Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.Notizen, Wir sind Protestanten. So werde ich katholisch. Du bist eine Närrin. Frau von Mockritz kümmerte sich nicht darum, daß Hermione das Fenster Man bricht ein Bein und geht nachher zeitlebens an Krücken, sagte sie Und wer ist der andre, schmollte Hermione am Fenster, ohne sich nach Rate. Ich mag nicht. So störe mich nicht. Ich schreibe. (Fortsetzung folgt.) Notizen. Universitätsstudium und Richteramt. In der 39. Sitzung des preußischen Zunächst soll hier vorausgeschickt werden, daß dem übermäßigen Trinken in Notizen, Wir sind Protestanten. So werde ich katholisch. Du bist eine Närrin. Frau von Mockritz kümmerte sich nicht darum, daß Hermione das Fenster Man bricht ein Bein und geht nachher zeitlebens an Krücken, sagte sie Und wer ist der andre, schmollte Hermione am Fenster, ohne sich nach Rate. Ich mag nicht. So störe mich nicht. Ich schreibe. (Fortsetzung folgt.) Notizen. Universitätsstudium und Richteramt. In der 39. Sitzung des preußischen Zunächst soll hier vorausgeschickt werden, daß dem übermäßigen Trinken in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0429" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/155312"/> <fw type="header" place="top"> Notizen,</fw><lb/> <p xml:id="ID_1755"> Wir sind Protestanten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1756"> So werde ich katholisch.</p><lb/> <p xml:id="ID_1757"> Du bist eine Närrin.</p><lb/> <p xml:id="ID_1758"> Frau von Mockritz kümmerte sich nicht darum, daß Hermione das Fenster<lb/> aufriß, als wollte sie hinausspringen. Sie kannte ihre Tochter.</p><lb/> <p xml:id="ID_1759"> Man bricht ein Bein und geht nachher zeitlebens an Krücken, sagte sie<lb/> kühl und setzte sich an ihre» Schreibtisch. Aus ihrem Papieretui holte sie zwei<lb/> Kabinctphotvgraphien und warf sie hinter sich auf den Tisch. Der eine hat<lb/> >n der That eine Perrücke, sagte sie, du hattest leicht raten; Graf Brander war<lb/> schon früher einmal auf dem Punkte, sich für dich zu interessiren. Aber du<lb/> zähltest damals zwölf oder dreizehn Jahre, und seine Gläubiger vertrieben ihm<lb/> mich die Heiratsgedanken, sofern er nicht ein paar Rittergüter erheiraten konnte.<lb/> Jetzt hat sein Bruder die Augen zugedrückt. Mittenwalde ist zwar kein Fürsten¬<lb/> tum, aber sickin, —</p><lb/> <p xml:id="ID_1760"> Und wer ist der andre, schmollte Hermione am Fenster, ohne sich nach<lb/> dem Tisch umzugucken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1761"> Rate.</p><lb/> <p xml:id="ID_1762"> Ich mag nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1763"> So störe mich nicht. Ich schreibe. (Fortsetzung folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Notizen.</head><lb/> <div n="2"> <head> Universitätsstudium und Richteramt. </head> <p xml:id="ID_1764"> In der 39. Sitzung des preußischen<lb/> Abgeordnetenhauses bei Beratung des Kultusetats wurde von einigen Rednern die<lb/> Unterhaltung auf die Universitätsstudien gelenkt und dabei beklagt, daß insbesondre<lb/> unter den Juristen der Fleiß nicht der Art sei, wie ihn der Ernst und die Viel¬<lb/> seitigkeit der juristischen Disziplin erfordern. Die Hauptschuld dieser angeblichen<lb/> Mangelhaftigkeit im Fleiße wurde den, Duellwesen und dem übermäßigen Genuß<lb/> geistiger Getränke, insbesondre dem „Frühschoppen," zugeschrieben. Von andrer<lb/> Seite wurde — unsers Trachtens mit Recht — die gewöhnliche Schlägcrmensur als<lb/> eine das Studium nicht beeinträchtigende Waffenübuug in Schutz genommen, für<lb/> welche es sich empfehlen würde, im Wege der Gesetzgebung Bestimmungen zu<lb/> Neffen, die deren, nach den Entscheidungen des Reichsgerichts jetzt nicht mehr<lb/> fragliche Subsumtion unter die Vorschriften des Strafgesetzbuches ausschließen<lb/> .würden. Die Gründe für diese Ansicht sind schon mehrfach, auch bei der fraglichen<lb/> Berhandluug im preußischen Abgeordnetenhause, zutreffend entwickelt worden. Was<lb/> aber den übermäßigen Genuß geistiger Getränke, insbesondre die angeblich über¬<lb/> trieben stark geübte Sitte des „Frühschoppens" betrifft, so wurde in dieser Richtung<lb/> den erhobenen Vorwürfen nicht genügend begegnet, und es haben denn auch diese<lb/> Vorwürfe bereits die entsprechenden Früchte getragen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1765" next="#ID_1766"> Zunächst soll hier vorausgeschickt werden, daß dem übermäßigen Trinken in<lb/> keiner Weise das Wort geredet werden soll, und daß der sogenannte Frühschoppen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0429]
Notizen,
Wir sind Protestanten.
