Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.Notizen, einander zu handeln. Das Vermögen, welches ich besitze, rührt von unserm Und mich sollst du als Schwester betrachten, sagte Dorothea, als Dietrich Nein, Ihr Lieben, rief Dietrich, indem er aufsprang und ihnen die Hände Notizen. Ein Akt der Selbsthilfe. Seit Jahrzehnten haben in deutschen Städten Wie die Engländer auf wirtschaftlichem Gebiete in vielen Stücken uns voraus Notizen, einander zu handeln. Das Vermögen, welches ich besitze, rührt von unserm Und mich sollst du als Schwester betrachten, sagte Dorothea, als Dietrich Nein, Ihr Lieben, rief Dietrich, indem er aufsprang und ihnen die Hände Notizen. Ein Akt der Selbsthilfe. Seit Jahrzehnten haben in deutschen Städten Wie die Engländer auf wirtschaftlichem Gebiete in vielen Stücken uns voraus <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0594" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154041"/> <fw type="header" place="top"> Notizen,</fw><lb/> <p xml:id="ID_2587" prev="#ID_2586"> einander zu handeln. Das Vermögen, welches ich besitze, rührt von unserm<lb/> Vater her, und ich trete es dir ab. Es gehört dir nach höherm Rechte, und<lb/> du darfst es nicht als ein Geschenk von mir betrachten und dich nicht dadurch<lb/> gedemütigt fühlen, daß dn es annimmst. Es wird dich in den Stand setzen,<lb/> in deiner Laufbahn zu bleibe» oder eine andre zu beginnen, wie du willst. Aber<lb/> ich glaube, daß deine Absicht, den diplomatischen Dienst zu verlassen, wohl mir<lb/> aus einer augenblicklichen Niedergeschlagenheit stammt, und was deine Absicht,<lb/> von der Literatur zu leben, angeht, so möchte ich dir einen Satz wiederholen,<lb/> den der General Franeker einst gegen mich aussprach, daß nämlich die Kunst<lb/> eine vornehme Dame sei, die sich ungern mit dem Nutzen vermähle.</p><lb/> <p xml:id="ID_2588"> Und mich sollst du als Schwester betrachten, sagte Dorothea, als Dietrich<lb/> tief errötend nur den Kopf schüttelte. Du darfst dich durch falsche Scham nicht<lb/> davon abhalten lassen, unsre Hilfe anzunehmen, oder du würdest dem geschwister¬<lb/> lichen Bunde untreu werden. Ein außergewöhnliches Unglück hat dich betroffen,<lb/> und du darfst nicht an niedrigen Bedenken haften, wo es sich um deine ganze<lb/> Zukunft handelt. Das bunte Spiel des Lebens hat dir den Reichtum genommen,<lb/> und uns will es ihn in den Schoß schütten, aber da wir uns so nahestehen,<lb/> wollen wir uns doch wohl untereinander helfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2589"> Nein, Ihr Lieben, rief Dietrich, indem er aufsprang und ihnen die Hände<lb/> drückte, ich will mich nicht durch das Übermaß Eurer Güte beugen lassen. Be¬<lb/> denkt Ihr nicht, daß meine Demütigung umso tiefer ist, je mehr Ihr Euch<lb/> durch Großherzigkeit erhebt? Ich freue mich unsrer Einigkeit, und ich danke<lb/> Euch für Euer Verzeihen und für Eure Liebe, aber jetzt will ich Euch ver¬<lb/> lassen, und ich kann nichts mehr von Euern Anerbietungen hören. Die trau¬<lb/> rigste Pflicht liegt mir schwer auf der Seele, und jede Minute, die ich auf<lb/> etwas andres verwende, ist mir ein Vorwurf. (Fortsetzung folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Notizen.</head><lb/> <p xml:id="ID_2590"> Ein Akt der Selbsthilfe. Seit Jahrzehnten haben in deutschen Städten<lb/> zahlreiche Konsumvereine, soweit sie auf gesunder Grundlage geschaffen und geleitet<lb/> sind, ihren Mitgliedern, mögen diese nun aus allen Ständen der Bevölkerung<lb/> hervorgehen oder sich auf bestimmte Berufsklassen beschränken, große wirtschaftliche<lb/> Erleichterungen gewährt, welche bei der zunehmenden Teuerung, bei der Vermehrung<lb/> und Steigerung aller Bedürfnisse und bei den Ansprüchen an das gesellige Leben<lb/> für den Haushalt des einzelnen Staatsbürgers fast zur Notwendigkeit geworden<lb/> waren. Unter diesen Verhältnissen erscheint es geradezu unverständlich, daß die<lb/> große und so fest gegliederte Korporation des deutschen Offizierkorps, welches stets<lb/> unter der Unzulänglichkeit seiner pekuniären Lage gelitten