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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

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Notiz.

Der Schuster und Schuhflicker, Euer Gnaden.

Ich hätte mir's denken können, sagte Giuseppe unwirsch. Der Tag ist
ungünstig. Gestern, als mein Schutzherr S. Giuseppe regierte, nicht heute
musste es sein. Aber mit einem Trunkenbold wie dn ist man nie imstande,
den rechten Nngenblick zu benutzen.

Mit Verlaub, Euer Gnaden, schluckte Beppo die Pille lächelnd hinunter,
habt Ihr jeinnnden auf dem Strich?

Du wirst gleich das Nähere hören.

Eine Bellezza?

Warum?

Etwa die Frau eines Schusters?

Einfaltspinsel!

Oder die Tochter eines Schuhflickers?

Du wirst unverschämt.

Aber im Gegenteil, Euer Gnaden, ich gebe mir Mühe, Euch zu beweisen,
das; Ihr jn gerade heute die besten Chancen habt.

Und wie willst du mir das beweisen?

Indem ich Euch zu Gemüte führe, das; heute Se. Theobnld regiert.

Und weiter?

Und daß wir also uur uicht den Schustern und Schuhflickern ins Gehege
kommen dürfen, Eure Schöne gehört nun nicht zu der Sippe dieser ledernen
Gesellen. Also mutig an das Tagewerk, Signore! Was ist Euer Auftrag?

Giuseppes Bedenklichkeiten zerstreuten sich. Er beschrieb dem findigen Schlau-
kopf die beiden Frauenzimmer, über deren Reiseziel und etwaiges Vorhaben
unter der Hand Erkundigungen einzuziehen seien, und Beppo verschwand wie
der Jagdfalke in die Lüfte steigt, sobald ihm die Kappe von dem Kopfe ge¬
nommen wird. (Fortsetzung folgt.)




Notizen.

Die journalistische Arbeitseinstellung in Wien, welche im L. Hefte
d- Bl. erwähnt wurde, hat rasch ein Ende gefunden und zwar in der geahnten
Weise. Zunächst sah sich der Präsident des Abgeordnetenhauses, welcher dem Verlangen
des Abgeordneten schönerer, die Reporter von den nur für Mitglieder des Hauses
bestimmten Räumen ferngehalten zu sehen, volle Berechtigung zuerkannt hatte, be¬
wogen, demselben in der nächsten Sitzung eine Rüge für Beleidigung eines ganzen
ehrenhaften Standes zu erteilen und hiervon die Reporter schriftlich zu benachrich¬
tigen. Die Einwendung Schöuercrs. seine abfälligen Bemerkungen hätten sich nach
Ausweis des stenographische" Protokolls ausdrücklich auf diejenigen Journalisten
bezogen, welche gefälschte Berichte verbreiten, blieb unbeachtet. Dann kam durch
Intervention der Ordner des Hanfes ein Uebereinkommen zustande, demzufolge ein


Notiz.

Der Schuster und Schuhflicker, Euer Gnaden.

Ich hätte mir's denken können, sagte Giuseppe unwirsch. Der Tag ist
ungünstig. Gestern, als mein Schutzherr S. Giuseppe regierte, nicht heute
musste es sein. Aber mit einem Trunkenbold wie dn ist man nie imstande,
den rechten Nngenblick zu benutzen.

Mit Verlaub, Euer Gnaden, schluckte Beppo die Pille lächelnd hinunter,
habt Ihr jeinnnden auf dem Strich?

Du wirst gleich das Nähere hören.

Eine Bellezza?

Warum?

Etwa die Frau eines Schusters?

Einfaltspinsel!

Oder die Tochter eines Schuhflickers?

Du wirst unverschämt.

Aber im Gegenteil, Euer Gnaden, ich gebe mir Mühe, Euch zu beweisen,
das; Ihr jn gerade heute die besten Chancen habt.

Und wie willst du mir das beweisen?

Indem ich Euch zu Gemüte führe, das; heute Se. Theobnld regiert.

Und weiter?

Und daß wir also uur uicht den Schustern und Schuhflickern ins Gehege
kommen dürfen, Eure Schöne gehört nun nicht zu der Sippe dieser ledernen
Gesellen. Also mutig an das Tagewerk, Signore! Was ist Euer Auftrag?