So werde ich katholisch.
Du bist eine Närrin.
Frau von Mockritz kümmerte sich nicht darum, daß Hermione das Fenster
aufriß, als wollte sie hinausspringen. Sie kannte ihre Tochter.
Man bricht ein Bein und geht nachher zeitlebens an Krücken, sagte sie
kühl und setzte sich an ihre» Schreibtisch. Aus ihrem Papieretui holte sie zwei
Kabinctphotvgraphien und warf sie hinter sich auf den Tisch. Der eine hat
>n der That eine Perrücke, sagte sie, du hattest leicht raten; Graf Brander war
schon früher einmal auf dem Punkte, sich für dich zu interessiren. Aber du
zähltest damals zwölf oder dreizehn Jahre, und seine Gläubiger vertrieben ihm
mich die Heiratsgedanken, sofern er nicht ein paar Rittergüter erheiraten konnte.
Jetzt hat sein Bruder die Augen zugedrückt. Mittenwalde ist zwar kein Fürsten¬
tum, aber sickin, —
Und wer ist der andre, schmollte Hermione am Fenster, ohne sich nach
dem Tisch umzugucken.
Rate.
Ich mag nicht.
So störe mich nicht. Ich schreibe. (Fortsetzung folgt.)
Notizen.
Universitätsstudium und Richteramt. In der 39. Sitzung des preußischen
Abgeordnetenhauses bei Beratung des Kultusetats wurde von einigen Rednern die
Unterhaltung auf die Universitätsstudien gelenkt und dabei beklagt, daß insbesondre
unter den Juristen der Fleiß nicht der Art sei, wie ihn der Ernst und die Viel¬
seitigkeit der juristischen Disziplin erfordern. Die Hauptschuld dieser angeblichen
Mangelhaftigkeit im Fleiße wurde den, Duellwesen und dem übermäßigen Genuß
geistiger Getränke, insbesondre dem „Frühschoppen," zugeschrieben. Von andrer
Seite wurde — unsers Trachtens mit Recht — die gewöhnliche Schlägcrmensur als
eine das Studium nicht beeinträchtigende Waffenübuug in Schutz genommen, für
welche es sich empfehlen würde, im Wege der Gesetzgebung Bestimmungen zu
Neffen, die deren, nach den Entscheidungen des Reichsgerichts jetzt nicht mehr
fragliche Subsumtion unter die Vorschriften des Strafgesetzbuches ausschließen
.würden. Die Gründe für diese Ansicht sind schon mehrfach, auch bei der fraglichen
Berhandluug im preußischen Abgeordnetenhause, zutreffend entwickelt worden. Was
aber den übermäßigen Genuß geistiger Getränke, insbesondre die angeblich über¬
trieben stark geübte Sitte des „Frühschoppens" betrifft, so wurde in dieser Richtung
den erhobenen Vorwürfen nicht genügend begegnet, und es haben denn auch diese
Vorwürfe bereits die entsprechenden Früchte getragen.
Zunächst soll hier vorausgeschickt werden, daß dem übermäßigen Trinken in
keiner Weise das Wort geredet werden soll, und daß der sogenannte Frühschoppen
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