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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.

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I. p, Hebel in seinen Briefen,

Dauer nicht ermüdet," -- "Der volle Mond stieg zu dem glühenden Stern¬
himmel herauf und vollendete das Magische der Umgebung." -- "Die Sterne
flammten, die Kälte war gewachsen, sie fühlten nichts davon und fuhren dem
laug daher glitzernden Wiedersehen! des Mondes, unmittelbar dem himmlischen
Gestirn selbst entgegen." Ein ähnlicher Ausdruck noch im "Sankt Rochusfest
zu Bingen": Der Dichter und seine Freunde, nachdem die heitere Abendtafel
im Gasthause zur Krone in Rüdesheim aufgehoben worden, traten hinaus "unter
den brennend gestirnten Himmel" und verweilten lange daselbst -- und die
Gläser und der Rüdesheimer selbst werden Wohl auch mit hinausgetragen
worden sein. (Schluß folgt.)




j). Hebel in seinen Briefen.

u den zahlreichen Briefsammlungen aus der klassischen und romaw
lischen Periode unsrer Literatur hat sich im verflossenen Jahre
der Anfang einer neuen Reihe von Veröffentlichungen gesellt:
Briefe von I. P. Hebel, herausgegeben von I)r. Otto
Vehagel, Professor an der Universität Basel (Karlsruhe,
H. Reuther, 1883). Es ist nicht vorauszuwissen, wie ausgiebig die Briefschätze
sein werden, die der Herausgeber durch die Bezeichnung "erste Sammlung" in
Aussicht stellt; es muß genügen, zu sagen, daß diese erste Sammlung der Briefe
des Dichters der "Allemanischen Lieder" und der "Erzählungen des rhein-
ländischen Hausfreundes" an Gmelin, an die Straßburger Familie Haufe und
an Justinus Keruer umfaßt. Die Bedeutung dieser Briefe charakterisirt
BeHagel in seinem Vorwort dahin: "Die Briefe an Gmelin zeigen uns den
Dichter in seinen naturwissenschaftlichen Studien; von großem Interesse ist die
Art, wie sich Hebel in den Briefen an Justinus Kerner über die Aufgabe des
Vvlksschriftstellers ausspricht. Nirgends können wir seinem gemütvollen Herzen
so tief auf den Grund sehen, als in seinen Briefen an die Familie Haufe.
Wie innig nimmt er Anteil an ihrem Schicksal, wie herzlich freut er sich mit
den Freunden, wie warm versteht er die Bekümmerten zu trösten, wie zart und
sein, kaum vernehmbar dem stumpfen Ohr, ist seine Mißbilligung."

Gern kann der Leser diese Lobsprüche unterschreiben und seinerseits hin¬
zufügen, daß die Herausgabe der Briefe eine sehr sorgfältige ist. In seinen
Anmerkungen hat sich BeHagel auf wirklich Wissenswertes und Ergänzendes
beschränkt, hat am Fuße der Seiten nur gegeben, was zum Wortverständnis


I. p, Hebel in seinen Briefen,

Dauer nicht ermüdet," — „Der volle Mond stieg zu dem glühenden Stern¬
himmel herauf und vollendete das Magische der Umgebung." — „Die Sterne
flammten, die Kälte war gewachsen, sie fühlten nichts davon und fuhren dem
laug daher glitzernden Wiedersehen! des Mondes, unmittelbar dem himmlischen
Gestirn selbst entgegen." Ein ähnlicher Ausdruck noch im „Sankt Rochusfest
zu Bingen": Der Dichter und seine Freunde, nachdem die heitere Abendtafel
im Gasthause zur Krone in Rüdesheim aufgehoben worden, traten hinaus „unter
den brennend gestirnten Himmel" und verweilten lange daselbst — und die
Gläser und der Rüdesheimer selbst werden Wohl auch mit hinausgetragen
worden sein. (Schluß folgt.)




j). Hebel in seinen Briefen.

