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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.

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Bcmorkungeu übor oas inodizinischo Stildiiun.

gewiesen sind, ist uns von dem Dichter der "Räuber" in Tischbeins Gemälde
ein sorgfältig ausgeführtes, treues und lebensvolles Abbild erhalten, dessen Ver¬
vielfältigung wir als eine hochwillkommene nachträgliche Festgabe zur Säcular-
feier der ersten Räuberaufführung bezeichnen dürfen.

Wir schließen diese kurze Anzeige mit einer Bitte an den Besitzer des Ori¬
ginales und an die Verlagshandlung der vorliegenden Photographie: Möchten
sie sich nicht entschließen, für Sammler und intimere Schillerfreunde gelegent¬
lich eine photographische Aufnahme des ganzen Bildes zu veranstalten? So
dankbar wir für die Mitteilung des interessanten Kopfes sein müssen, so wün¬
schenswert ist es doch, daß wir auch von den übrigen Partien des Bildes eine
* " Vorstellung erhalten.




Bemerkungen über das medizinische Studium.
i.

s sind nahezu acht Jahre vergangen, seitdem alle medizinischen
Fakultäten Deutschlands nnfgefordcrt wurden, sich über den Ent-
wurf einer neue" Prüfungsordnung zu äußern. Hierbei mußte
natürlich auch die Frage über die erforderliche Dauer des Studiums
erörtert werden. Da wurde denn allgemein die Ansicht ausge¬
sprochen, daß vier Jahre, also acht Semester, zu einer gründlichen Kenntnis der
medizinischen Wissenschaft nicht ausreichend seien, nachdem dieselbe seit dem ersten
Drittel dieses Jahrhunderts eine so außerordentliche Erweiterung und fast gänz¬
liche Umgestaltung erfahren habe. Zehn, mindestens nenn Semester seien erforder¬
lich. Aber trotzdem, daß dieser Gegenstand wiederholt in diesem Sinne durch
die Presse angeregt worden ist, sind die Regierungen ans die Forderung nicht
eingegangen. Der Ausführung müssen mithin wichtige Bedenken und Hindernisse
entgegenstehen, welche zu erraten nicht in meiner Absicht liegt. Jedenfalls
erscheint es nicht rationell, wenn sogar "och von den vorgeschriebenen acht
Semestern einige wenig beachtete Abzüge gemacht werde", und geboten, diese
womöglich einzustellen. Ehe man der Verlängerung der Zeitdauer des medizi¬
nischen Studiums sich zuwendet, wird man suchen müssen, die fast allgemein
geübte Verkürzung abzuschaffen. Ich denke dabei nicht an Abstriche der Ferien¬
zeit, bin vielmehr der Meinung, man sollte daran im Interesse der Wissenschaft
nicht rühren, und glaube, daß diejenigen, welche gegen die langen Universitäts-


Bcmorkungeu übor oas inodizinischo Stildiiun.

gewiesen sind, ist uns von dem Dichter der „Räuber" in Tischbeins Gemälde
ein sorgfältig ausgeführtes, treues und lebensvolles Abbild erhalten, dessen Ver¬
vielfältigung wir als eine hochwillkommene nachträgliche Festgabe zur Säcular-
feier der ersten Räuberaufführung bezeichnen dürfen.

Wir schließen diese kurze Anzeige mit einer Bitte an den Besitzer des Ori¬
ginales und an die Verlagshandlung der vorliegenden Photographie: Möchten
sie sich nicht entschließen, für Sammler und intimere Schillerfreunde gelegent¬
lich eine photographische Aufnahme des ganzen Bildes zu veranstalten? So
dankbar wir für die Mitteilung des interessanten Kopfes sein müssen, so wün¬
schenswert ist es doch, daß wir auch von den übrigen Partien des Bildes eine
* " Vorstellung erhalten.




