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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.

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und eines der bedeutendsten Momente in der äußern Geschichte des Theaters
ist es, daß er für seine Künstler unablässig sorgte. Zwar blieb noch lange die
wöchentliche Ablohnung, die sich als großer Fehler bezeichnen läßt, bestehe".
Dagegen gewährte er bald sich gleichbleibende, von den Erträgen unabhängige
vierteljährliche Zuschüsse; er führte die Garderobcgcldcr ein und sonderte einen
Fonds zu den geheimen Unterstützungen ab, die dem Strebenden wie dem In¬
stitute, das in vieler Beziehung sich von erhobenen Ansprüchen befreit sah, in
hohem Maße zu Gute kamen.

Hier will ich stehen bleiben. Es kann sich nicht dumm handeln, alle Grund¬
züge der Goethischen Verwaltung zu vergegenwärtigen. Denn die Eigenartigkeit
des Materials, welches für diese Darstellung ausschließlich benutzt ist, verlangt
ein noch tieferes Eingehen auf das reiche Detail. Mir kam es hauptsächlich
darauf an, einmal einen Einblick in die praktische Thätigkeit Goethes zu gewähren,
die, was die theatralische betrifft, noch unerforscht vor uns liegt. Will man
für diese allseitiges Verständnis gewinnen, so wird man wohl nicht umhin
können, alle die Fragen zu rekonstruiren, vor die Goethe bei der Gründung und
weitern Entwicklung seines Institutes sich gestellt sah. Die Antwort ans die¬
selben liegt aber nicht in rein ältlichen, sondern auch in rein rechnerischem Ma¬
terial und in den leider nicht mehr vollständigen Theaterzetteln, woraus ich aus¬
schließlich die Unterlage zu den vorstehenden Betrachtungen gewonnen habe.
Und da muß ich denn gestehen, daß an der Hand solcher, wenn auch lückenhaften,
Quellen die Bewunderung der praktischen Thätigkeit Goethes ihr Recht fordert,
daß aber auch ein Wort des Dankes unserm weimarischen Fürstenhause ge¬
bührt, welches in nachhaltiger Weise gefördert hat, was Goethe für die fernliegende
. Zukunft und somit auch für uns geschaffen hat.




Die Erhaltung und Wiederherstellung älterer Bau-
und Kunstdenkmäler.
von Hermann Ehrenberg.

em gegenwärtig lagerten preußischen Landtage wird, wie es heißt,
von der königlichen Staatsregierung ein Gesetzentwurf vorgelegt
werden über Erhaltung und Wiederherstellung der älteren Ban-
und Kunstdenkmäler. Es wird damit eine Frage in den Vorder¬
grund des Tagesinteresses treten, die schon seit geraumer Zeit
Kunstkenner wie Vaterlandsfreunde überhaupt aufs eifrigste beschäftigt hat, die


und eines der bedeutendsten Momente in der äußern Geschichte des Theaters
ist es, daß er für seine Künstler unablässig sorgte. Zwar blieb noch lange die
wöchentliche Ablohnung, die sich als großer Fehler bezeichnen läßt, bestehe».
Dagegen gewährte er bald sich gleichbleibende, von den Erträgen unabhängige
vierteljährliche Zuschüsse; er führte die Garderobcgcldcr ein und sonderte einen
Fonds zu den geheimen Unterstützungen ab, die dem Strebenden wie dem In¬
stitute, das in vieler Beziehung sich von erhobenen Ansprüchen befreit sah, in
hohem Maße zu Gute kamen.

Hier will ich stehen bleiben. Es kann sich nicht dumm handeln, alle Grund¬
züge der Goethischen Verwaltung zu vergegenwärtigen. Denn die Eigenartigkeit
des Materials, welches für diese Darstellung ausschließlich benutzt ist, verlangt
ein noch tieferes Eingehen auf das reiche Detail. Mir kam es hauptsächlich
darauf an, einmal einen Einblick in die praktische Thätigkeit Goethes zu gewähren,
die, was die theatralische betrifft, noch unerforscht vor uns liegt. Will man
für diese allseitiges Verständnis gewinnen, so wird man wohl nicht umhin
können, alle die Fragen zu rekonstruiren, vor die Goethe bei der Gründung und
weitern Entwicklung seines Institutes sich gestellt sah. Die Antwort ans die¬
selben liegt aber nicht in rein ältlichen, sondern auch in rein rechnerischem Ma¬
terial und in den leider nicht mehr vollständigen Theaterzetteln, woraus ich aus¬
schließlich die Unterlage zu den vorstehenden Betrachtungen gewonnen habe.
Und da muß ich denn gestehen, daß an der Hand solcher, wenn auch lückenhaften,
Quellen die Bewunderung der praktischen Thätigkeit Goethes ihr Recht fordert,
daß aber auch ein Wort des Dankes unserm weimarischen Fürstenhause ge¬
bührt, welches in nachhaltiger Weise gefördert hat, was Goethe für die fernliegende
. Zukunft und somit auch für uns geschaffen hat.




Die Erhaltung und Wiederherstellung älterer Bau-
und Kunstdenkmäler.
von Hermann Ehrenberg.

em gegenwärtig lagerten preußischen Landtage wird, wie es heißt,
von der königlichen Staatsregierung ein Gesetzentwurf vorgelegt
werden über Erhaltung und Wiederherstellung der älteren Ban-
und Kunstdenkmäler. Es wird damit eine Frage in den Vorder¬
grund des Tagesinteresses treten, die schon seit geraumer Zeit
Kunstkenner wie Vaterlandsfreunde überhaupt aufs eifrigste beschäftigt hat, die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/87>, abgerufen am 27.06.2024.