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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal.

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Die Österreichischen Hochverräter

er neuen Partei in Österreich, welche sich den Namen "Volls-
pcirtei" beigelegt hat, ist es so schlimm ergangen, wie in Ur. 25
der Grenzboten vorausgesagt wurde -- und uoch schlimmer, Sie seit
uicht nur uicht deu Austofz zu eiuer Regeneration der Verfassungs¬
partei gegeben, sondern diese bestimmt, alleu innern Zwiespalt
vorläufig beiseite zu lassen und in geschlossenen Reihen sich gegen die abge¬
fallene!! Freunde zu wenden. Sie hat aber auch bei den Föderalisten kein Ent¬
gegenkommen gefunden, welche zwar mit Befriedigung die Spaltung im dentschen
Lager beobachten, aber weit entfernt davon sind, Zugeständnisse mit Zugeständ¬
nissen zu erwiedern. Und heute existirt die ganze Partei nur uoch in dem Bürenn
der Zeitung, welche sich ihr als Moniteur aufgedrängt hatte. Die Organe der
Herbstler ziehen alle Register des Hohns und der Geringschätzung. Auch das
war vorauszusehen; jeder, der es wagt, sich gegen das Gebot des Großmeisters
aufzulehnen, wird mit einer Erbitterung verfolgt, welche deutlicher als alles
andre enthüllt, wohin wir mit unserm Parteitreibeu geraten sind. Gebt deu
Fanatikern die Gewalt, und sie wären imstande, ihre politischen Gegner auf die
Guillotine zu schicken. Wer den Cliquen fernsteht, kauu deu Verlauf der Sache
nur von Herzen bedauern, umsomehr bedauern, als es scheint, daß der Partei¬
führer ohne Partei durch die Niederlage verbittert worden ist und plötzlich ans
der Seite der Gegner des Deutschtums zu finden sei" wird.

Daß er zum Führer nicht gemacht ist, hat Herr vou Walterskircheu frei¬
lich bewiesen. Die Personen, mit denen vereint er eine Wählcrversammluug in
Wien veranstaltete, um die Stellung der Deutschen zu deu andern Nationali¬
täten Österreichs zu diskutiren, garantirten ihm vou vornherein das Mißlinge".
Der ehemalige Bürgermeister von Wien, an welchem im Ningtheaterprozesse


Grenzboten III. 1882. "7


Die Österreichischen Hochverräter

er neuen Partei in Österreich, welche sich den Namen „Volls-
pcirtei" beigelegt hat, ist es so schlimm ergangen, wie in Ur. 25
der Grenzboten vorausgesagt wurde — und uoch schlimmer, Sie seit
uicht nur uicht deu Austofz zu eiuer Regeneration der Verfassungs¬
partei gegeben, sondern diese bestimmt, alleu innern Zwiespalt
vorläufig beiseite zu lassen und in geschlossenen Reihen sich gegen die abge¬
fallene!! Freunde zu wenden. Sie hat aber auch bei den Föderalisten kein Ent¬
gegenkommen gefunden, welche zwar mit Befriedigung die Spaltung im dentschen
Lager beobachten, aber weit entfernt davon sind, Zugeständnisse mit Zugeständ¬
nissen zu erwiedern. Und heute existirt die ganze Partei nur uoch in dem Bürenn
der Zeitung, welche sich ihr als Moniteur aufgedrängt hatte. Die Organe der
Herbstler ziehen alle Register des Hohns und der Geringschätzung. Auch das
war vorauszusehen; jeder, der es wagt, sich gegen das Gebot des Großmeisters
aufzulehnen, wird mit einer Erbitterung verfolgt, welche deutlicher als alles
andre enthüllt, wohin wir mit unserm Parteitreibeu geraten sind. Gebt deu
Fanatikern die Gewalt, und sie wären imstande, ihre politischen Gegner auf die
Guillotine zu schicken. Wer den Cliquen fernsteht, kauu deu Verlauf der Sache
nur von Herzen bedauern, umsomehr bedauern, als es scheint, daß der Partei¬
führer ohne Partei durch die Niederlage verbittert worden ist und plötzlich ans
der Seite der Gegner des Deutschtums zu finden sei» wird.

Daß er zum Führer nicht gemacht ist, hat Herr vou Walterskircheu frei¬
lich bewiesen. Die Personen, mit denen vereint er eine Wählcrversammluug in
Wien veranstaltete, um die Stellung der Deutschen zu deu andern Nationali¬
täten Österreichs zu diskutiren, garantirten ihm vou vornherein das Mißlinge».
Der ehemalige Bürgermeister von Wien, an welchem im Ningtheaterprozesse


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[0297] [Abbildung] Die Österreichischen Hochverräter er neuen Partei in Österreich, welche sich den Namen „Volls- pcirtei" beigelegt hat, ist es so schlimm ergangen, wie in Ur. 25 der Grenzboten vorausgesagt wurde — und uoch schlimmer, Sie seit uicht nur uicht deu Austofz zu eiuer Regeneration der Verfassungs¬ partei gegeben, sondern diese bestimmt, alleu innern Zwiespalt vorläufig beiseite zu lassen und in geschlossenen Reihen sich gegen die abge¬ fallene!! Freunde zu wenden. Sie hat aber auch bei den Föderalisten kein Ent¬ gegenkommen gefunden, welche zwar mit Befriedigung die Spaltung im dentschen Lager beobachten, aber weit entfernt davon sind, Zugeständnisse mit Zugeständ¬ nissen zu erwiedern. Und heute existirt die ganze Partei nur uoch in dem Bürenn der Zeitung, welche sich ihr als Moniteur aufgedrängt hatte. Die Organe der Herbstler ziehen alle Register des Hohns und der Geringschätzung. Auch das war vorauszusehen; jeder, der es wagt, sich gegen das Gebot des Großmeisters aufzulehnen, wird mit einer Erbitterung verfolgt, welche deutlicher als alles andre enthüllt, wohin wir mit unserm Parteitreibeu geraten sind. Gebt deu Fanatikern die Gewalt, und sie wären imstande, ihre politischen Gegner auf die Guillotine zu schicken. Wer den Cliquen fernsteht, kauu deu Verlauf der Sache nur von Herzen bedauern, umsomehr bedauern, als es scheint, daß der Partei¬ führer ohne Partei durch die Niederlage verbittert worden ist und plötzlich ans der Seite der Gegner des Deutschtums zu finden sei» wird. Daß er zum Führer nicht gemacht ist, hat Herr vou Walterskircheu frei¬ lich bewiesen. Die Personen, mit denen vereint er eine Wählcrversammluug in Wien veranstaltete, um die Stellung der Deutschen zu deu andern Nationali¬ täten Österreichs zu diskutiren, garantirten ihm vou vornherein das Mißlinge». Der ehemalige Bürgermeister von Wien, an welchem im Ningtheaterprozesse Grenzboten III. 1882. »7

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_193340/297>, abgerufen am 29.06.2024.