Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.Archiv und Bibliothek des Vatikan. Wir müssen wiederholt aussprechen, daß jedes auf die Gewinnsucht speku- Archiv und Bibliothek des Vatikan. eit Leo der Dreizehnte den päpstlichen Stuhl bestiegen hat, regt Einen äußeren Ausdruck haben diese Bestrebungen in dem an die Kardinäle Archiv und Bibliothek des Vatikan. Wir müssen wiederholt aussprechen, daß jedes auf die Gewinnsucht speku- Archiv und Bibliothek des Vatikan. eit Leo der Dreizehnte den päpstlichen Stuhl bestiegen hat, regt Einen äußeren Ausdruck haben diese Bestrebungen in dem an die Kardinäle <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0469" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/157394"/> <fw type="header" place="top"> Archiv und Bibliothek des Vatikan.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1618"> Wir müssen wiederholt aussprechen, daß jedes auf die Gewinnsucht speku-<lb/> lirende Glücksspiel sittlichen und wirtschaftlichen Schaden in unser Volk hinein¬<lb/> trägt. Und wenn man darüber hinwegzukommen sucht mit dem Troste, daß<lb/> dadurch doch andre wohlthätige Zwecke gefördert werden, so huldigt man einem<lb/> Satze, den man sonst in der Regel schwer verurteilt: Der Zweck heiligt die Mittel.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Archiv und Bibliothek des Vatikan.</head><lb/> <p xml:id="ID_1619"> eit Leo der Dreizehnte den päpstlichen Stuhl bestiegen hat, regt<lb/> sich im Vatikan ein neuer Geist wissenschaftlicher Bestrebungen,<lb/> dessen Früchte in einer großen Zahl wichtiger Publikationen bereits<lb/> zu tage getreten sind und von dem wir weitere Früchte von<lb/> gleicher Bedeutung zu erwarten haben. Obwohl diese Be¬<lb/> strebungen zunächst der katholischen Kirche zugute kommen sollen, so tragen sie<lb/> doch einen mehr universellen Charakter, da sie nicht nur der wissenschaftlichen<lb/> und besonders kirchenhistvrischen Forschung aller christlichen Konfessionen neues,<lb/> wichtiges Material darbieten, sondern auch der Geist der freien Wissenschaft,<lb/> die ja namentlich in der Erforschung der historischen Wahrheit über dem<lb/> Interesse der Konfessionen stehen soll, diese Veröffentlichungen ins Leben<lb/> gerufen hat und sich auch in der Art und Ausdehnung dieser Veröffentlichungen<lb/> geltend macht, soweit natürlich das Interesse und die Traditionen der katholischen<lb/> Kirche nicht direkt ein Halt gebieten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1620" next="#ID_1621"> Einen äußeren Ausdruck haben diese Bestrebungen in dem an die Kardinäle<lb/> de Luca, Pitra und Hergenröther gerichteten Schreiben des Papstes vom<lb/> 18. August 1883 gefunden. In demselben fordert Leo der Dreizehnte zu einer<lb/> fleißigen Benutzung des vatikanischen Archivs auf, indem er zugleich die Über¬<lb/> zeugung ausspricht, daß diese Forschungen zur Verherrlichung des Papsttums<lb/> gereichen würden. Dieser Aufforderung, die an alle Gelehrten, freilich zunächst an<lb/> die katholischen, gerichtet ist, entsprechen auch die Maßregeln, die vom Papste selbst<lb/> getroffen worden sind, um dem Ziele einer umfassenden Ausnutzung des vati¬<lb/> kanischen Archivs durch Herausgabe seiner überaus wertvollen historischen<lb/> Dokumente näherzukommen und dadurch auch der gesamten Welt zu beweisen,<lb/> daß es der päpstlichen Kurie mit der Aufschließung der in ihrem Schoße auf¬<lb/> gespeicherten Schätze ernst ist. So erschienen denn noch im Laufe des ver¬<lb/> flossenen Jahres die Regesten Leos des Zehnten, Innocenz' des Vierten und<lb/> Benedikts des Elster, von denen die ersten durch Kardinal Hergenröther, die<lb/> des Innocenz dnrch Berger, die letzten dnrch Graublau herausgegeben wurden.<lb/> Diesen Veröffentlichungen, die natürlich seit längerer Zeit vorbereitet waren,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0469]
Archiv und Bibliothek des Vatikan.
Wir müssen wiederholt aussprechen, daß jedes auf die Gewinnsucht speku-
lirende Glücksspiel sittlichen und wirtschaftlichen Schaden in unser Volk hinein¬
trägt. Und wenn man darüber hinwegzukommen sucht mit dem Troste, daß
dadurch doch andre wohlthätige Zwecke gefördert werden, so huldigt man einem
Satze, den man sonst in der Regel schwer verurteilt: Der Zweck heiligt die Mittel.
Archiv und Bibliothek des Vatikan.
eit Leo der Dreizehnte den päpstlichen Stuhl bestiegen hat, regt
sich im Vatikan ein neuer Geist wissenschaftlicher Bestrebungen,
dessen Früchte in einer großen Zahl wichtiger Publikationen bereits
zu tage getreten sind und von dem wir weitere Früchte von
gleicher Bedeutung zu erwarten haben. Obwohl diese Be¬
strebungen zunächst der katholischen Kirche zugute kommen sollen, so tragen sie
doch einen mehr universellen Charakter, da sie nicht nur der wissenschaftlichen
und besonders kirchenhistvrischen Forschung aller christlichen Konfessionen neues,
wichtiges Material darbieten, sondern auch der Geist der freien Wissenschaft,
die ja namentlich in der Erforschung der historischen Wahrheit über dem
Interesse der Konfessionen stehen soll, diese Veröffentlichungen ins Leben
gerufen hat und sich auch in der Art und Ausdehnung dieser Veröffentlichungen
geltend macht, soweit natürlich das Interesse und die Traditionen der katholischen
Kirche nicht direkt ein Halt gebieten.
Einen äußeren Ausdruck haben diese Bestrebungen in dem an die Kardinäle
de Luca, Pitra und Hergenröther gerichteten Schreiben des Papstes vom
18. August 1883 gefunden. In demselben fordert Leo der Dreizehnte zu einer
fleißigen Benutzung des vatikanischen Archivs auf, indem er zugleich die Über¬
zeugung ausspricht, daß diese Forschungen zur Verherrlichung des Papsttums
gereichen würden. Dieser Aufforderung, die an alle Gelehrten, freilich zunächst an
die katholischen, gerichtet ist, entsprechen auch die Maßregeln, die vom Papste selbst
getroffen worden sind, um dem Ziele einer umfassenden Ausnutzung des vati¬
kanischen Archivs durch Herausgabe seiner überaus wertvollen historischen
Dokumente näherzukommen und dadurch auch der gesamten Welt zu beweisen,
daß es der päpstlichen Kurie mit der Aufschließung der in ihrem Schoße auf¬
gespeicherten Schätze ernst ist. So erschienen denn noch im Laufe des ver¬
flossenen Jahres die Regesten Leos des Zehnten, Innocenz' des Vierten und
Benedikts des Elster, von denen die ersten durch Kardinal Hergenröther, die
des Innocenz dnrch Berger, die letzten dnrch Graublau herausgegeben wurden.
Diesen Veröffentlichungen, die natürlich seit längerer Zeit vorbereitet waren,
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