Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.Der Literarische verein in Stuttgart. in den nach langen Irrfahrten der Seemann einzulaufen pflegt und der ihn So kommen wir denn zum Ende auf den Anfang zurück. Geltendmachen Der Literarische Verein in Stuttgart. GW Den vordantz hat man nur getan, Dieser Spott, mit welchem Sebastian Braut die Aufzählung seiner zahlreichen Der Literarische verein in Stuttgart. in den nach langen Irrfahrten der Seemann einzulaufen pflegt und der ihn So kommen wir denn zum Ende auf den Anfang zurück. Geltendmachen Der Literarische Verein in Stuttgart. GW Den vordantz hat man nur getan, Dieser Spott, mit welchem Sebastian Braut die Aufzählung seiner zahlreichen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0558" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/155441"/> <fw type="header" place="top"> Der Literarische verein in Stuttgart.</fw><lb/> <p xml:id="ID_2241" prev="#ID_2240"> in den nach langen Irrfahrten der Seemann einzulaufen pflegt und der ihn<lb/> und seine Nachkommen der Heimat erhält. Was aber die Wehrkraft zur See<lb/> anlangt, so sollten wir ihre Bedeutung immer ermessen an dem meerbeherrschenden<lb/> England. Die Wehrkraft gebar den Wohlstand, und der Wohlstand verdoppelte<lb/> die Kraft; beide aber im Vereine gaben jenem Volke die Herrschaft, mit der<lb/> es seine Sprache und damit ein gut Teil seines Geistes Millionen aufzudrängen<lb/> vermag. Damit aber hat es sich einem Ziele genähert, um das doch einzig aller<lb/> Kampf sich dreht; deun Geltendmachen der Eigenart ist die Triebfeder der sicht¬<lb/> baren Welt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2242"> So kommen wir denn zum Ende auf den Anfang zurück. Geltendmachen<lb/> der Eigenart, Vermenschlichn»g der Substanz, zunächst der organischen, das ist<lb/> es, was immer und immer wieder aller Völker Blicke hinlenken muß auf Bäche,<lb/> Flüsse, Ströme und See — denn hier harrt der Eroberung noch ein weites<lb/> Feld. Es gilt die unzugänglichen Tiefen, die Reiche Neptuns zu gewinnen,<lb/> sie umzugestalten zu einer Domäne der Menschheit.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der Literarische Verein in Stuttgart.</head><lb/> <p xml:id="ID_2243"> GW<lb/> Ä?er die erste Ausgabe von Sebastian Brants „Narrenschiff" auf¬<lb/> schlägt, der findet gleich auf einer der ersten Seiten einen ergötz¬<lb/> lichen Holzschnitt. Ein Gelehrter, mit einer großen Brille be¬<lb/> waffnet und eine Schlafmütze auf dem Kopfe, von der eine<lb/> Narrenkappe zurückgestreift ist, sitzt vor einem mit mächtigen Fo¬<lb/> lianten belegten Doppelpulte und scheucht mit einem ungeheuern Wedel die<lb/> Fliegen von einem vor ihm aufgeschlagenen Buche hinweg. Darüber sind fol¬<lb/> gende Worte zu lesen:</p><lb/> <quote> Den vordantz hat man nur getan,<lb/> dann jeh on nutz vit bücher han,<lb/> die jeh nit lyß vnd nyt verstan.</quote><lb/> <p xml:id="ID_2244" next="#ID_2245"> Dieser Spott, mit welchem Sebastian Braut die Aufzählung seiner zahlreichen<lb/> Narren beginnt, findet auch heute noch seine Anwendung auf alle diejenigen,<lb/> die das hauptsächlichste Mittel geistiger Bildung, die Bücher, zum Gegenstande<lb/> einer albernen Spielerei machen und zur Befriedigung ihrer Eitelkeit benutzen,<lb/> d. h. auf alle Büchernarren. Solche Büchernarren oder, manierlicher ausgedrückt,<lb/> Bibliophilen finden sich Wohl am zahlreichsten in England. England, die Heimat</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0558]
Der Literarische verein in Stuttgart.
in den nach langen Irrfahrten der Seemann einzulaufen pflegt und der ihn
und seine Nachkommen der Heimat erhält. Was aber die Wehrkraft zur See
anlangt, so sollten wir ihre Bedeutung immer ermessen an dem meerbeherrschenden
England. Die Wehrkraft gebar den Wohlstand, und der Wohlstand verdoppelte
die Kraft; beide aber im Vereine gaben jenem Volke die Herrschaft, mit der
es seine Sprache und damit ein gut Teil seines Geistes Millionen aufzudrängen
vermag. Damit aber hat es sich einem Ziele genähert, um das doch einzig aller
Kampf sich dreht; deun Geltendmachen der Eigenart ist die Triebfeder der sicht¬
baren Welt.
So kommen wir denn zum Ende auf den Anfang zurück. Geltendmachen
der Eigenart, Vermenschlichn»g der Substanz, zunächst der organischen, das ist
es, was immer und immer wieder aller Völker Blicke hinlenken muß auf Bäche,
Flüsse, Ströme und See — denn hier harrt der Eroberung noch ein weites
Feld. Es gilt die unzugänglichen Tiefen, die Reiche Neptuns zu gewinnen,
sie umzugestalten zu einer Domäne der Menschheit.
Der Literarische Verein in Stuttgart.
GW
Ä?er die erste Ausgabe von Sebastian Brants „Narrenschiff" auf¬
schlägt, der findet gleich auf einer der ersten Seiten einen ergötz¬
lichen Holzschnitt. Ein Gelehrter, mit einer großen Brille be¬
waffnet und eine Schlafmütze auf dem Kopfe, von der eine
Narrenkappe zurückgestreift ist, sitzt vor einem mit mächtigen Fo¬
lianten belegten Doppelpulte und scheucht mit einem ungeheuern Wedel die
Fliegen von einem vor ihm aufgeschlagenen Buche hinweg. Darüber sind fol¬
gende Worte zu lesen:
Den vordantz hat man nur getan,
dann jeh on nutz vit bücher han,
die jeh nit lyß vnd nyt verstan.
Dieser Spott, mit welchem Sebastian Braut die Aufzählung seiner zahlreichen
Narren beginnt, findet auch heute noch seine Anwendung auf alle diejenigen,
die das hauptsächlichste Mittel geistiger Bildung, die Bücher, zum Gegenstande
einer albernen Spielerei machen und zur Befriedigung ihrer Eitelkeit benutzen,
d. h. auf alle Büchernarren. Solche Büchernarren oder, manierlicher ausgedrückt,
Bibliophilen finden sich Wohl am zahlreichsten in England. England, die Heimat
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