Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.Die internationale Kunstausstellung in München. Die Verlagshandlung hat, abweichend von ihrer sonstigen Gewohnheit, das Mögen sich unsre Leser das inhaltreiche Buch Jansens aufs wärmste em¬ Die internationale Kunstausstellung in München. von Adolf Rosenberg. 2. s ist bezeichnend für den Sieg der spezifisch koloristischen Rich¬ schrieb 1846: "Ich stelle Berlioz ohne alle Frage neben Beethoven; ja ich glaube stolzere
Bögen in der Architektur, der Werke des Franzosen zu entdecken als bei dem Deutschen. Berlioz neben Beethoven zu stellen ist die Aufgabe der heutigen Kritik. In drei Jahren wird darüber kein Zweifel mehr sein." Und Berlioz sagte 1347: us suis in'un Orss- vsnäo as 1'v3xr1t Ah Lostnovon. Möchte man sich jetzt nicht vor Lachen ausschütten über diese Dummheiten? Die Leipziger Theaterdirektion hat neuerdings den "Benvenuto Cellini" wieder hervorgesucht. Sie hat sich ein außerordentliches Verdienst erworben, dem Publikum diese hohle, gespreizte, vor lauter Originalitätssucht in förmlichen Affensprüngen und Affen¬ grimassen sich ergehende Musik wieder einmal aufzutischen. Es ist immer gut, wenn man sein Urteil gelegentlich einmal wieder befestige" kann. Die internationale Kunstausstellung in München. Die Verlagshandlung hat, abweichend von ihrer sonstigen Gewohnheit, das Mögen sich unsre Leser das inhaltreiche Buch Jansens aufs wärmste em¬ Die internationale Kunstausstellung in München. von Adolf Rosenberg. 2. s ist bezeichnend für den Sieg der spezifisch koloristischen Rich¬ schrieb 1846: „Ich stelle Berlioz ohne alle Frage neben Beethoven; ja ich glaube stolzere
Bögen in der Architektur, der Werke des Franzosen zu entdecken als bei dem Deutschen. Berlioz neben Beethoven zu stellen ist die Aufgabe der heutigen Kritik. In drei Jahren wird darüber kein Zweifel mehr sein." Und Berlioz sagte 1347: us suis in'un Orss- vsnäo as 1'v3xr1t Ah Lostnovon. Möchte man sich jetzt nicht vor Lachen ausschütten über diese Dummheiten? Die Leipziger Theaterdirektion hat neuerdings den „Benvenuto Cellini" wieder hervorgesucht. Sie hat sich ein außerordentliches Verdienst erworben, dem Publikum diese hohle, gespreizte, vor lauter Originalitätssucht in förmlichen Affensprüngen und Affen¬ grimassen sich ergehende Musik wieder einmal aufzutischen. Es ist immer gut, wenn man sein Urteil gelegentlich einmal wieder befestige» kann. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0693" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154140"/> <fw type="header" place="top"> Die internationale Kunstausstellung in München.</fw><lb/> <p xml:id="ID_2932"> Die Verlagshandlung hat, abweichend von ihrer sonstigen Gewohnheit, das<lb/> Buch Jansens mit ein paar artistischen Beigaben versehen, einem Lichtdruck nach<lb/> einer Zeichnung, welche das feine, einigermaßen an Franz v. Holstein erinnernde<lb/> Haupt Ludwig Schunkes im Tode zeigt, und einem Lichtdruck nach einem von<lb/> einer Brosche stammenden Bildnis Schumanns aus seinem 21. Lebensjahre.<lb/> Das letztere, welches, an sich schon kein Meisterstück, nach der photographischen<lb/> Aufnahme ungeschickt ausgeschnitten und auf einen neuen Hintergrund gesetzt<lb/> worden ist, hätte durch die Hand eines guten Künstlers frei reproduzirt werden<lb/> solle»; in der vorliegenden Form erregt es fast die Heiterkeit des Beschauers.</p><lb/> <p xml:id="ID_2933"> Mögen sich unsre Leser das inhaltreiche Buch Jansens aufs wärmste em¬<lb/> pfohlen sein lassen. Was wir hier daraus bieten konnten, sind ja nur spärliche<lb/><note type="byline"> * 5 *</note> Proben. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die internationale Kunstausstellung in München.<lb/><note type="byline"> von Adolf Rosenberg.</note> 2.