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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal.

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kaum größer sein als bisher, wo der einzelne Sachverständige natürlich ein viel
eingehenderes Studium der Arbeiten des Kandidaten vornehmen und ein längeres
Gutachten ausarbeiten müßte. Und dann, denke ich, ist es wohl auch der Mühe
wert, junge verdiente Kräfte auf ihrem Lebenswege zu befördern ... Es handelt
sich ja nicht um fette Pfründen, nicht einmal um etwas, was den englischen
lkIlmviMps zu vergleichen wäre, sondern nur um eine Beschützung der äußersten
Dürftigkeit. Auch bliebe es dem Staate unverwehrt, die Zahl der honorirten
Extraordinariate auf eine bestimmte Maximalzahl festzusetzen. Die überzählig
ernannten würden daun eine Zeit laug leer ausgehen, bis sie der Aneiennitcit
mich in die erledigten Stellen ausrücken..."

Wir acceptiren diese Vorschläge umso dankbarer, als sie sich sehr wohl mit
dem vertragen, was wir selbst ausgeführt haben. Wenn die Frage, wem zu wissen¬
schaftlichen Arbeiten ein Urlaub zu erteilen, beziehungsweise zu verlängern, wer
zur vorübergehenden Stellung eines Assistenten zu berufen oder zu einem Extra¬
ordinarius zu ernennen wäre, nicht von einem einzelnen Ordinarius oder einer
Fakultät, sondern von allen Vertretern desselben Faches zu beantworten wäre,
denn würden wir eine Garantie gegen die Zurücksetzung tüchtiger, aber unab¬
hängig denkender junger Männer erhalten, jeuer rauhen Männer, wie Mäher
sagt, "die in jeder Art gelehrter Arbeit zu Hause sind, mir daß sie das Weih¬
rauchfaß der gelehrten Liebenswürdigkeit uicht gehörig zu schwingen verstehen
und es verschmähen, Mitglieder jener weitverbreiteten Aktiengesellschaften des
Lobes auf Gegenseitigkeit zu werden." Wir erhielten einen Schutz gegen das
übermäßige Wuchern jener Kliqucuwirtschaft, welche den glücklichen Besitzern von
Anteilscheinen Rufe, Gehaltserhöhungen, Frauen ?e. verschafft und die Nicht-
teilhaber von jeder Konkurrenz auszuschließen weiß.




Die Konkurrenz um das Reichstagsgebäude.

äh
rend der "Reichsanzeiger" uoch Anfang Juni bekannt machte,
daß die öffentliche Ausstellung der Kvnkurrenzentwürfc für das
deutsche Neichstagsgebäude wegen der Arbeit der Jnrh nicht vor
Anfang Juli erfolgen würde, ist dieselbe bereits um 28. Juni
eröffnet worden. Das amtliche Organ hatte also für die Arbeit
der Preisrichter einen längeren Zeitraum angenommen, als dieselben in Wirk¬
lichkeit beansprucht haben. Überraschte schon die Schnelligkeit des Urteilsspruchs,
so that dies noch mehr der Inhalt desselben. Den ersten Preis haben zwei


kaum größer sein als bisher, wo der einzelne Sachverständige natürlich ein viel
eingehenderes Studium der Arbeiten des Kandidaten vornehmen und ein längeres
Gutachten ausarbeiten müßte. Und dann, denke ich, ist es wohl auch der Mühe
wert, junge verdiente Kräfte auf ihrem Lebenswege zu befördern ... Es handelt
sich ja nicht um fette Pfründen, nicht einmal um etwas, was den englischen
lkIlmviMps zu vergleichen wäre, sondern nur um eine Beschützung der äußersten
Dürftigkeit. Auch bliebe es dem Staate unverwehrt, die Zahl der honorirten
Extraordinariate auf eine bestimmte Maximalzahl festzusetzen. Die überzählig
ernannten würden daun eine Zeit laug leer ausgehen, bis sie der Aneiennitcit
mich in die erledigten Stellen ausrücken..."

Wir acceptiren diese Vorschläge umso dankbarer, als sie sich sehr wohl mit
dem vertragen, was wir selbst ausgeführt haben. Wenn die Frage, wem zu wissen¬
schaftlichen Arbeiten ein Urlaub zu erteilen, beziehungsweise zu verlängern, wer
zur vorübergehenden Stellung eines Assistenten zu berufen oder zu einem Extra¬
ordinarius zu ernennen wäre, nicht von einem einzelnen Ordinarius oder einer
Fakultät, sondern von allen Vertretern desselben Faches zu beantworten wäre,
denn würden wir eine Garantie gegen die Zurücksetzung tüchtiger, aber unab¬
hängig denkender junger Männer erhalten, jeuer rauhen Männer, wie Mäher
sagt, „die in jeder Art gelehrter Arbeit zu Hause sind, mir daß sie das Weih¬
rauchfaß der gelehrten Liebenswürdigkeit uicht gehörig zu schwingen verstehen
und es verschmähen, Mitglieder jener weitverbreiteten Aktiengesellschaften des
Lobes auf Gegenseitigkeit zu werden." Wir erhielten einen Schutz gegen das
übermäßige Wuchern jener Kliqucuwirtschaft, welche den glücklichen Besitzern von
Anteilscheinen Rufe, Gehaltserhöhungen, Frauen ?e. verschafft und die Nicht-
teilhaber von jeder Konkurrenz auszuschließen weiß.




Die Konkurrenz um das Reichstagsgebäude.

äh
rend der „Reichsanzeiger" uoch Anfang Juni bekannt machte,
daß die öffentliche Ausstellung der Kvnkurrenzentwürfc für das
deutsche Neichstagsgebäude wegen der Arbeit der Jnrh nicht vor
Anfang Juli erfolgen würde, ist dieselbe bereits um 28. Juni
eröffnet worden. Das amtliche Organ hatte also für die Arbeit
der Preisrichter einen längeren Zeitraum angenommen, als dieselben in Wirk¬
lichkeit beansprucht haben. Überraschte schon die Schnelligkeit des Urteilsspruchs,
so that dies noch mehr der Inhalt desselben. Den ersten Preis haben zwei


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_193340/180>, abgerufen am 29.06.2024.