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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.

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Reihe von Orten bis hente erhalten haben. Um aber die Wertschätzung der
letztern nach ihrer geringen selbst dort erreichten Verbreitung und ihren noch
geringern Erfolgen auf das richtige, sehr bescheidene Maß herabzusetzen, ist die
in diesem Vortrage auf Grund sorgfältiger Angaben gegebene Zusammenstellung
und Beurteilung für alle, die uns mit ähnlichem beglücken möchten, sehr be¬
herzigenswert. In der Schweiz würden gerade die sachverständigsten Kreise
diesen Instituten, wenn sie eingehen und etwa nur ihre Schießübungen in ge¬
eigneter Form hinterlassen würden, keine Thräne nachweinen.




Prof. Hildebrand und das Grinunsche Wörterbuch.

ir irren wohl kaum, wenn wir diese Blätter, in denen jederzeit
laut und nachdrücklich die Stimme erhoben wird, wenn es gilt,
unser Volk zur Wahrung seiner nationalen Güter aufzurufen, auch
für den Ort ansehen, von dem aus am ehesten eine Klage und
Mahnung Gehör finden dürfte bei allen, denen das Gedeihen eines
nationalen Werkes Herzenssache ist.

Einem Gerüchte zufolge, das jüngst mit größter Bestimmtheit aufgetreten
ist, steht dem großen deutschen Wörterbuche, das die Gebrüder Grimm unsern:
Volle -- Gelehrten wie Laien -- zu schenken gedachten, damit es sich aufrichte
am Anblicke dieses stolzen Zeugen seiner geistigen Einheit und Große, ein Verlust
bevor, durch den dieses Werk, dem erst kürzlich durch das Hinscheiden des Prof.
^eigaud, des einen Veteranen-Nachfolgers der ehrwürdigen Begründer, eine
Stütze entrissen worden ist, nun auch der andern Grundsnule beraubt werden
würde -- ein Verlust, der für das innerliche Gedeihen des bedeutenden Werkes,
wie wir fürchten, von nicht zu unterschätzenden Folgen begleitet sein würde. Prof.
Rudolf Hildebrand, der älteste und -- wir sprechen mir ans, was viele denken --
Wohl der hingebendste, treueste, gründlichste und geistvollste der lebenden Mit¬
arbeiter, dem Jacob Grimm das Schicksal dieses Werkes als eiues nationalen
Gutes gleichsam auf die Seele gebunden, ist entschlösse!,, seine Hand von dem
Werke abzuziehen, dem er lange Jahre bester Manneskraft gewidmet hat. Wissen
^ir nun auch, daß der fleißige Gelehrte an der Last körperlichen Leidens zu
^eigen hat, so bezeugt doch jedem ein Blick in sein Wörterbuch, daß dies Leiden
"U'de soweit Herr über ihn geworden! ist, um die Befürchtung aufkommen zu
^sseu, als werde er nicht noch auf lauge Jahre hinaus mit gleicher Frische der
Seele, mit gleicher Rüstigkeit des Geistes wie bisher seines Werkes walten können,
^ttdre Gründe müssen es sein, die ihn bestimmt haben, sich freiwillig von einer


^ronzlwteu IV. 1882. 28

Reihe von Orten bis hente erhalten haben. Um aber die Wertschätzung der
letztern nach ihrer geringen selbst dort erreichten Verbreitung und ihren noch
geringern Erfolgen auf das richtige, sehr bescheidene Maß herabzusetzen, ist die
in diesem Vortrage auf Grund sorgfältiger Angaben gegebene Zusammenstellung
und Beurteilung für alle, die uns mit ähnlichem beglücken möchten, sehr be¬
herzigenswert. In der Schweiz würden gerade die sachverständigsten Kreise
diesen Instituten, wenn sie eingehen und etwa nur ihre Schießübungen in ge¬
eigneter Form hinterlassen würden, keine Thräne nachweinen.




Prof. Hildebrand und das Grinunsche Wörterbuch.

ir irren wohl kaum, wenn wir diese Blätter, in denen jederzeit
laut und nachdrücklich die Stimme erhoben wird, wenn es gilt,
unser Volk zur Wahrung seiner nationalen Güter aufzurufen, auch
für den Ort ansehen, von dem aus am ehesten eine Klage und
Mahnung Gehör finden dürfte bei allen, denen das Gedeihen eines
nationalen Werkes Herzenssache ist.

Einem Gerüchte zufolge, das jüngst mit größter Bestimmtheit aufgetreten
ist, steht dem großen deutschen Wörterbuche, das die Gebrüder Grimm unsern:
Volle — Gelehrten wie Laien — zu schenken gedachten, damit es sich aufrichte
am Anblicke dieses stolzen Zeugen seiner geistigen Einheit und Große, ein Verlust
bevor, durch den dieses Werk, dem erst kürzlich durch das Hinscheiden des Prof.
^eigaud, des einen Veteranen-Nachfolgers der ehrwürdigen Begründer, eine
Stütze entrissen worden ist, nun auch der andern Grundsnule beraubt werden
würde — ein Verlust, der für das innerliche Gedeihen des bedeutenden Werkes,
wie wir fürchten, von nicht zu unterschätzenden Folgen begleitet sein würde. Prof.
Rudolf Hildebrand, der älteste und — wir sprechen mir ans, was viele denken —
Wohl der hingebendste, treueste, gründlichste und geistvollste der lebenden Mit¬
arbeiter, dem Jacob Grimm das Schicksal dieses Werkes als eiues nationalen
Gutes gleichsam auf die Seele gebunden, ist entschlösse!,, seine Hand von dem
Werke abzuziehen, dem er lange Jahre bester Manneskraft gewidmet hat. Wissen
^ir nun auch, daß der fleißige Gelehrte an der Last körperlichen Leidens zu
^eigen hat, so bezeugt doch jedem ein Blick in sein Wörterbuch, daß dies Leiden
"U'de soweit Herr über ihn geworden! ist, um die Befürchtung aufkommen zu
^sseu, als werde er nicht noch auf lauge Jahre hinaus mit gleicher Frische der
Seele, mit gleicher Rüstigkeit des Geistes wie bisher seines Werkes walten können,
^ttdre Gründe müssen es sein, die ihn bestimmt haben, sich freiwillig von einer


^ronzlwteu IV. 1882. 28
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/221>, abgerufen am 29.06.2024.