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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

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Nochmals die Kohlenverbrauchssteuer.

Wählt und stählt in ernster Schulung seine Kräfte zu späterer Wirksamkeit, und
wie unter den ersten deutschen Kriegshelden die Feldmarschälle Kronprinz
Friedrich Wilhelm und Prinz Friedrich Karl für alle Zeiten einen hervor¬
ragenden Platz einnehmen werden, so wird ein etwaiger künftiger Krieg hoffent¬
lich auch einen Sprößling aus dem Heldengeschlechte der Hohenzollern unter
den glücklichen und siegreichen Führern zur See zu verzeichnen haben.




Nochmals die Kohlenverbrauchssteuer.

n Nummer 2 des laufenden Jahrgangs der "Grenzboten" ist das
Projekt einer "Kohlensteuer," richtiger einer Kohlenverbrauchs¬
steuer, erörtert worden.
So sehr ich nun mit dem Verfasser jenes Artikels dahin überein¬
stimme, daß das deutsche Reich in Zukunft mehr als bisher auf
sich selbst gestellt werden müsse, so dürfte dies doch schwerlich durch die vor¬
geschlagene Kohlenverbrauchssteuer erreicht werden, die uns entweder der Polizei¬
herrschaft entgegentreiben oder aber, auf breitester Grundlage gedacht, beträcht¬
lich den Idealen der Sozialdemokratie näher bringen würde. Ich nehme dabei
an, daß der Artikel nicht etwa zur Empfehlung der Receiver-Compound-Dampf-
maschinen geschrieben worden ist.

Der Verfasser geht von dem Gedanken aus, daß die heutige Art und Weise
der VerHeizung unsrer Kohlen eine kolossale Verschwendung einschließe, der ein
Ende gemacht werden müsse, um zu verhüten, daß die heute in der Muttererde
aufgespeicherten Kohlenvorräte vorzeitig aufgezehrt werden, und um dem deut¬
schen Reiche zeitweilig vermehrte Einnahmen durch Besteuerung der Kohlenver¬
schwendung zu schaffen, während diese Einnahmen bei vernünftiger Ausnutzung
der Kohlenheizwerte sich zwar verringern, jedoch zum Vorteil des Nationalver¬
mögens verringern würden. Theoretisch ein prachtvoller Vorschlag! Es ist
nur zu bedauern, daß sich derselbe nie in die Praxis übertragen lassen wird.

Ich bin durchaus mit dem Verfasser darin einverstanden, daß die Kohlen¬
ablagerungen ein höchst wertvolles Nationalvermögen, wahrscheinlich das
größte Nationalvermögen des deutschen Vaterlandes, bilden. Dennoch muß ich
vor allem der Gruseligmachungsmanier, von der auch der Verfasser angekränkelt
erscheint, entgegentreten. Die wirkliche Aufzehrung der Kohlenablagerungen
dürfte für Deutschland erst in heute noch gar nicht absehbarer Zeit eintreten
(haben wir doch in Deutschland Kohlengerechtsame, deren nachgewiesene Kohlen¬
ablagerungen noch einige Jahrtausende ausreichen), abgesehen von denjenigen


Nochmals die Kohlenverbrauchssteuer.

Wählt und stählt in ernster Schulung seine Kräfte zu späterer Wirksamkeit, und
wie unter den ersten deutschen Kriegshelden die Feldmarschälle Kronprinz
Friedrich Wilhelm und Prinz Friedrich Karl für alle Zeiten einen hervor¬
ragenden Platz einnehmen werden, so wird ein etwaiger künftiger Krieg hoffent¬
lich auch einen Sprößling aus dem Heldengeschlechte der Hohenzollern unter
den glücklichen und siegreichen Führern zur See zu verzeichnen haben.




Nochmals die Kohlenverbrauchssteuer.

n Nummer 2 des laufenden Jahrgangs der „Grenzboten" ist das
Projekt einer „Kohlensteuer," richtiger einer Kohlenverbrauchs¬
steuer, erörtert worden.
So sehr ich nun mit dem Verfasser jenes Artikels dahin überein¬
stimme, daß das deutsche Reich in Zukunft mehr als bisher auf
sich selbst gestellt werden müsse, so dürfte dies doch schwerlich durch die vor¬
geschlagene Kohlenverbrauchssteuer erreicht werden, die uns entweder der Polizei¬
herrschaft entgegentreiben oder aber, auf breitester Grundlage gedacht, beträcht¬
lich den Idealen der Sozialdemokratie näher bringen würde. Ich nehme dabei
an, daß der Artikel nicht etwa zur Empfehlung der Receiver-Compound-Dampf-
maschinen geschrieben worden ist.

