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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.

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Englische Bünden in Irland.

rinnt ist unversöhnlich, auch der Glcidstoneschen Politik gegenüber,
die viel zugestanden und manches gebessert hat. Es wird un¬
versöhnlich bleiben, und dieser unauslöschliche Haß ist begreiflich,
denn er beruht auf unvergeßlichen Thatsachen. Die liurss, uns
Deutschen stets mißgünstig und übelgesinnt, hat es neulich für
gut befunden, die Dänen wegen Nordschleswig gegen uns aufzuhetzen und zum
Appell an Europa aufzufordern. Wir antworten auf diesen ebenso albernen
als unverschämten Artikel: Die Hände weg! Was geht die Engländer das
deutsche Reich mit seinen hundcrtundzwanzigtausend Rabendänen an? Geschieht
diesen von seiten Preußens Unrecht? Beeinträchtigt, verkürzt, ruinirt man sie?
Und wäre das auch nur einigermaßen der Fall -- was diese "Südjüten" selber
niemals behauptet haben --, so wolle das Cityblatt gefälligst vor seiner eignen
Thür kehren, den Balken im eignen Auge sehen und die Nase in die eignen
schweren Sünden stecken, in die indischen, in die südafrikanischen, namentlich aber
in die gegen die irische Schwesterinsel begangenen Sünden. Türken und Mon¬
golen waren -- man lese Leckys durchaus zuverlässige Berichte*) -- nicht grau¬
samer, Sklavenhalter und Wucherjuden zeigten in der Ausbeutung der in ihre
Macht geratenen keinen schnöderen Egoismus, als hier John Bull Jahrhun¬
derte hindurch. Es war ein Vernichtungskrieg, der Irland, das schon unter
den Plantagenets von England erobert worden, vollständig unter die Botmäßig¬
keit der Königin Elisabeth beugte. Verrat, Verletzung der Gastfreundschaft,
Gift dienten gegen die Häuptlinge als Mittel. Das gemeine Volk wurde
massenhaft teils durch das Schwert, teils durch Hunger hingemordet. Scharen
von Soldaten durchstreiften das Land und erschlugen kaltblütig alle Wesen, die
sie antrafen. Jahr für Jahr wurden in einem großen Teile der Insel alle



worden. Der Verfasser ist Ludwig Hahn, der verdiente Mann, welcher Jahrzehnte lang
die Politik unsers Kanzlers publizistisch begleitete. Nach einem arbeitsamen Leben in den
wohlverdienten Ruhestand getreten, vermochte er der Begeisterung nicht zu widerstehen, in
welche ihn die neueste Phase in dem thatenreichen Leben des Kaisers Wilhelm und des Fürsten
Bismarck versetzt hat. Seine Schrift ist beherzigenswert und wenn wir auch nicht in allen
Punkten dem Verfasser beitreten, so verdient sie doch die größte Beachtung in den weitesten
Kreisen.
*) Geschichte Englands im achtzehnten Jahrhundert, übersetzt von F. Löwe. Zweiter
Band, Seite 97 bis 472.
Grenzboten IV. 1834. 27
Englische Bünden in Irland.

rinnt ist unversöhnlich, auch der Glcidstoneschen Politik gegenüber,
die viel zugestanden und manches gebessert hat. Es wird un¬
versöhnlich bleiben, und dieser unauslöschliche Haß ist begreiflich,
denn er beruht auf unvergeßlichen Thatsachen. Die liurss, uns
Deutschen stets mißgünstig und übelgesinnt, hat es neulich für
gut befunden, die Dänen wegen Nordschleswig gegen uns aufzuhetzen und zum
Appell an Europa aufzufordern. Wir antworten auf diesen ebenso albernen
als unverschämten Artikel: Die Hände weg! Was geht die Engländer das
deutsche Reich mit seinen hundcrtundzwanzigtausend Rabendänen an? Geschieht
diesen von seiten Preußens Unrecht? Beeinträchtigt, verkürzt, ruinirt man sie?
Und wäre das auch nur einigermaßen der Fall — was diese „Südjüten" selber
niemals behauptet haben —, so wolle das Cityblatt gefälligst vor seiner eignen
Thür kehren, den Balken im eignen Auge sehen und die Nase in die eignen
schweren Sünden stecken, in die indischen, in die südafrikanischen, namentlich aber
in die gegen die irische Schwesterinsel begangenen Sünden. Türken und Mon¬
golen waren — man lese Leckys durchaus zuverlässige Berichte*) — nicht grau¬
samer, Sklavenhalter und Wucherjuden zeigten in der Ausbeutung der in ihre
Macht geratenen keinen schnöderen Egoismus, als hier John Bull Jahrhun¬
derte hindurch. Es war ein Vernichtungskrieg, der Irland, das schon unter
den Plantagenets von England erobert worden, vollständig unter die Botmäßig¬
keit der Königin Elisabeth beugte. Verrat, Verletzung der Gastfreundschaft,
Gift dienten gegen die Häuptlinge als Mittel. Das gemeine Volk wurde
massenhaft teils durch das Schwert, teils durch Hunger hingemordet. Scharen
von Soldaten durchstreiften das Land und erschlugen kaltblütig alle Wesen, die
sie antrafen. Jahr für Jahr wurden in einem großen Teile der Insel alle