Giuseppes Bedenklichkeiten zerstreuten sich. Er beschrieb dem findigen Schlau-
kopf die beiden Frauenzimmer, über deren Reiseziel und etwaiges Vorhaben
unter der Hand Erkundigungen einzuziehen seien, und Beppo verschwand wie
der Jagdfalke in die Lüfte steigt, sobald ihm die Kappe von dem Kopfe ge¬
nommen wird. (Fortsetzung folgt.)




Notizen.

Die journalistische Arbeitseinstellung in Wien, welche im L. Hefte
d- Bl. erwähnt wurde, hat rasch ein Ende gefunden und zwar in der geahnten
Weise. Zunächst sah sich der Präsident des Abgeordnetenhauses, welcher dem Verlangen
des Abgeordneten schönerer, die Reporter von den nur für Mitglieder des Hauses
bestimmten Räumen ferngehalten zu sehen, volle Berechtigung zuerkannt hatte, be¬
wogen, demselben in der nächsten Sitzung eine Rüge für Beleidigung eines ganzen
ehrenhaften Standes zu erteilen und hiervon die Reporter schriftlich zu benachrich¬
tigen. Die Einwendung Schöuercrs. seine abfälligen Bemerkungen hätten sich nach
Ausweis des stenographische» Protokolls ausdrücklich auf diejenigen Journalisten
bezogen, welche gefälschte Berichte verbreiten, blieb unbeachtet. Dann kam durch
Intervention der Ordner des Hanfes ein Uebereinkommen zustande, demzufolge ein


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[0443] Notiz. Der Schuster und Schuhflicker, Euer Gnaden. Ich hätte mir's denken können, sagte Giuseppe unwirsch. Der Tag ist ungünstig. Gestern, als mein Schutzherr S. Giuseppe regierte, nicht heute musste es sein. Aber mit einem Trunkenbold wie dn ist man nie imstande, den rechten Nngenblick zu benutzen. Mit Verlaub, Euer Gnaden, schluckte Beppo die Pille lächelnd hinunter, habt Ihr jeinnnden auf dem Strich? Du wirst gleich das Nähere hören. Eine Bellezza? Warum? Etwa die Frau eines Schusters? Einfaltspinsel! Oder die Tochter eines Schuhflickers? Du wirst unverschämt. Aber im Gegenteil, Euer Gnaden, ich gebe mir Mühe, Euch zu beweisen, das; Ihr jn gerade heute die besten Chancen habt. Und wie willst du mir das beweisen? Indem ich Euch zu Gemüte führe, das; heute Se. Theobnld regiert. Und weiter? Und daß wir also uur uicht den Schustern und Schuhflickern ins Gehege kommen dürfen, Eure Schöne gehört nun nicht zu der Sippe dieser ledernen Gesellen. Also mutig an das Tagewerk, Signore! Was ist Euer Auftrag? Giuseppes Bedenklichkeiten zerstreuten sich. Er beschrieb dem findigen Schlau- kopf die beiden Frauenzimmer, über deren Reiseziel und etwaiges Vorhaben unter der Hand Erkundigungen einzuziehen seien, und Beppo verschwand wie der Jagdfalke in die Lüfte steigt, sobald ihm die Kappe von dem Kopfe ge¬ nommen wird. (Fortsetzung folgt.) Notizen. Die journalistische Arbeitseinstellung in Wien, welche im L. Hefte d- Bl. erwähnt wurde, hat rasch ein Ende gefunden und zwar in der geahnten Weise. Zunächst sah sich der Präsident des Abgeordnetenhauses, welcher dem Verlangen des Abgeordneten schönerer, die Reporter von den nur für Mitglieder des Hauses bestimmten Räumen ferngehalten zu sehen, volle Berechtigung zuerkannt hatte, be¬ wogen, demselben in der nächsten Sitzung eine Rüge für Beleidigung eines ganzen ehrenhaften Standes zu erteilen und hiervon die Reporter schriftlich zu benachrich¬ tigen. Die Einwendung Schöuercrs. seine abfälligen Bemerkungen hätten sich nach Ausweis des stenographische» Protokolls ausdrücklich auf diejenigen Journalisten bezogen, welche gefälschte Berichte verbreiten, blieb unbeachtet. Dann kam durch Intervention der Ordner des Hanfes ein Uebereinkommen zustande, demzufolge ein

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/443>, abgerufen am 12.11.2024.