Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.Die Schwnrgerichtsverhandlnng gegen Dickhoff. mütigmig Frankreichs Deutschland der Diktator Europas werden würde. Ähnliche Die ^chwurgerichtsverhandlung gegen Dickhoff. n Ur. 546 der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung wurde die Die Schwnrgerichtsverhandlnng gegen Dickhoff. mütigmig Frankreichs Deutschland der Diktator Europas werden würde. Ähnliche Die ^chwurgerichtsverhandlung gegen Dickhoff. n Ur. 546 der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung wurde die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0128" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/155011"/> <fw type="header" place="top"> Die Schwnrgerichtsverhandlnng gegen Dickhoff.</fw><lb/> <p xml:id="ID_485" prev="#ID_484"> mütigmig Frankreichs Deutschland der Diktator Europas werden würde. Ähnliche<lb/> Rücksichten diltirten 1814 das schonende Verhalten englischer und andrer Staats¬<lb/> männer, als Frankreichs Macht eingeschränkt werden sollte. Was man bei<lb/> diesen Gelegenheiten umsonst erstrebte, ist in den letzten Jahrzehnten großenteils<lb/> erreicht worden. Vor etwa drei Jahrhunderten gab es auf politischem Gebiete<lb/> nur drei Mächte von Bedeutung, den Kaiser, den König von Spanien und den<lb/> König von Frankreich. Später waren Frankreich, Österreich und Rußland dort<lb/> die drei großen Faktoren. Von 1815 bis 1830 beherrschten die Höfe von<lb/> Petersburg, Wien und Berlin die Politik des europäischen Festlandes, auf dem<lb/> sie bis 1848 bis zu einem gewissen Maße weiter den Ausschlag gaben. Jetzt<lb/> haben wir hier fünf Großmächte, von denen keine der andern sehr überlegen ist.<lb/> Rußland gebietet über mehr Menschen, aber es fehlt ihm an Bildung und Wissen¬<lb/> schaft, auch hat es weitgedehnte Grenzen zu bewachen. Deutschland besitzt in<lb/> militärischer Hinsicht ein trefflich geschultes Heer lind geniale Führer, aber nicht<lb/> den Reichtum wie Frankreich. Endlich könnten von einem Politiker, der an<lb/> Änderung der Landkarte dächte, auch Österreich-Ungarn und Italien nicht un¬<lb/> beachtet gelassen werden, da sie eine gute Stellung und ein wohlorganisirtes<lb/> Heer haben. Wird dieses neue Gleichgewicht der Mächte besser den Frieden<lb/> sichern als das alte? Wir glauben dies bejahen zu dürfen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die ^chwurgerichtsverhandlung gegen Dickhoff.</head><lb/> <p xml:id="ID_486" next="#ID_487"> n Ur. 546 der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung wurde die<lb/> am 17. November zum Abschluß gebrachte Schwurgerichtsver¬<lb/> handlung gegen den Kommissionär Dickhoff einer kurzen Be¬<lb/> trachtung unterzogen und dabei u. a. hervorgehoben, das Schwnr-<lb/> gerichtsverfahreu verdiene die Anerkennung, „daß es die Möglich¬<lb/> keit gegeben habe, den unzweifelhaft Schuldigen auf bloße Indizien hiu zu treffe»,<lb/> welche andernfalls vielleicht der strafenden Gerechtigkeit entgangen wären."<lb/> Ähnliches und noch eifrigeres Lob ist von andern Seiten bei dieser Gelegenheit<lb/> dem Institut des Schwurgerichts gespendet worden, und doch dürfte gerade<lb/> diese Gelegenheit hierzu ganz besonders ungeeignet sein. Namentlich der letzte<lb/> Teil des obigen Satzes kann schlechterdings nur als eine Redensart bezeichnet<lb/> werden; denn „andernfalls" kann in diesem Zusammenhange doch uur bedeuten<lb/> „im nichtschwurgcrichtlichcu Verfahren," und daß ein schuldiger Angeklagter<lb/> unter irgend welchen Umständen in dem letztern Verfahren, namentlich also in</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0128]
Die Schwnrgerichtsverhandlnng gegen Dickhoff.
mütigmig Frankreichs Deutschland der Diktator Europas werden würde. Ähnliche
Rücksichten diltirten 1814 das schonende Verhalten englischer und andrer Staats¬
männer, als Frankreichs Macht eingeschränkt werden sollte. Was man bei
diesen Gelegenheiten umsonst erstrebte, ist in den letzten Jahrzehnten großenteils
erreicht worden. Vor etwa drei Jahrhunderten gab es auf politischem Gebiete
nur drei Mächte von Bedeutung, den Kaiser, den König von Spanien und den
König von Frankreich. Später waren Frankreich, Österreich und Rußland dort
die drei großen Faktoren. Von 1815 bis 1830 beherrschten die Höfe von
Petersburg, Wien und Berlin die Politik des europäischen Festlandes, auf dem
sie bis 1848 bis zu einem gewissen Maße weiter den Ausschlag gaben. Jetzt
haben wir hier fünf Großmächte, von denen keine der andern sehr überlegen ist.
Rußland gebietet über mehr Menschen, aber es fehlt ihm an Bildung und Wissen¬
schaft, auch hat es weitgedehnte Grenzen zu bewachen. Deutschland besitzt in
militärischer Hinsicht ein trefflich geschultes Heer lind geniale Führer, aber nicht
den Reichtum wie Frankreich. Endlich könnten von einem Politiker, der an
Änderung der Landkarte dächte, auch Österreich-Ungarn und Italien nicht un¬
beachtet gelassen werden, da sie eine gute Stellung und ein wohlorganisirtes
Heer haben. Wird dieses neue Gleichgewicht der Mächte besser den Frieden
sichern als das alte? Wir glauben dies bejahen zu dürfen.
Die ^chwurgerichtsverhandlung gegen Dickhoff.
n Ur. 546 der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung wurde die
am 17. November zum Abschluß gebrachte Schwurgerichtsver¬
handlung gegen den Kommissionär Dickhoff einer kurzen Be¬
trachtung unterzogen und dabei u. a. hervorgehoben, das Schwnr-
gerichtsverfahreu verdiene die Anerkennung, „daß es die Möglich¬
keit gegeben habe, den unzweifelhaft Schuldigen auf bloße Indizien hiu zu treffe»,
welche andernfalls vielleicht der strafenden Gerechtigkeit entgangen wären."
Ähnliches und noch eifrigeres Lob ist von andern Seiten bei dieser Gelegenheit
dem Institut des Schwurgerichts gespendet worden, und doch dürfte gerade
diese Gelegenheit hierzu ganz besonders ungeeignet sein. Namentlich der letzte
Teil des obigen Satzes kann schlechterdings nur als eine Redensart bezeichnet
werden; denn „andernfalls" kann in diesem Zusammenhange doch uur bedeuten
„im nichtschwurgcrichtlichcu Verfahren," und daß ein schuldiger Angeklagter
unter irgend welchen Umständen in dem letztern Verfahren, namentlich also in
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