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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

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Um eine perle.
Roman vo>i Robert waldmiiller (<Ld. Duboc). (Fortschui^.)
Achtes Kapitel.

le oberste Stufe war unmittelbar vor der Thür, welche sich
dem nächtlichen Besucher öffnen sollte. Mit einem schwach¬
leuchtenden vierarmigen Ollümpchen in der Hand stand Enfemia
hinter der nur angelehnten Thür auf ihrem Posten, Sie
hatte sich ihrer Papilloten wieder entledigt, da sie gleich ihrer
Herrin den Besuch, obschon er unter dem Druck der Umstände bei Nacht er¬
folgen mußte, doch als eine Tagesvisite ansehen sollte. Beppo war bei seiner
gestrigen Unterredung mit Enfemia beflissen gewesen, die Absichten seines Herrn
als durchaus ehrbare darzustellen, und wenn die ehemalige Amme Floridas
auch nicht für unrecht gehalten hatte, von dem Diener des Principe ein kost¬
bares Geschenk anzunehmen -- ein mit Goldfäden durchwvbenes Kopftuch, wie
es die Ammen in Friaul beim Verlassen ihres Nährdienstes zu empfangen
Pflegten --, so war sie doch der Meinung, dem Principe durch ihre gemessene
Haltung von vornherein einen ebenfalls strenge ehrbaren Eindruck machen zu
müssen.

Als sie daher das Nahen des Besuchers zu hören glaubte, öffnete sie die
bewußte Thür und machte mit feierlicher Miene, auf die Gefahr hin, sich mit
dem Hi ihres Lämpchens zu begießen, den tiefsten Knix, den sie zu machen
verstand.

Giuseppe Gonzaga drückte ihr einige Goldstücke in die Hand, was sie nicht
gu verhindern wußte, und sie ging ihm dann, den Teppich, der zu dem Zimmer
ihrer Herrin führte, sorglich Schritt für Schritt beleuchtend, mit ehrfurchts¬
vollem Neigen des Kopfes voraus.

Sie hätte für schicklich gehalten, mit eintreten und Zeugin der von dem
Principe zu machenden Anträge sein zu dürfen, aber Florida hatte ihr bedeutet,




Um eine perle.
Roman vo>i Robert waldmiiller (<Ld. Duboc). (Fortschui^.)
Achtes Kapitel.

le oberste Stufe war unmittelbar vor der Thür, welche sich
dem nächtlichen Besucher öffnen sollte. Mit einem schwach¬
leuchtenden vierarmigen Ollümpchen in der Hand stand Enfemia
hinter der nur angelehnten Thür auf ihrem Posten, Sie
hatte sich ihrer Papilloten wieder entledigt, da sie gleich ihrer
Herrin den Besuch, obschon er unter dem Druck der Umstände bei Nacht er¬
folgen mußte, doch als eine Tagesvisite ansehen sollte. Beppo war bei seiner
gestrigen Unterredung mit Enfemia beflissen gewesen, die Absichten seines Herrn
als durchaus ehrbare darzustellen, und wenn die ehemalige Amme Floridas
auch nicht für unrecht gehalten hatte, von dem Diener des Principe ein kost¬
bares Geschenk anzunehmen — ein mit Goldfäden durchwvbenes Kopftuch, wie
es die Ammen in Friaul beim Verlassen ihres Nährdienstes zu empfangen
Pflegten —, so war sie doch der Meinung, dem Principe durch ihre gemessene
Haltung von vornherein einen ebenfalls strenge ehrbaren Eindruck machen zu
müssen.

Als sie daher das Nahen des Besuchers zu hören glaubte, öffnete sie die
bewußte Thür und machte mit feierlicher Miene, auf die Gefahr hin, sich mit
dem Hi ihres Lämpchens zu begießen, den tiefsten Knix, den sie zu machen
verstand.

Giuseppe Gonzaga drückte ihr einige Goldstücke in die Hand, was sie nicht
gu verhindern wußte, und sie ging ihm dann, den Teppich, der zu dem Zimmer
ihrer Herrin führte, sorglich Schritt für Schritt beleuchtend, mit ehrfurchts¬
vollem Neigen des Kopfes voraus.

Sie hätte für schicklich gehalten, mit eintreten und Zeugin der von dem
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[0641] [Abbildung] Um eine perle. Roman vo>i Robert waldmiiller (<Ld. Duboc). (Fortschui^.) Achtes Kapitel. le oberste Stufe war unmittelbar vor der Thür, welche sich dem nächtlichen Besucher öffnen sollte. Mit einem schwach¬ leuchtenden vierarmigen Ollümpchen in der Hand stand Enfemia hinter der nur angelehnten Thür auf ihrem Posten, Sie hatte sich ihrer Papilloten wieder entledigt, da sie gleich ihrer Herrin den Besuch, obschon er unter dem Druck der Umstände bei Nacht er¬ folgen mußte, doch als eine Tagesvisite ansehen sollte. Beppo war bei seiner gestrigen Unterredung mit Enfemia beflissen gewesen, die Absichten seines Herrn als durchaus ehrbare darzustellen, und wenn die ehemalige Amme Floridas auch nicht für unrecht gehalten hatte, von dem Diener des Principe ein kost¬ bares Geschenk anzunehmen — ein mit Goldfäden durchwvbenes Kopftuch, wie es die Ammen in Friaul beim Verlassen ihres Nährdienstes zu empfangen Pflegten —, so war sie doch der Meinung, dem Principe durch ihre gemessene Haltung von vornherein einen ebenfalls strenge ehrbaren Eindruck machen zu müssen. Als sie daher das Nahen des Besuchers zu hören glaubte, öffnete sie die bewußte Thür und machte mit feierlicher Miene, auf die Gefahr hin, sich mit dem Hi ihres Lämpchens zu begießen, den tiefsten Knix, den sie zu machen verstand. Giuseppe Gonzaga drückte ihr einige Goldstücke in die Hand, was sie nicht gu verhindern wußte, und sie ging ihm dann, den Teppich, der zu dem Zimmer ihrer Herrin führte, sorglich Schritt für Schritt beleuchtend, mit ehrfurchts¬ vollem Neigen des Kopfes voraus. Sie hätte für schicklich gehalten, mit eintreten und Zeugin der von dem Principe zu machenden Anträge sein zu dürfen, aber Florida hatte ihr bedeutet,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/641>, abgerufen am 12.11.2024.