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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

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Der Regen.

Untergänge des deutschen Reiches. Gott bewahre es vor diesem Wege, ans dem
es nnr dahin kommen wiirdc, daß wir wieder singen müßten: Was ist deS Dent-
schen Vaterland?




9er Regen.
von Fritz Anders. 2.

user zweiter Aufsatz*) hat die Absicht, die Gesetze aufzuzeigen,
nach welchen die Rcgenbildnng im einzelnen sich vollzieht, und
sich über die Wetterprognose zu verbreiten. Was den letzter"
Punkt betrifft, so sind wir in Betreff des vergangenen Jahres
einigermaßen deprimirt. Die Prognose ist gar zu oft fehlge¬
schlagen, man ist zu deutlich darauf hingewiesen worden, das; die gegenwärtigen
Resultate noch sehr unvollkommene sind. Aber man ist doch auf dem richtigen
Wege, und das ist die Hauptsache. Ob freilich der von Professor KliukcrfueS
in Göttingen eingeschlagene der richtige ist, bezweifle ich.

Natürlich ist das Vorhandensein einer gewissen Fcuchtigkeitsmeuge in der
Luft die Voraussetzung des Regens. Wenn mau diese Feuchtigkeit messen kauu,
so hat mau -- scheint es -- einen Maßstab der Wahrscheinlichkeit des Regens.
Die Feuchtigkeitsmenge der Luft zu bestimmen ist aber nicht schwer und läßt
sich auf ganz direktem Wege bewerkstellige". Wir wenden dazu einen Blechkasten
an vou genau bekanntem Inhalte, etwa von ein zehntel Kubikmeter. Der Kastell
hat oben und unten Röhrenansätze, welche durch Messiughähne geschlossen sind.
Auf die obere Röhre paßt ein gleichfalls oben und unten offnes Glasgefäß.
In dasselbe werden Stücke von Chlorcalcium gelegt, einem Stoffe, welcher mit
großer Energie Wasser aufnimmt; das Gefäß wird gewogen und auf dem obern
Röhrenaufsatze befestigt, nachdem der Kasten mit Wasser oder besser noch mit
Öl gefüllt worden ist. Werden beide Hähne geöffnet, so fließt ein zehntel Kubik¬
meter Ol aus, der Raum füllt sich mit Luft, die Luft wiederum wird gezwungen,
das obere Glasgefüß zu Passiren und ihren Feuchtigkeitsgehalt abzugeben. Der
letztere wird durch die Wage festgestellt. Zum Beispiel: Das Glasgefäß hat vor
dem Experimente 150 Gramm gewogen, nach demselben wiegt es 160,25 Gramm.
Diese 0,25 Gramm sind die der Luft entzogenen Wasserdämpfe. Die Luft ent-



*) Vergleiche den ersten im Lo. Hefte des vorigen Jahrgangs.
Der Regen.

Untergänge des deutschen Reiches. Gott bewahre es vor diesem Wege, ans dem
es nnr dahin kommen wiirdc, daß wir wieder singen müßten: Was ist deS Dent-
schen Vaterland?




9er Regen.
von Fritz Anders. 2.

user zweiter Aufsatz*) hat die Absicht, die Gesetze aufzuzeigen,
nach welchen die Rcgenbildnng im einzelnen sich vollzieht, und
sich über die Wetterprognose zu verbreiten. Was den letzter»
Punkt betrifft, so sind wir in Betreff des vergangenen Jahres
einigermaßen deprimirt. Die Prognose ist gar zu oft fehlge¬
schlagen, man ist zu deutlich darauf hingewiesen worden, das; die gegenwärtigen
Resultate noch sehr unvollkommene sind. Aber man ist doch auf dem richtigen
Wege, und das ist die Hauptsache. Ob freilich der von Professor KliukcrfueS
in Göttingen eingeschlagene der richtige ist, bezweifle ich.

