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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.

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Auf der Leiter des Glücks.
Robert ZVcildmiillor (Ed. Duboc). Novelle von (Fortsetzung,)

as Berthold betraf, so hatte er jenes gesetzte Wesen gewonnen,
das die jungen Mädchen für etwas grenzenlos Langweiliges er¬
klären, während ihre Mütter darin die Garantie für die besten
Ehemannstngenden erblicken. Er trug sich möglichst wenig auf¬
fallend, war etwas streng von Zügen, bewarb sich nicht um den
Beifall der Gesellschaftskreise, in denen er Verkehren mußte, verletzte nie¬
mand, trat aber auch niemand außer seinen Adoptiveltern wirklich nahe.
Selbst diese jedoch wußten nur bis zu einem gewissen Grade, wie sie mit ihm
dran waren.

Er ist in seinem Fache anerkanntermaßen der erste, sagte der Fabrikant;
der Minister soll neulich geradezu eingestanden haben, ohne unsern Berthold
sei er eine Windmühle ohne Wind; damit müssen wir uns begnügen.

Wenn unser Berthold statt dessen ein simpler Windmüller wäre nud die
ganze Mühle voll kleiner Windmüller hätte, da gefiele er mir ein gut Teil
besser, seufzte Frau Anna.

Seien wir froh, daß er uns erhalten worden ist; denke an jenen schreck¬
lichen Sommer und Herbst!

Frau Anna überlief ein Schauder.

Wie herrlich unsre 8g,Iisvnrm diesmal gedeiht! lenkte Kaspar Benedikt ab.

Du hast Recht, Mann, fügte sich Frau Anna; man soll sich an Gottes
Gaben freuen, mögen es Kinder sein oder Blumen, oder was immer.

Der Fabrikant blickte vor sich hin. Beide schwiegen. Sie wußten, in welche
entlegene Zeit ihre Gedanken schweiften.

Jetzt könntest du Großvater sein, sagte Frau Anna halblaut.

Urgroßvater!

Warum nicht gar!




Auf der Leiter des Glücks.
Robert ZVcildmiillor (Ed. Duboc). Novelle von (Fortsetzung,)

as Berthold betraf, so hatte er jenes gesetzte Wesen gewonnen,
das die jungen Mädchen für etwas grenzenlos Langweiliges er¬
klären, während ihre Mütter darin die Garantie für die besten
Ehemannstngenden erblicken. Er trug sich möglichst wenig auf¬
fallend, war etwas streng von Zügen, bewarb sich nicht um den
Beifall der Gesellschaftskreise, in denen er Verkehren mußte, verletzte nie¬
mand, trat aber auch niemand außer seinen Adoptiveltern wirklich nahe.
Selbst diese jedoch wußten nur bis zu einem gewissen Grade, wie sie mit ihm
dran waren.

Er ist in seinem Fache anerkanntermaßen der erste, sagte der Fabrikant;
der Minister soll neulich geradezu eingestanden haben, ohne unsern Berthold
sei er eine Windmühle ohne Wind; damit müssen wir uns begnügen.

Wenn unser Berthold statt dessen ein simpler Windmüller wäre nud die
ganze Mühle voll kleiner Windmüller hätte, da gefiele er mir ein gut Teil
besser, seufzte Frau Anna.

Seien wir froh, daß er uns erhalten worden ist; denke an jenen schreck¬
lichen Sommer und Herbst!

Frau Anna überlief ein Schauder.

Wie herrlich unsre 8g,Iisvnrm diesmal gedeiht! lenkte Kaspar Benedikt ab.

Du hast Recht, Mann, fügte sich Frau Anna; man soll sich an Gottes
Gaben freuen, mögen es Kinder sein oder Blumen, oder was immer.

Der Fabrikant blickte vor sich hin. Beide schwiegen. Sie wußten, in welche
entlegene Zeit ihre Gedanken schweiften.

Jetzt könntest du Großvater sein, sagte Frau Anna halblaut.

Urgroßvater!

Warum nicht gar!


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[0527] [Abbildung] Auf der Leiter des Glücks. Robert ZVcildmiillor (Ed. Duboc). Novelle von (Fortsetzung,) as Berthold betraf, so hatte er jenes gesetzte Wesen gewonnen, das die jungen Mädchen für etwas grenzenlos Langweiliges er¬ klären, während ihre Mütter darin die Garantie für die besten Ehemannstngenden erblicken. Er trug sich möglichst wenig auf¬ fallend, war etwas streng von Zügen, bewarb sich nicht um den Beifall der Gesellschaftskreise, in denen er Verkehren mußte, verletzte nie¬ mand, trat aber auch niemand außer seinen Adoptiveltern wirklich nahe. Selbst diese jedoch wußten nur bis zu einem gewissen Grade, wie sie mit ihm dran waren. Er ist in seinem Fache anerkanntermaßen der erste, sagte der Fabrikant; der Minister soll neulich geradezu eingestanden haben, ohne unsern Berthold sei er eine Windmühle ohne Wind; damit müssen wir uns begnügen. Wenn unser Berthold statt dessen ein simpler Windmüller wäre nud die ganze Mühle voll kleiner Windmüller hätte, da gefiele er mir ein gut Teil besser, seufzte Frau Anna. Seien wir froh, daß er uns erhalten worden ist; denke an jenen schreck¬ lichen Sommer und Herbst! Frau Anna überlief ein Schauder. Wie herrlich unsre 8g,Iisvnrm diesmal gedeiht! lenkte Kaspar Benedikt ab. Du hast Recht, Mann, fügte sich Frau Anna; man soll sich an Gottes Gaben freuen, mögen es Kinder sein oder Blumen, oder was immer. Der Fabrikant blickte vor sich hin. Beide schwiegen. Sie wußten, in welche entlegene Zeit ihre Gedanken schweiften. Jetzt könntest du Großvater sein, sagte Frau Anna halblaut. Urgroßvater! Warum nicht gar!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/527>, abgerufen am 27.06.2024.