Bemerkungen über das medizinische Studium.
i.

s sind nahezu acht Jahre vergangen, seitdem alle medizinischen
Fakultäten Deutschlands nnfgefordcrt wurden, sich über den Ent-
wurf einer neue» Prüfungsordnung zu äußern. Hierbei mußte
natürlich auch die Frage über die erforderliche Dauer des Studiums
erörtert werden. Da wurde denn allgemein die Ansicht ausge¬
sprochen, daß vier Jahre, also acht Semester, zu einer gründlichen Kenntnis der
medizinischen Wissenschaft nicht ausreichend seien, nachdem dieselbe seit dem ersten
Drittel dieses Jahrhunderts eine so außerordentliche Erweiterung und fast gänz¬
liche Umgestaltung erfahren habe. Zehn, mindestens nenn Semester seien erforder¬
lich. Aber trotzdem, daß dieser Gegenstand wiederholt in diesem Sinne durch
die Presse angeregt worden ist, sind die Regierungen ans die Forderung nicht
eingegangen. Der Ausführung müssen mithin wichtige Bedenken und Hindernisse
entgegenstehen, welche zu erraten nicht in meiner Absicht liegt. Jedenfalls
erscheint es nicht rationell, wenn sogar »och von den vorgeschriebenen acht
Semestern einige wenig beachtete Abzüge gemacht werde», und geboten, diese
womöglich einzustellen. Ehe man der Verlängerung der Zeitdauer des medizi¬
nischen Studiums sich zuwendet, wird man suchen müssen, die fast allgemein
geübte Verkürzung abzuschaffen. Ich denke dabei nicht an Abstriche der Ferien¬
zeit, bin vielmehr der Meinung, man sollte daran im Interesse der Wissenschaft
nicht rühren, und glaube, daß diejenigen, welche gegen die langen Universitäts-


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[0093] Bcmorkungeu übor oas inodizinischo Stildiiun. gewiesen sind, ist uns von dem Dichter der „Räuber" in Tischbeins Gemälde ein sorgfältig ausgeführtes, treues und lebensvolles Abbild erhalten, dessen Ver¬ vielfältigung wir als eine hochwillkommene nachträgliche Festgabe zur Säcular- feier der ersten Räuberaufführung bezeichnen dürfen. Wir schließen diese kurze Anzeige mit einer Bitte an den Besitzer des Ori¬ ginales und an die Verlagshandlung der vorliegenden Photographie: Möchten sie sich nicht entschließen, für Sammler und intimere Schillerfreunde gelegent¬ lich eine photographische Aufnahme des ganzen Bildes zu veranstalten? So dankbar wir für die Mitteilung des interessanten Kopfes sein müssen, so wün¬ schenswert ist es doch, daß wir auch von den übrigen Partien des Bildes eine * " Vorstellung erhalten. Bemerkungen über das medizinische Studium. i. s sind nahezu acht Jahre vergangen, seitdem alle medizinischen Fakultäten Deutschlands nnfgefordcrt wurden, sich über den Ent- wurf einer neue» Prüfungsordnung zu äußern. Hierbei mußte natürlich auch die Frage über die erforderliche Dauer des Studiums erörtert werden. Da wurde denn allgemein die Ansicht ausge¬ sprochen, daß vier Jahre, also acht Semester, zu einer gründlichen Kenntnis der medizinischen Wissenschaft nicht ausreichend seien, nachdem dieselbe seit dem ersten Drittel dieses Jahrhunderts eine so außerordentliche Erweiterung und fast gänz¬ liche Umgestaltung erfahren habe. Zehn, mindestens nenn Semester seien erforder¬ lich. Aber trotzdem, daß dieser Gegenstand wiederholt in diesem Sinne durch die Presse angeregt worden ist, sind die Regierungen ans die Forderung nicht eingegangen. Der Ausführung müssen mithin wichtige Bedenken und Hindernisse entgegenstehen, welche zu erraten nicht in meiner Absicht liegt. Jedenfalls erscheint es nicht rationell, wenn sogar »och von den vorgeschriebenen acht Semestern einige wenig beachtete Abzüge gemacht werde», und geboten, diese womöglich einzustellen. Ehe man der Verlängerung der Zeitdauer des medizi¬ nischen Studiums sich zuwendet, wird man suchen müssen, die fast allgemein geübte Verkürzung abzuschaffen. Ich denke dabei nicht an Abstriche der Ferien¬ zeit, bin vielmehr der Meinung, man sollte daran im Interesse der Wissenschaft nicht rühren, und glaube, daß diejenigen, welche gegen die langen Universitäts-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_152756/93>, abgerufen am 29.06.2024.