Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.Bakchen und Thyrsosträger. R August Niemann ( omain von Gotha). Das Recht der Übcrschlmg torda- lialtcn. Nachdruck verboten, (Fortsetzung.) phraim hatte drei Tage das Zimmer nicht verlassen, er hatte Holla! Ho! rief es draußen mit mächtiger Stimme, und ein wilder Jodler Ephraim trat ans Fenster. Drüben im Erkerfenster lag die starke Büste des jungen Schaible, und es Nein, Bist dn denn krank? Ephraim entsann sich, mit dem Studiosus Schaible und dem Fvrsteleven Dn hast dich wohl auf der Partie erkältet, fragte es. O nein, entgegnete Ephraim. Was unkst dn denn auf deiner Bude? Komm herüber! rief Adolf Schaible, Es war zu viel, Ephraim nahm seinen Hut und ging hinüber. Aber er Welche schreckliche Inkonsequenz, sagte er zu sich selber. Das muß sich Bakchen und Thyrsosträger. R August Niemann ( omain von Gotha). Das Recht der Übcrschlmg torda- lialtcn. Nachdruck verboten, (Fortsetzung.) phraim hatte drei Tage das Zimmer nicht verlassen, er hatte Holla! Ho! rief es draußen mit mächtiger Stimme, und ein wilder Jodler Ephraim trat ans Fenster. Drüben im Erkerfenster lag die starke Büste des jungen Schaible, und es Nein, Bist dn denn krank? Ephraim entsann sich, mit dem Studiosus Schaible und dem Fvrsteleven Dn hast dich wohl auf der Partie erkältet, fragte es. O nein, entgegnete Ephraim. Was unkst dn denn auf deiner Bude? Komm herüber! rief Adolf Schaible, Es war zu viel, Ephraim nahm seinen Hut und ging hinüber. Aber er Welche schreckliche Inkonsequenz, sagte er zu sich selber. Das muß sich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0310" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/86431"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341835_89804/figures/grenzboten_341835_89804_86431_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Bakchen und Thyrsosträger.<lb/> R<note type="byline"> August Niemann (</note> omain von Gotha).<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/> Das Recht der Übcrschlmg torda-<lb/> lialtcn. Nachdruck verboten,<lb/> (Fortsetzung.) </head><lb/> <p xml:id="ID_1258"> phraim hatte drei Tage das Zimmer nicht verlassen, er hatte<lb/> sich sogar sein Essen holen lassen, um gar nicht mit der ver¬<lb/> führerischen Außenwelt in Berührung zu kommen. Da, am vierten<lb/> Tage, Nachmittags, als drüben eine halbe Stunde lang das<lb/> Klavier getönt hatte und er schon wieder die Kraft besaß, die<lb/> Musik von ferne anzuhören, ohne die Vorsicht des Odhssens gegenüber den Si¬<lb/> renen anzuwenden, horte er seinen Namen rufen. Er ward ganz bleich, und<lb/> das Blut stockte ihm in den Adern,</p><lb/> <p xml:id="ID_1259"> Holla! Ho! rief es draußen mit mächtiger Stimme, und ein wilder Jodler<lb/> tönte über die Gasse,</p><lb/> <p xml:id="ID_1260"> Ephraim trat ans Fenster.</p><lb/> <p xml:id="ID_1261"> Drüben im Erkerfenster lag die starke Büste des jungen Schaible, und es<lb/> fragte herüber: Ruderst du in Schweinsleder?</p><lb/> <p xml:id="ID_1262"> Nein,</p><lb/> <p xml:id="ID_1263"> Bist dn denn krank?</p><lb/> <p xml:id="ID_1264"> Ephraim entsann sich, mit dem Studiosus Schaible und dem Fvrsteleven<lb/> Brüderschaft getrunken zu haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1265"> Dn hast dich wohl auf der Partie erkältet, fragte es.</p><lb/> <p xml:id="ID_1266"> O nein, entgegnete Ephraim.</p><lb/> <p xml:id="ID_1267"> Was unkst dn denn auf deiner Bude? Komm herüber! rief Adolf Schaible,</p><lb/> <p xml:id="ID_1268"> Es war zu viel, Ephraim nahm seinen Hut und ging hinüber. Aber er<lb/> ging zögernden Schrittes.</p><lb/> <p xml:id="ID_1269"> Welche schreckliche Inkonsequenz, sagte er zu sich selber. Das muß sich<lb/> rächen. Dieser Tag entscheidet vielleicht über das ganze Lebensschicksal des<lb/> Mädchens. Dein Wiederkommen wirft einen neuen Feuerbrand in ihr Herz.<lb/> Wie wird sie dich mir ansehen? Welcher Sturm muß in ihr toben!</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0310]
[Abbildung]
Bakchen und Thyrsosträger.
R August Niemann ( omain von Gotha).
Das Recht der Übcrschlmg torda-
lialtcn. Nachdruck verboten,
(Fortsetzung.)
phraim hatte drei Tage das Zimmer nicht verlassen, er hatte
sich sogar sein Essen holen lassen, um gar nicht mit der ver¬
führerischen Außenwelt in Berührung zu kommen. Da, am vierten
Tage, Nachmittags, als drüben eine halbe Stunde lang das
Klavier getönt hatte und er schon wieder die Kraft besaß, die
Musik von ferne anzuhören, ohne die Vorsicht des Odhssens gegenüber den Si¬
renen anzuwenden, horte er seinen Namen rufen. Er ward ganz bleich, und
das Blut stockte ihm in den Adern,
Holla! Ho! rief es draußen mit mächtiger Stimme, und ein wilder Jodler
tönte über die Gasse,
Ephraim trat ans Fenster.
Drüben im Erkerfenster lag die starke Büste des jungen Schaible, und es
fragte herüber: Ruderst du in Schweinsleder?
Nein,
Bist dn denn krank?
Ephraim entsann sich, mit dem Studiosus Schaible und dem Fvrsteleven
Brüderschaft getrunken zu haben.
Dn hast dich wohl auf der Partie erkältet, fragte es.
O nein, entgegnete Ephraim.
Was unkst dn denn auf deiner Bude? Komm herüber! rief Adolf Schaible,
Es war zu viel, Ephraim nahm seinen Hut und ging hinüber. Aber er
ging zögernden Schrittes.
Welche schreckliche Inkonsequenz, sagte er zu sich selber. Das muß sich
rächen. Dieser Tag entscheidet vielleicht über das ganze Lebensschicksal des
Mädchens. Dein Wiederkommen wirft einen neuen Feuerbrand in ihr Herz.
Wie wird sie dich mir ansehen? Welcher Sturm muß in ihr toben!
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