Natürlich ist das Vorhandensein einer gewissen Fcuchtigkeitsmeuge in der
Luft die Voraussetzung des Regens. Wenn mau diese Feuchtigkeit messen kauu,
so hat mau — scheint es — einen Maßstab der Wahrscheinlichkeit des Regens.
Die Feuchtigkeitsmenge der Luft zu bestimmen ist aber nicht schwer und läßt
sich auf ganz direktem Wege bewerkstellige». Wir wenden dazu einen Blechkasten
an vou genau bekanntem Inhalte, etwa von ein zehntel Kubikmeter. Der Kastell
hat oben und unten Röhrenansätze, welche durch Messiughähne geschlossen sind.
Auf die obere Röhre paßt ein gleichfalls oben und unten offnes Glasgefäß.
In dasselbe werden Stücke von Chlorcalcium gelegt, einem Stoffe, welcher mit
großer Energie Wasser aufnimmt; das Gefäß wird gewogen und auf dem obern
Röhrenaufsatze befestigt, nachdem der Kasten mit Wasser oder besser noch mit
Öl gefüllt worden ist. Werden beide Hähne geöffnet, so fließt ein zehntel Kubik¬
meter Ol aus, der Raum füllt sich mit Luft, die Luft wiederum wird gezwungen,
das obere Glasgefüß zu Passiren und ihren Feuchtigkeitsgehalt abzugeben. Der
letztere wird durch die Wage festgestellt. Zum Beispiel: Das Glasgefäß hat vor
dem Experimente 150 Gramm gewogen, nach demselben wiegt es 160,25 Gramm.
Diese 0,25 Gramm sind die der Luft entzogenen Wasserdämpfe. Die Luft ent-



*) Vergleiche den ersten im Lo. Hefte des vorigen Jahrgangs.
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[0358] Der Regen. Untergänge des deutschen Reiches. Gott bewahre es vor diesem Wege, ans dem es nnr dahin kommen wiirdc, daß wir wieder singen müßten: Was ist deS Dent- schen Vaterland? 9er Regen. von Fritz Anders. 2. user zweiter Aufsatz*) hat die Absicht, die Gesetze aufzuzeigen, nach welchen die Rcgenbildnng im einzelnen sich vollzieht, und sich über die Wetterprognose zu verbreiten. Was den letzter» Punkt betrifft, so sind wir in Betreff des vergangenen Jahres einigermaßen deprimirt. Die Prognose ist gar zu oft fehlge¬ schlagen, man ist zu deutlich darauf hingewiesen worden, das; die gegenwärtigen Resultate noch sehr unvollkommene sind. Aber man ist doch auf dem richtigen Wege, und das ist die Hauptsache. Ob freilich der von Professor KliukcrfueS in Göttingen eingeschlagene der richtige ist, bezweifle ich. Natürlich ist das Vorhandensein einer gewissen Fcuchtigkeitsmeuge in der Luft die Voraussetzung des Regens. Wenn mau diese Feuchtigkeit messen kauu, so hat mau — scheint es — einen Maßstab der Wahrscheinlichkeit des Regens. Die Feuchtigkeitsmenge der Luft zu bestimmen ist aber nicht schwer und läßt sich auf ganz direktem Wege bewerkstellige». Wir wenden dazu einen Blechkasten an vou genau bekanntem Inhalte, etwa von ein zehntel Kubikmeter. Der Kastell hat oben und unten Röhrenansätze, welche durch Messiughähne geschlossen sind. Auf die obere Röhre paßt ein gleichfalls oben und unten offnes Glasgefäß. In dasselbe werden Stücke von Chlorcalcium gelegt, einem Stoffe, welcher mit großer Energie Wasser aufnimmt; das Gefäß wird gewogen und auf dem obern Röhrenaufsatze befestigt, nachdem der Kasten mit Wasser oder besser noch mit Öl gefüllt worden ist. Werden beide Hähne geöffnet, so fließt ein zehntel Kubik¬ meter Ol aus, der Raum füllt sich mit Luft, die Luft wiederum wird gezwungen, das obere Glasgefüß zu Passiren und ihren Feuchtigkeitsgehalt abzugeben. Der letztere wird durch die Wage festgestellt. Zum Beispiel: Das Glasgefäß hat vor dem Experimente 150 Gramm gewogen, nach demselben wiegt es 160,25 Gramm. Diese 0,25 Gramm sind die der Luft entzogenen Wasserdämpfe. Die Luft ent- *) Vergleiche den ersten im Lo. Hefte des vorigen Jahrgangs.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/358>, abgerufen am 22.07.2024.