worden. Der Verfasser ist Ludwig Hahn, der verdiente Mann, welcher Jahrzehnte lang
die Politik unsers Kanzlers publizistisch begleitete. Nach einem arbeitsamen Leben in den
wohlverdienten Ruhestand getreten, vermochte er der Begeisterung nicht zu widerstehen, in
welche ihn die neueste Phase in dem thatenreichen Leben des Kaisers Wilhelm und des Fürsten
Bismarck versetzt hat. Seine Schrift ist beherzigenswert und wenn wir auch nicht in allen
Punkten dem Verfasser beitreten, so verdient sie doch die größte Beachtung in den weitesten
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*) Geschichte Englands im achtzehnten Jahrhundert, übersetzt von F. Löwe. Zweiter
Band, Seite 97 bis 472.
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[0217] Englische Bünden in Irland. rinnt ist unversöhnlich, auch der Glcidstoneschen Politik gegenüber, die viel zugestanden und manches gebessert hat. Es wird un¬ versöhnlich bleiben, und dieser unauslöschliche Haß ist begreiflich, denn er beruht auf unvergeßlichen Thatsachen. Die liurss, uns Deutschen stets mißgünstig und übelgesinnt, hat es neulich für gut befunden, die Dänen wegen Nordschleswig gegen uns aufzuhetzen und zum Appell an Europa aufzufordern. Wir antworten auf diesen ebenso albernen als unverschämten Artikel: Die Hände weg! Was geht die Engländer das deutsche Reich mit seinen hundcrtundzwanzigtausend Rabendänen an? Geschieht diesen von seiten Preußens Unrecht? Beeinträchtigt, verkürzt, ruinirt man sie? Und wäre das auch nur einigermaßen der Fall — was diese „Südjüten" selber niemals behauptet haben —, so wolle das Cityblatt gefälligst vor seiner eignen Thür kehren, den Balken im eignen Auge sehen und die Nase in die eignen schweren Sünden stecken, in die indischen, in die südafrikanischen, namentlich aber in die gegen die irische Schwesterinsel begangenen Sünden. Türken und Mon¬ golen waren — man lese Leckys durchaus zuverlässige Berichte*) — nicht grau¬ samer, Sklavenhalter und Wucherjuden zeigten in der Ausbeutung der in ihre Macht geratenen keinen schnöderen Egoismus, als hier John Bull Jahrhun¬ derte hindurch. Es war ein Vernichtungskrieg, der Irland, das schon unter den Plantagenets von England erobert worden, vollständig unter die Botmäßig¬ keit der Königin Elisabeth beugte. Verrat, Verletzung der Gastfreundschaft, Gift dienten gegen die Häuptlinge als Mittel. Das gemeine Volk wurde massenhaft teils durch das Schwert, teils durch Hunger hingemordet. Scharen von Soldaten durchstreiften das Land und erschlugen kaltblütig alle Wesen, die sie antrafen. Jahr für Jahr wurden in einem großen Teile der Insel alle worden. Der Verfasser ist Ludwig Hahn, der verdiente Mann, welcher Jahrzehnte lang die Politik unsers Kanzlers publizistisch begleitete. Nach einem arbeitsamen Leben in den wohlverdienten Ruhestand getreten, vermochte er der Begeisterung nicht zu widerstehen, in welche ihn die neueste Phase in dem thatenreichen Leben des Kaisers Wilhelm und des Fürsten Bismarck versetzt hat. Seine Schrift ist beherzigenswert und wenn wir auch nicht in allen Punkten dem Verfasser beitreten, so verdient sie doch die größte Beachtung in den weitesten Kreisen. *) Geschichte Englands im achtzehnten Jahrhundert, übersetzt von F. Löwe. Zweiter Band, Seite 97 bis 472. Grenzboten IV. 1834. 27

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156924/217>, abgerufen am 27.12.2024.