sein, alles tot und still.</p><lb/> <p xml:id="ID_1507"> Des schiefen Turmes, des Campanile zum Dom, habe ich noch zu gedenken.<lb/> Acht Geschosse mit Sttnlenstellnngcn übereinander, von weißesten Marmor. Ich<lb/> wollte hinauf, wurde aber nicht zugelassen, weil immer drei Personen zusammen<lb/> sein müssen; ans welchem Grunde, blieb mir verborgen. Die Neigung des Baues<lb/> ist ganz beängstigend, oben beträgt die Abweichung 4,3 Meter. Die Erklärung,<lb/> der Bau habe sich, als man im dritten Stock gewesen, gesenkt, man habe aber<lb/> weiter gebaut und von Stock zu Stock das Uebergewicht zurückgeschoben (durch all¬<lb/> mähliche Austragung des Kerns auf die entgegengesetzte Seite), dürfte die richtige<lb/> sein, denn das, man von Anfang an schief gebaut haben sollte, läßt sich nicht denken,<lb/> da die Wirkung keine schöne ist und sein kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1508"> (Fortsetzung folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Gute Leute — schlechte Musikanten.</head><lb/> <p xml:id="ID_1509" next="#ID_1510"> chvn einmal haben wir unter dieser Überschrift auf den peinliche»<lb/> Widerspruch, der nur allzuoft zwischen idealen Vorsätzen und<lb/> stümperhaften Leistungen, einem edeln Wollen und einem kläg¬<lb/> lichen Können klafft, bedauernd hingewiesen. Pfuscherei und<lb/> Trivialität bleiben, was sie sind, auch wenn sie mit den er¬<lb/> habensten Stoffen und unzweifelhaft guten Intentionen perknüpft erscheinen. Dies<lb/> ist eine Wahrheit, die namentlich konservative Kreise nur zu oft aus den Augen<lb/> lassen und die von Zeit zu Zeit scharf betont werden muß. Heines hohlwolle<lb/> Bezeichnung des Tanzbären Atta Troll: „Kein Talent — doch ein Charakter!"<lb/> traf unmittelbar und zunächst nur die liberale Tendenzliteratur der vierziger<lb/> Jahre, welche die armseligsten Dichtungen und Schauspiele, sofern sie „gesinnungs¬<lb/> tüchtig" waren, gelten ließ, ja rühmte. Allein die Satire leidet Anwendung auf</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0426]
Gute Leute - schlechte Musikanten.
Schablonenmäßigkeit der romanischen Figuren überwand. Er hat zuweilen einfach
antike Figuren in seine Kompositionen herübergenommen. Die Innigkeit der
Empfindung fügten dann Söhne und Enkel wieder hinzu.
Ein Echo, das wie eine Orgel wirkt.
Das Baptisterium mit köstlichen Bronzethnren von Gianbologna und seinen
Schülern geschmückt. Lebendig. Reizvoll. Die Bordüren ans realistischen, höchst
geschmackvoll arrangirten Fruchtschnüren von Limonen, Feige», bohuenartigen
Früchten u. s. >v. gebildet.
In der Akademie der schönen Künste eine kleine Gemäldesammlung mit alten
Italienern. Höchst interessant ein Karton Benozzo Gozzolis zur Königin von Saba
im Camposanto.
Nicht weit davon die uralte Universität, mit einfacheren, anspruchsloseren
Säulennmgang im Hofe. Auf diesen Umgang münden die Auditorien. Es schienen
aber Ferien zu sein, alles tot und still.
Des schiefen Turmes, des Campanile zum Dom, habe ich noch zu gedenken.
Acht Geschosse mit Sttnlenstellnngcn übereinander, von weißesten Marmor. Ich
wollte hinauf, wurde aber nicht zugelassen, weil immer drei Personen zusammen
sein müssen; ans welchem Grunde, blieb mir verborgen. Die Neigung des Baues
ist ganz beängstigend, oben beträgt die Abweichung 4,3 Meter. Die Erklärung,
der Bau habe sich, als man im dritten Stock gewesen, gesenkt, man habe aber
weiter gebaut und von Stock zu Stock das Uebergewicht zurückgeschoben (durch all¬
mähliche Austragung des Kerns auf die entgegengesetzte Seite), dürfte die richtige
sein, denn das, man von Anfang an schief gebaut haben sollte, läßt sich nicht denken,
da die Wirkung keine schöne ist und sein kann.
(Fortsetzung folgt.)
Gute Leute — schlechte Musikanten.
chvn einmal haben wir unter dieser Überschrift auf den peinliche»
Widerspruch, der nur allzuoft zwischen idealen Vorsätzen und
stümperhaften Leistungen, einem edeln Wollen und einem kläg¬
lichen Können klafft, bedauernd hingewiesen. Pfuscherei und
Trivialität bleiben, was sie sind, auch wenn sie mit den er¬
habensten Stoffen und unzweifelhaft guten Intentionen perknüpft erscheinen. Dies
ist eine Wahrheit, die namentlich konservative Kreise nur zu oft aus den Augen
lassen und die von Zeit zu Zeit scharf betont werden muß. Heines hohlwolle
Bezeichnung des Tanzbären Atta Troll: „Kein Talent — doch ein Charakter!"
traf unmittelbar und zunächst nur die liberale Tendenzliteratur der vierziger
Jahre, welche die armseligsten Dichtungen und Schauspiele, sofern sie „gesinnungs¬
tüchtig" waren, gelten ließ, ja rühmte. Allein die Satire leidet Anwendung auf
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