u den zahlreichen Briefsammlungen aus der klassischen und romaw
lischen Periode unsrer Literatur hat sich im verflossenen Jahre
der Anfang einer neuen Reihe von Veröffentlichungen gesellt:
Briefe von I. P. Hebel, herausgegeben von I)r. Otto
Vehagel, Professor an der Universität Basel (Karlsruhe,
H. Reuther, 1883). Es ist nicht vorauszuwissen, wie ausgiebig die Briefschätze
sein werden, die der Herausgeber durch die Bezeichnung „erste Sammlung" in
Aussicht stellt; es muß genügen, zu sagen, daß diese erste Sammlung der Briefe
des Dichters der „Allemanischen Lieder" und der „Erzählungen des rhein-
ländischen Hausfreundes" an Gmelin, an die Straßburger Familie Haufe und
an Justinus Keruer umfaßt. Die Bedeutung dieser Briefe charakterisirt
BeHagel in seinem Vorwort dahin: „Die Briefe an Gmelin zeigen uns den
Dichter in seinen naturwissenschaftlichen Studien; von großem Interesse ist die
Art, wie sich Hebel in den Briefen an Justinus Kerner über die Aufgabe des
Vvlksschriftstellers ausspricht. Nirgends können wir seinem gemütvollen Herzen
so tief auf den Grund sehen, als in seinen Briefen an die Familie Haufe.
Wie innig nimmt er Anteil an ihrem Schicksal, wie herzlich freut er sich mit
den Freunden, wie warm versteht er die Bekümmerten zu trösten, wie zart und
sein, kaum vernehmbar dem stumpfen Ohr, ist seine Mißbilligung."

Gern kann der Leser diese Lobsprüche unterschreiben und seinerseits hin¬
zufügen, daß die Herausgabe der Briefe eine sehr sorgfältige ist. In seinen
Anmerkungen hat sich BeHagel auf wirklich Wissenswertes und Ergänzendes
beschränkt, hat am Fuße der Seiten nur gegeben, was zum Wortverständnis


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[0356] I. p, Hebel in seinen Briefen, Dauer nicht ermüdet," — „Der volle Mond stieg zu dem glühenden Stern¬ himmel herauf und vollendete das Magische der Umgebung." — „Die Sterne flammten, die Kälte war gewachsen, sie fühlten nichts davon und fuhren dem laug daher glitzernden Wiedersehen! des Mondes, unmittelbar dem himmlischen Gestirn selbst entgegen." Ein ähnlicher Ausdruck noch im „Sankt Rochusfest zu Bingen": Der Dichter und seine Freunde, nachdem die heitere Abendtafel im Gasthause zur Krone in Rüdesheim aufgehoben worden, traten hinaus „unter den brennend gestirnten Himmel" und verweilten lange daselbst — und die Gläser und der Rüdesheimer selbst werden Wohl auch mit hinausgetragen worden sein. (Schluß folgt.) j). Hebel in seinen Briefen. u den zahlreichen Briefsammlungen aus der klassischen und romaw lischen Periode unsrer Literatur hat sich im verflossenen Jahre der Anfang einer neuen Reihe von Veröffentlichungen gesellt: Briefe von I. P. Hebel, herausgegeben von I)r. Otto Vehagel, Professor an der Universität Basel (Karlsruhe, H. Reuther, 1883). Es ist nicht vorauszuwissen, wie ausgiebig die Briefschätze sein werden, die der Herausgeber durch die Bezeichnung „erste Sammlung" in Aussicht stellt; es muß genügen, zu sagen, daß diese erste Sammlung der Briefe des Dichters der „Allemanischen Lieder" und der „Erzählungen des rhein- ländischen Hausfreundes" an Gmelin, an die Straßburger Familie Haufe und an Justinus Keruer umfaßt. Die Bedeutung dieser Briefe charakterisirt BeHagel in seinem Vorwort dahin: „Die Briefe an Gmelin zeigen uns den Dichter in seinen naturwissenschaftlichen Studien; von großem Interesse ist die Art, wie sich Hebel in den Briefen an Justinus Kerner über die Aufgabe des Vvlksschriftstellers ausspricht. Nirgends können wir seinem gemütvollen Herzen so tief auf den Grund sehen, als in seinen Briefen an die Familie Haufe. Wie innig nimmt er Anteil an ihrem Schicksal, wie herzlich freut er sich mit den Freunden, wie warm versteht er die Bekümmerten zu trösten, wie zart und sein, kaum vernehmbar dem stumpfen Ohr, ist seine Mißbilligung." Gern kann der Leser diese Lobsprüche unterschreiben und seinerseits hin¬ zufügen, daß die Herausgabe der Briefe eine sehr sorgfältige ist. In seinen Anmerkungen hat sich BeHagel auf wirklich Wissenswertes und Ergänzendes beschränkt, hat am Fuße der Seiten nur gegeben, was zum Wortverständnis

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/356>, abgerufen am 27.06.2024.