Der Verfasser geht von dem Gedanken aus, daß die heutige Art und Weise
der VerHeizung unsrer Kohlen eine kolossale Verschwendung einschließe, der ein
Ende gemacht werden müsse, um zu verhüten, daß die heute in der Muttererde
aufgespeicherten Kohlenvorräte vorzeitig aufgezehrt werden, und um dem deut¬
schen Reiche zeitweilig vermehrte Einnahmen durch Besteuerung der Kohlenver¬
schwendung zu schaffen, während diese Einnahmen bei vernünftiger Ausnutzung
der Kohlenheizwerte sich zwar verringern, jedoch zum Vorteil des Nationalver¬
mögens verringern würden. Theoretisch ein prachtvoller Vorschlag! Es ist
nur zu bedauern, daß sich derselbe nie in die Praxis übertragen lassen wird.

Ich bin durchaus mit dem Verfasser darin einverstanden, daß die Kohlen¬
ablagerungen ein höchst wertvolles Nationalvermögen, wahrscheinlich das
größte Nationalvermögen des deutschen Vaterlandes, bilden. Dennoch muß ich
vor allem der Gruseligmachungsmanier, von der auch der Verfasser angekränkelt
erscheint, entgegentreten. Die wirkliche Aufzehrung der Kohlenablagerungen
dürfte für Deutschland erst in heute noch gar nicht absehbarer Zeit eintreten
(haben wir doch in Deutschland Kohlengerechtsame, deren nachgewiesene Kohlen¬
ablagerungen noch einige Jahrtausende ausreichen), abgesehen von denjenigen


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[0467] Nochmals die Kohlenverbrauchssteuer. Wählt und stählt in ernster Schulung seine Kräfte zu späterer Wirksamkeit, und wie unter den ersten deutschen Kriegshelden die Feldmarschälle Kronprinz Friedrich Wilhelm und Prinz Friedrich Karl für alle Zeiten einen hervor¬ ragenden Platz einnehmen werden, so wird ein etwaiger künftiger Krieg hoffent¬ lich auch einen Sprößling aus dem Heldengeschlechte der Hohenzollern unter den glücklichen und siegreichen Führern zur See zu verzeichnen haben. Nochmals die Kohlenverbrauchssteuer. n Nummer 2 des laufenden Jahrgangs der „Grenzboten" ist das Projekt einer „Kohlensteuer," richtiger einer Kohlenverbrauchs¬ steuer, erörtert worden. So sehr ich nun mit dem Verfasser jenes Artikels dahin überein¬ stimme, daß das deutsche Reich in Zukunft mehr als bisher auf sich selbst gestellt werden müsse, so dürfte dies doch schwerlich durch die vor¬ geschlagene Kohlenverbrauchssteuer erreicht werden, die uns entweder der Polizei¬ herrschaft entgegentreiben oder aber, auf breitester Grundlage gedacht, beträcht¬ lich den Idealen der Sozialdemokratie näher bringen würde. Ich nehme dabei an, daß der Artikel nicht etwa zur Empfehlung der Receiver-Compound-Dampf- maschinen geschrieben worden ist. Der Verfasser geht von dem Gedanken aus, daß die heutige Art und Weise der VerHeizung unsrer Kohlen eine kolossale Verschwendung einschließe, der ein Ende gemacht werden müsse, um zu verhüten, daß die heute in der Muttererde aufgespeicherten Kohlenvorräte vorzeitig aufgezehrt werden, und um dem deut¬ schen Reiche zeitweilig vermehrte Einnahmen durch Besteuerung der Kohlenver¬ schwendung zu schaffen, während diese Einnahmen bei vernünftiger Ausnutzung der Kohlenheizwerte sich zwar verringern, jedoch zum Vorteil des Nationalver¬ mögens verringern würden. Theoretisch ein prachtvoller Vorschlag! Es ist nur zu bedauern, daß sich derselbe nie in die Praxis übertragen lassen wird. Ich bin durchaus mit dem Verfasser darin einverstanden, daß die Kohlen¬ ablagerungen ein höchst wertvolles Nationalvermögen, wahrscheinlich das größte Nationalvermögen des deutschen Vaterlandes, bilden. Dennoch muß ich vor allem der Gruseligmachungsmanier, von der auch der Verfasser angekränkelt erscheint, entgegentreten. Die wirkliche Aufzehrung der Kohlenablagerungen dürfte für Deutschland erst in heute noch gar nicht absehbarer Zeit eintreten (haben wir doch in Deutschland Kohlengerechtsame, deren nachgewiesene Kohlen¬ ablagerungen noch einige Jahrtausende ausreichen), abgesehen von denjenigen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/467>, abgerufen am 22.07.2024.