</head><lb/> <p xml:id="ID_2934" next="#ID_2935"> s ist bezeichnend für den Sieg der spezifisch koloristischen Rich¬<lb/> tung, welcher sich durch Wilhelm Diez in der Münchener Schule<lb/> vollzogen hat, daß selbst Ludwig Löfftz, welcher von seinem ersten<lb/> Lehrer A. von Kreling zu den alten Niederländern und Deutschen<lb/> geführt worden war, sich inzwischen ebenfalls zum Kolorismus<lb/> bekannt hat. Wenn man allein nach seinen Auszeichnungen urteilt, muß Löfftz<lb/> ein bedeutender Künstler sein. Im Jahre 1879 erhielt der bis dahin noch fast</p><lb/> <note xml:id="FID_74" prev="#FID_73" place="foot"> schrieb 1846: „Ich stelle Berlioz ohne alle Frage neben Beethoven; ja ich glaube stolzere<lb/> Bögen in der Architektur, der Werke des Franzosen zu entdecken als bei dem Deutschen.<lb/> Berlioz neben Beethoven zu stellen ist die Aufgabe der heutigen Kritik. In drei Jahren<lb/> wird darüber kein Zweifel mehr sein." Und Berlioz sagte 1347: us suis in'un Orss-<lb/> vsnäo as 1'v3xr1t Ah Lostnovon. Möchte man sich jetzt nicht vor Lachen ausschütten über<lb/> diese Dummheiten? Die Leipziger Theaterdirektion hat neuerdings den „Benvenuto Cellini"<lb/> wieder hervorgesucht. Sie hat sich ein außerordentliches Verdienst erworben, dem Publikum<lb/> diese hohle, gespreizte, vor lauter Originalitätssucht in förmlichen Affensprüngen und Affen¬<lb/> grimassen sich ergehende Musik wieder einmal aufzutischen. Es ist immer gut, wenn man<lb/> sein Urteil gelegentlich einmal wieder befestige» kann.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0693]
Die internationale Kunstausstellung in München.
Die Verlagshandlung hat, abweichend von ihrer sonstigen Gewohnheit, das
Buch Jansens mit ein paar artistischen Beigaben versehen, einem Lichtdruck nach
einer Zeichnung, welche das feine, einigermaßen an Franz v. Holstein erinnernde
Haupt Ludwig Schunkes im Tode zeigt, und einem Lichtdruck nach einem von
einer Brosche stammenden Bildnis Schumanns aus seinem 21. Lebensjahre.
Das letztere, welches, an sich schon kein Meisterstück, nach der photographischen
Aufnahme ungeschickt ausgeschnitten und auf einen neuen Hintergrund gesetzt
worden ist, hätte durch die Hand eines guten Künstlers frei reproduzirt werden
solle»; in der vorliegenden Form erregt es fast die Heiterkeit des Beschauers.
Mögen sich unsre Leser das inhaltreiche Buch Jansens aufs wärmste em¬
pfohlen sein lassen. Was wir hier daraus bieten konnten, sind ja nur spärliche
* 5 * Proben.
Die internationale Kunstausstellung in München.
von Adolf Rosenberg. 2.
s ist bezeichnend für den Sieg der spezifisch koloristischen Rich¬
tung, welcher sich durch Wilhelm Diez in der Münchener Schule
vollzogen hat, daß selbst Ludwig Löfftz, welcher von seinem ersten
Lehrer A. von Kreling zu den alten Niederländern und Deutschen
geführt worden war, sich inzwischen ebenfalls zum Kolorismus
bekannt hat. Wenn man allein nach seinen Auszeichnungen urteilt, muß Löfftz
ein bedeutender Künstler sein. Im Jahre 1879 erhielt der bis dahin noch fast
schrieb 1846: „Ich stelle Berlioz ohne alle Frage neben Beethoven; ja ich glaube stolzere
Bögen in der Architektur, der Werke des Franzosen zu entdecken als bei dem Deutschen.
Berlioz neben Beethoven zu stellen ist die Aufgabe der heutigen Kritik. In drei Jahren
wird darüber kein Zweifel mehr sein." Und Berlioz sagte 1347: us suis in'un Orss-
vsnäo as 1'v3xr1t Ah Lostnovon. Möchte man sich jetzt nicht vor Lachen ausschütten über
diese Dummheiten? Die Leipziger Theaterdirektion hat neuerdings den „Benvenuto Cellini"
wieder hervorgesucht. Sie hat sich ein außerordentliches Verdienst erworben, dem Publikum
diese hohle, gespreizte, vor lauter Originalitätssucht in förmlichen Affensprüngen und Affen¬
grimassen sich ergehende Musik wieder einmal aufzutischen. Es ist immer gut, wenn man
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