Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.Neu - Deutschland. bedeutendere erfordern wird, ans eine neue Expedition größern Stils einlassen Neu-Deutschland. er die ausländische Presse auch nur flüchtig verfolgt, kann fast Der Name des amerikanischen Staatsmannes und Gelehrten Andrew D. Grenzboten III. 1883. 55
Neu - Deutschland. bedeutendere erfordern wird, ans eine neue Expedition größern Stils einlassen Neu-Deutschland. er die ausländische Presse auch nur flüchtig verfolgt, kann fast Der Name des amerikanischen Staatsmannes und Gelehrten Andrew D. Grenzboten III. 1883. 55
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0441" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/153888"/> <fw type="header" place="top"> Neu - Deutschland.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1964" prev="#ID_1963"> bedeutendere erfordern wird, ans eine neue Expedition größern Stils einlassen<lb/> werde, die, selbst mit Tausenden wohlgerüsteter Soldaten unternommen, so ge¬<lb/> ringen Erfolg verheißt, daß sie, so oft auch Franzosen und Engländer mit den<lb/> Hovas gekämpft haben, noch niemals gewagt worden ist. Ohne einen siegreichen<lb/> Marsch nach der Hauptstadt werden aber die jetzigen Erwerbungen Frankreichs<lb/> auf Madagaskar gewissermaßen in der Luft stehen und, selbst wenn sie auf die<lb/> Dauer zu halten wären, ein schmaler ungesunder Küstenstrich ohne Hinterland,<lb/> also ohne beträchtlichen Handel sein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Neu-Deutschland.</head><lb/> <p xml:id="ID_1965"> er die ausländische Presse auch nur flüchtig verfolgt, kann fast<lb/> täglich darin Schilderungen deutscher Zustände und Verhältnisse<lb/> begegnen. Diese Schilderungen sind nur zu oft oberflächlich und<lb/> ungenau, die daran geknüpften Folgerungen und Urteile aber<lb/> häufig einseitig, absprechend und nur in ganz seltenen Ausnahme¬<lb/> füllen wohlwollend. Es ist hier nicht der Ort, näher auf die Ursache dieser<lb/> Erscheinung einzugehen. Wir Deutschen müssen uns mit derselben eben abfinden, so<lb/> gut es gehen will, und wir trösten uns am besten mit der im täglichen Leben<lb/> oft genug beobachteten Thatsache, daß der „bestgehaßte" Mann nicht notwendig<lb/> der schlechteste ist. Ein wirklich unparteiisches fremdes Urteil über das deutsche<lb/> Reich und seine Entwicklung wird stets unser Interesse erwecken, und umso leb¬<lb/> hafter, je befähigter zu klarer Einsicht in unser öffentliches Leben die Person<lb/> des Urteilenden erscheint.</p><lb/> <p xml:id="ID_1966"> Der Name des amerikanischen Staatsmannes und Gelehrten Andrew D.<lb/> White ist weitern deutschen Kreisen vorteilhaft bekannt. Der Genannte hat die<lb/> Hochschulen von Heidelberg und Berlin besucht, später Deutschland mehrfach als<lb/> Reisender wie in öffentlicher Stellung als Gesandschaftsattachö wiedergesehen und<lb/> vertrat zuletzt sein Vaterland, die nordamerikanische Union, während der vier<lb/> letzten Jahre von 1379 bis 1882 als Gesandter beim deutschen Reiche. Nach<lb/> seiner Abberufung von Berlin verließ er den Staatsdienst und nimmt jetzt als<lb/> Präsident der Cornell-Universität, welche er in jüngern Jahren hat mitbegründen<lb/> helfen, die ihm gebührende Stellung in der heimischen Gelehrtenwelt ein. Vor<lb/> einiger Zeit hat Herr White seine reichen Erfahrungen über Deutschland in einer<lb/> Schrift niedergelegt, welche durch das Lullstiv ok dew ^insrieÄii Llso^rg.M<za1<lb/> Looist^ veröffentlicht worden ist.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III. 1883. 55</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0441]
Neu - Deutschland.
bedeutendere erfordern wird, ans eine neue Expedition größern Stils einlassen
werde, die, selbst mit Tausenden wohlgerüsteter Soldaten unternommen, so ge¬
ringen Erfolg verheißt, daß sie, so oft auch Franzosen und Engländer mit den
Hovas gekämpft haben, noch niemals gewagt worden ist. Ohne einen siegreichen
Marsch nach der Hauptstadt werden aber die jetzigen Erwerbungen Frankreichs
auf Madagaskar gewissermaßen in der Luft stehen und, selbst wenn sie auf die
Dauer zu halten wären, ein schmaler ungesunder Küstenstrich ohne Hinterland,
also ohne beträchtlichen Handel sein.
Neu-Deutschland.
er die ausländische Presse auch nur flüchtig verfolgt, kann fast
täglich darin Schilderungen deutscher Zustände und Verhältnisse
begegnen. Diese Schilderungen sind nur zu oft oberflächlich und
ungenau, die daran geknüpften Folgerungen und Urteile aber
häufig einseitig, absprechend und nur in ganz seltenen Ausnahme¬
füllen wohlwollend. Es ist hier nicht der Ort, näher auf die Ursache dieser
Erscheinung einzugehen. Wir Deutschen müssen uns mit derselben eben abfinden, so
gut es gehen will, und wir trösten uns am besten mit der im täglichen Leben
oft genug beobachteten Thatsache, daß der „bestgehaßte" Mann nicht notwendig
der schlechteste ist. Ein wirklich unparteiisches fremdes Urteil über das deutsche
Reich und seine Entwicklung wird stets unser Interesse erwecken, und umso leb¬
hafter, je befähigter zu klarer Einsicht in unser öffentliches Leben die Person
des Urteilenden erscheint.
Der Name des amerikanischen Staatsmannes und Gelehrten Andrew D.
White ist weitern deutschen Kreisen vorteilhaft bekannt. Der Genannte hat die
Hochschulen von Heidelberg und Berlin besucht, später Deutschland mehrfach als
Reisender wie in öffentlicher Stellung als Gesandschaftsattachö wiedergesehen und
vertrat zuletzt sein Vaterland, die nordamerikanische Union, während der vier
letzten Jahre von 1379 bis 1882 als Gesandter beim deutschen Reiche. Nach
seiner Abberufung von Berlin verließ er den Staatsdienst und nimmt jetzt als
Präsident der Cornell-Universität, welche er in jüngern Jahren hat mitbegründen
helfen, die ihm gebührende Stellung in der heimischen Gelehrtenwelt ein. Vor
einiger Zeit hat Herr White seine reichen Erfahrungen über Deutschland in einer
Schrift niedergelegt, welche durch das Lullstiv ok dew ^insrieÄii Llso^rg.M<za1
Looist^ veröffentlicht worden ist.
Grenzboten III. 1883. 55
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