hat, bisher noch<lb/> nicht den Versuch unternommen hat, das „Einigkeit macht stark" praktisch auf das<lb/> Gebiet des wirtschaftlichen Lebens zu übertragen, zumal da schon der Preußische<lb/> Beamtenverein, welcher seit 1875 die Rechte einer juristischen Person genießt, die<lb/> Förderung der materiellen Interessen seiner Mitglieder, wenn auch auf anderm<lb/> Gebiete, erstrebt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2591"> Wie die Engländer auf wirtschaftlichem Gebiete in vielen Stücken uns voraus<lb/> sind, so hat ihr praktischer Sinn auch bereits seit zwölf Jahren dort von großem<lb/> Erfolge begleitete Offizicrkonsumvereine geschaffen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0594]
Notizen,
einander zu handeln. Das Vermögen, welches ich besitze, rührt von unserm
Vater her, und ich trete es dir ab. Es gehört dir nach höherm Rechte, und
du darfst es nicht als ein Geschenk von mir betrachten und dich nicht dadurch
gedemütigt fühlen, daß dn es annimmst. Es wird dich in den Stand setzen,
in deiner Laufbahn zu bleibe» oder eine andre zu beginnen, wie du willst. Aber
ich glaube, daß deine Absicht, den diplomatischen Dienst zu verlassen, wohl mir
aus einer augenblicklichen Niedergeschlagenheit stammt, und was deine Absicht,
von der Literatur zu leben, angeht, so möchte ich dir einen Satz wiederholen,
den der General Franeker einst gegen mich aussprach, daß nämlich die Kunst
eine vornehme Dame sei, die sich ungern mit dem Nutzen vermähle.
Und mich sollst du als Schwester betrachten, sagte Dorothea, als Dietrich
tief errötend nur den Kopf schüttelte. Du darfst dich durch falsche Scham nicht
davon abhalten lassen, unsre Hilfe anzunehmen, oder du würdest dem geschwister¬
lichen Bunde untreu werden. Ein außergewöhnliches Unglück hat dich betroffen,
und du darfst nicht an niedrigen Bedenken haften, wo es sich um deine ganze
Zukunft handelt. Das bunte Spiel des Lebens hat dir den Reichtum genommen,
und uns will es ihn in den Schoß schütten, aber da wir uns so nahestehen,
wollen wir uns doch wohl untereinander helfen.
Nein, Ihr Lieben, rief Dietrich, indem er aufsprang und ihnen die Hände
drückte, ich will mich nicht durch das Übermaß Eurer Güte beugen lassen. Be¬
denkt Ihr nicht, daß meine Demütigung umso tiefer ist, je mehr Ihr Euch
durch Großherzigkeit erhebt? Ich freue mich unsrer Einigkeit, und ich danke
Euch für Euer Verzeihen und für Eure Liebe, aber jetzt will ich Euch ver¬
lassen, und ich kann nichts mehr von Euern Anerbietungen hören. Die trau¬
rigste Pflicht liegt mir schwer auf der Seele, und jede Minute, die ich auf
etwas andres verwende, ist mir ein Vorwurf. (Fortsetzung folgt.)
Notizen.
Ein Akt der Selbsthilfe. Seit Jahrzehnten haben in deutschen Städten
zahlreiche Konsumvereine, soweit sie auf gesunder Grundlage geschaffen und geleitet
sind, ihren Mitgliedern, mögen diese nun aus allen Ständen der Bevölkerung
hervorgehen oder sich auf bestimmte Berufsklassen beschränken, große wirtschaftliche
Erleichterungen gewährt, welche bei der zunehmenden Teuerung, bei der Vermehrung
und Steigerung aller Bedürfnisse und bei den Ansprüchen an das gesellige Leben
für den Haushalt des einzelnen Staatsbürgers fast zur Notwendigkeit geworden
waren. Unter diesen Verhältnissen erscheint es geradezu unverständlich, daß die
große und so fest gegliederte Korporation des deutschen Offizierkorps, welches stets
unter der Unzulänglichkeit seiner pekuniären Lage gelitten hat, bisher noch
nicht den Versuch unternommen hat, das „Einigkeit macht stark" praktisch auf das
Gebiet des wirtschaftlichen Lebens zu übertragen, zumal da schon der Preußische
Beamtenverein, welcher seit 1875 die Rechte einer juristischen Person genießt, die
Förderung der materiellen Interessen seiner Mitglieder, wenn auch auf anderm
Gebiete, erstrebt.
Wie die Engländer auf wirtschaftlichem Gebiete in vielen Stücken uns voraus
sind, so hat ihr praktischer Sinn auch bereits seit zwölf Jahren dort von großem
Erfolge begleitete Offizicrkonsumvereine geschaffen.
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