Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.Auf der Leiter des Glücks. Ich habe oft genug gesehen, daß die prächtigen Jsabellwallciche unsers Als ob ich daran zweifelte, begütigte Frau Anna, aber sahen die Wallache Gut, du sollst Recht habe", fügte sich der Gatte; nehmen wir also die Sie sind schön und stark zugleich. Abgemacht; sie gefallen mir schließlich auch am besten. Ein gut empfohlener Kutscher war schon früher gemietet worden. Mit Euer Gnaden befehlen nicht etwa irgendein Emblem, das auf Handel und Es thut mir um die saubere Arbeit leid, sagte Hartig, aber ein simples Mit der Livree ging es ebenso. Es gab bei dem Schneider, der für diesen Ganz wie Herr Hartig befehlen, lautete endlich die resignirte Antwort des Und Frau Anna fühlte sich im stillen bei dem nichtssagenden Klänge Es ist lächerlich, dachte bei sich in ähnlicher Verstimmung der Fabrikant, Drittes Kapitel. Die Mieter müßte natürlich der Staat bezahlen, die Lebensmittel müßten Grenzboten I. 1884 7
Auf der Leiter des Glücks. Ich habe oft genug gesehen, daß die prächtigen Jsabellwallciche unsers Als ob ich daran zweifelte, begütigte Frau Anna, aber sahen die Wallache Gut, du sollst Recht habe», fügte sich der Gatte; nehmen wir also die Sie sind schön und stark zugleich. Abgemacht; sie gefallen mir schließlich auch am besten. Ein gut empfohlener Kutscher war schon früher gemietet worden. Mit Euer Gnaden befehlen nicht etwa irgendein Emblem, das auf Handel und Es thut mir um die saubere Arbeit leid, sagte Hartig, aber ein simples Mit der Livree ging es ebenso. Es gab bei dem Schneider, der für diesen Ganz wie Herr Hartig befehlen, lautete endlich die resignirte Antwort des Und Frau Anna fühlte sich im stillen bei dem nichtssagenden Klänge Es ist lächerlich, dachte bei sich in ähnlicher Verstimmung der Fabrikant, Drittes Kapitel. Die Mieter müßte natürlich der Staat bezahlen, die Lebensmittel müßten Grenzboten I. 1884 7
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0059" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154942"/> <fw type="header" place="top"> Auf der Leiter des Glücks.</fw><lb/> <p xml:id="ID_148"> Ich habe oft genug gesehen, daß die prächtigen Jsabellwallciche unsers<lb/> Landesherr» in höchsteigner Person ihr Heu von der Wiese einfahren müssen,<lb/> sagte Kaspar Benedikt; arbeiten ist auch in den vornehmsten Stellungen keine<lb/> Schande.</p><lb/> <p xml:id="ID_149"> Als ob ich daran zweifelte, begütigte Frau Anna, aber sahen die Wallache<lb/> bei solchen Verrichtungen wie Arbeitspferde aus? Ich denke, man merkte bei<lb/> solchen Beschäftigungen erst recht, wie stattlich und herrschaftlich ihre Haltung ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_150"> Gut, du sollst Recht habe», fügte sich der Gatte; nehmen wir also die<lb/> Fasanenschwänze.</p><lb/> <p xml:id="ID_151"> Sie sind schön und stark zugleich.</p><lb/> <p xml:id="ID_152"> Abgemacht; sie gefallen mir schließlich auch am besten.</p><lb/> <p xml:id="ID_153"> Ein gut empfohlener Kutscher war schon früher gemietet worden. Mit<lb/> seiner kundigen Hilfe brachte man um auch die Wagenfrage zum Abschluß. Eine<lb/> Chaise mit Trittvvrnchtuugcu, die den Lakaien entbehrlich machten, war vor der<lb/> Hand alles, was mau brauchte. Aber den Wagenschlag lackiren Sie mir neu,<lb/> sagte Kaspar Benedikt zu dem Wagcnhäudlcr; das Wappenschild muß weg.<lb/> Ein H; nichts weiter. Verstanden?</p><lb/> <p xml:id="ID_154"> Euer Gnaden befehlen nicht etwa irgendein Emblem, das auf Handel und<lb/> Industrie Bezug hätte? erlaubte sich der Wagenhändler einzuwenden; denn er<lb/> hätte gern sein prächtiges Wappenschild gerettet.</p><lb/> <p xml:id="ID_155"> Es thut mir um die saubere Arbeit leid, sagte Hartig, aber ein simples<lb/> H ist alles, was ich brauche.