Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.Hrancesca von Rimini. Adam von Festen borg. Novelle von 1. in 1. September 1875 fand, wie alljährlich an diesem Tage, am Hrancesca von Rimini. Adam von Festen borg. Novelle von 1. in 1. September 1875 fand, wie alljährlich an diesem Tage, am <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0053" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154218"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341837_154164/figures/grenzboten_341837_154164_154218_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Hrancesca von Rimini.<lb/><note type="byline"> Adam von Festen borg.</note> Novelle von</head><lb/> <div n="2"> <head> 1.</head><lb/> <p xml:id="ID_144" next="#ID_145"> in 1. September 1875 fand, wie alljährlich an diesem Tage, am<lb/> Canticmplatze die Eröffnung der Ausstellung von Werken lebender<lb/> Künstler statt. Mag offiziell und kalendermäßig der Herbst<lb/> erst mit dem 21. September beginnen, für die Berliner Gesell¬<lb/> schaft bedeutet die Eröffnung dieser Kunstausstellung den Schluß<lb/> des Sommers. Berlin ist seit einigen Jahren, da es sich der Würde der<lb/> Reichshauptstadt auch äußerlich bewußt geworden ist, im Sommer so grün<lb/> und luftig, daß, wer nicht aus besondern Bedürfnissen in eine Sommerfrische<lb/> oder in ein Bad reisen muß, sei es um eine Kur zu brauchen, sei es um die<lb/> Kur zu machen oder sich machen zu lassen — letztere beiden Thätigkeiten sind<lb/> bei der Vielgestaltigkeit des Berliner Lebens und der gesellschaftlichen Beziehungen<lb/> nicht ganz bequem — in der Stadt dieselbe Erholung wie in der Ferne findet.<lb/> Freilich gehört zu einer solchen Erholung die Entziehung von den täglichen<lb/> Geschäften und Berufsarbeiten, und da es für den Einheimischen schwer sein<lb/> würde, in einem Hotel als Fremder einige Wochen ungestört die Annehmlich¬<lb/> keiten der Residenz zu genießen, so bleibt für die während des Jahres mit Arbeit<lb/> Beladenen zuletzt nichts übrig, als mit Beginn der Schul-, Amts- und Börsen¬<lb/> ferien den Wanderstab zu ergreifen. Diejenigen aber, welche das Bedürfnis<lb/> einer körperlichen und geistigen Erfrischung nicht fühlen, verlassen die Stadt,<lb/> weil der Freund es gethan hat, weil es zum guten Ton gehört oder weil ihre<lb/> Kreditwürdigkeit durch ein Verbleiben in der Stadt während des Somniers<lb/> leiden würde. Charakteristisch für die Vorzüge des Lebens in der Hauptstadt<lb/> des Reiches aber ist es, daß der Berliner nicht allzulange von dem heimatlichen<lb/> Herde wegbleibt. Während in den andern Großstädten Europas die Bewohner<lb/> schon mit Beginn des Sommers die Weite suchen und in die Residenz erst wieder<lb/> zurückkehren, wenn die kalten Novembertage einen längern Aufenthalt im Freien</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0053]
[Abbildung]
Hrancesca von Rimini.
Adam von Festen borg. Novelle von
1.
in 1. September 1875 fand, wie alljährlich an diesem Tage, am
Canticmplatze die Eröffnung der Ausstellung von Werken lebender
Künstler statt. Mag offiziell und kalendermäßig der Herbst
erst mit dem 21. September beginnen, für die Berliner Gesell¬
schaft bedeutet die Eröffnung dieser Kunstausstellung den Schluß
des Sommers. Berlin ist seit einigen Jahren, da es sich der Würde der
Reichshauptstadt auch äußerlich bewußt geworden ist, im Sommer so grün
und luftig, daß, wer nicht aus besondern Bedürfnissen in eine Sommerfrische
oder in ein Bad reisen muß, sei es um eine Kur zu brauchen, sei es um die
Kur zu machen oder sich machen zu lassen — letztere beiden Thätigkeiten sind
bei der Vielgestaltigkeit des Berliner Lebens und der gesellschaftlichen Beziehungen
nicht ganz bequem — in der Stadt dieselbe Erholung wie in der Ferne findet.
Freilich gehört zu einer solchen Erholung die Entziehung von den täglichen
Geschäften und Berufsarbeiten, und da es für den Einheimischen schwer sein
würde, in einem Hotel als Fremder einige Wochen ungestört die Annehmlich¬
keiten der Residenz zu genießen, so bleibt für die während des Jahres mit Arbeit
Beladenen zuletzt nichts übrig, als mit Beginn der Schul-, Amts- und Börsen¬
ferien den Wanderstab zu ergreifen. Diejenigen aber, welche das Bedürfnis
einer körperlichen und geistigen Erfrischung nicht fühlen, verlassen die Stadt,
weil der Freund es gethan hat, weil es zum guten Ton gehört oder weil ihre
Kreditwürdigkeit durch ein Verbleiben in der Stadt während des Somniers
leiden würde. Charakteristisch für die Vorzüge des Lebens in der Hauptstadt
des Reiches aber ist es, daß der Berliner nicht allzulange von dem heimatlichen
Herde wegbleibt. Während in den andern Großstädten Europas die Bewohner
schon mit Beginn des Sommers die Weite suchen und in die Residenz erst wieder
zurückkehren, wenn die kalten Novembertage einen längern Aufenthalt im Freien
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