</p><lb/> <p xml:id="ID_156"> Mit der Livree ging es ebenso. Es gab bei dem Schneider, der für diesen<lb/> Artikel am besten empfohlen war, nur Knöpfe mit Wappenschildern; wenigstens<lb/> kamen Buchstabeuknöpfe erst zum Vorschein, als der Fabrikant sich mehrmals<lb/> gegen die Anrede Herr Baron aufgelehnt hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_157"> Ganz wie Herr Hartig befehlen, lautete endlich die resignirte Antwort des<lb/> Schneiders.</p><lb/> <p xml:id="ID_158"> Und Frau Anna fühlte sich im stillen bei dem nichtssagenden Klänge<lb/> „Herr Hartig" zum erstenmale in ihrem Leben unbehaglich.</p><lb/> <p xml:id="ID_159"> Es ist lächerlich, dachte bei sich in ähnlicher Verstimmung der Fabrikant,<lb/> ich verlange, daß er mir keinen Titel andichtet, und nun er mich „Herr Hartig"<lb/> nennt, ist mirs nicht vornehm genug.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> Drittes Kapitel.</head><lb/> <p xml:id="ID_160" next="#ID_161"> Die Mieter müßte natürlich der Staat bezahlen, die Lebensmittel müßten<lb/> jedem gratis in die Küche geschafft werden, und Schneider, Schuster, Uhrmacher,<lb/> Ärzte müßten dasjenige, was man von ihnen brauchte, aus reiner Freude an<lb/> der Ausübung ihres Berufs ohne alles Entgelt liefern, wenn die nicht ganz</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I. 1884 7</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0059]
Auf der Leiter des Glücks.
Ich habe oft genug gesehen, daß die prächtigen Jsabellwallciche unsers
Landesherr» in höchsteigner Person ihr Heu von der Wiese einfahren müssen,
sagte Kaspar Benedikt; arbeiten ist auch in den vornehmsten Stellungen keine
Schande.
Als ob ich daran zweifelte, begütigte Frau Anna, aber sahen die Wallache
bei solchen Verrichtungen wie Arbeitspferde aus? Ich denke, man merkte bei
solchen Beschäftigungen erst recht, wie stattlich und herrschaftlich ihre Haltung ist.
Gut, du sollst Recht habe», fügte sich der Gatte; nehmen wir also die
Fasanenschwänze.
Sie sind schön und stark zugleich.
Abgemacht; sie gefallen mir schließlich auch am besten.
Ein gut empfohlener Kutscher war schon früher gemietet worden. Mit
seiner kundigen Hilfe brachte man um auch die Wagenfrage zum Abschluß. Eine
Chaise mit Trittvvrnchtuugcu, die den Lakaien entbehrlich machten, war vor der
Hand alles, was mau brauchte. Aber den Wagenschlag lackiren Sie mir neu,
sagte Kaspar Benedikt zu dem Wagcnhäudlcr; das Wappenschild muß weg.
Ein H; nichts weiter. Verstanden?
Euer Gnaden befehlen nicht etwa irgendein Emblem, das auf Handel und
Industrie Bezug hätte? erlaubte sich der Wagenhändler einzuwenden; denn er
hätte gern sein prächtiges Wappenschild gerettet.
Es thut mir um die saubere Arbeit leid, sagte Hartig, aber ein simples
H ist alles, was ich brauche.
Mit der Livree ging es ebenso. Es gab bei dem Schneider, der für diesen
Artikel am besten empfohlen war, nur Knöpfe mit Wappenschildern; wenigstens
kamen Buchstabeuknöpfe erst zum Vorschein, als der Fabrikant sich mehrmals
gegen die Anrede Herr Baron aufgelehnt hatte.
Ganz wie Herr Hartig befehlen, lautete endlich die resignirte Antwort des
Schneiders.
Und Frau Anna fühlte sich im stillen bei dem nichtssagenden Klänge
„Herr Hartig" zum erstenmale in ihrem Leben unbehaglich.
Es ist lächerlich, dachte bei sich in ähnlicher Verstimmung der Fabrikant,
ich verlange, daß er mir keinen Titel andichtet, und nun er mich „Herr Hartig"
nennt, ist mirs nicht vornehm genug.
Drittes Kapitel.
Die Mieter müßte natürlich der Staat bezahlen, die Lebensmittel müßten
jedem gratis in die Küche geschafft werden, und Schneider, Schuster, Uhrmacher,
Ärzte müßten dasjenige, was man von ihnen brauchte, aus reiner Freude an
der Ausübung ihres Berufs ohne alles Entgelt liefern, wenn die nicht ganz
Grenzboten I. 1884 7
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |