Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
vom Torpedowesen,

Hiermit scheinen die wichtigern Punkte erledigt, die bei der Jnscenirung
classischer Opern in Frage kommen. Da unser nächster Zweck war, den rechten
Geist anzudeuten, in dem die fragliche Thätigkeit vorzunehmen sei, so wird man
nichts Abschließendes oder Erschöpfendes erwartet haben, Werke wie z, B. läo-
insnvo und (!tönen?!i in' Mo mögen einem besondern Aufsatz vorbehalten bleiben,
der dann mich die Frage nach der etwaigen Wiedererweckung einzelner Schöpf¬
ungen SnlieriS und Cherubinis zu erörtern haben würde.




Vom Torpedowesen.
(Fortsetzung,) 3.

cum auch die Engländer im Jahre 1627 gegen La Rochelle schwim¬
mende Petarden anwandten, welche beim Anstoßen von selbst Feuer
gaben und explodirten, so ist doch erst Fulton der eigentliche Vater
der Torpedos geworden. Die Bezeichnung rührt übrigens von
dem Zitterrochen her, Torpedo oder Torpille genannt, einem im
mittelländischen Meere und im atlantischen Ocean vorkommenden Fische, welcher
bei der Berührung mit animalischen Körpern Schläge ertheilt, wie man sie durch
die in eine Leydener Flasche aufgenommene Reibungselektricitüt erhält. Die Zitter¬
rochen sind deshalb auch elektrische Fische genannt worden. Zu ihnen zählen
auch jene Zitteraale, welche Humboldt in Südamerika beobachtete und von denen
er berichtet, daß alle andern Fische ihre Nähe fliehen und daß sie im stände
sind, durch ihre furchtbaren elektrischen Schläge Pferde zu tödten. Es war nahe¬
liegend, den Namen auf jene Sprengkörper zu übertragen, welche durch Berührung
oder Stoß in so verderbenbringende Wirkung treten.

Im Jahre 1805 stellte Fulton in England in Gegenwart der Admiralität
einen Sprengversuch gegen eine Brigg von 12 Fuß Tiefgang an. Der Torpedo
enthielt 180 Pfund Pulver, Die Ebbe trieb ihn unter das Schiff und hier
erfolgte die Explosion; das Schiff wurde ganz emporgehoben, zerbrochen und in
Stücke zerrissen, sogar die Masten waren zersplittert. Nicht so glücklich fielen
die spätern Experimente Fnltons in Amerika ans; bald zündete ein Torpedo fern


Grenzbotw II, 1381. 10
vom Torpedowesen,

Hiermit scheinen die wichtigern Punkte erledigt, die bei der Jnscenirung
classischer Opern in Frage kommen. Da unser nächster Zweck war, den rechten
Geist anzudeuten, in dem die fragliche Thätigkeit vorzunehmen sei, so wird man
nichts Abschließendes oder Erschöpfendes erwartet haben, Werke wie z, B. läo-
insnvo und (!tönen?!i in' Mo mögen einem besondern Aufsatz vorbehalten bleiben,
der dann mich die Frage nach der etwaigen Wiedererweckung einzelner Schöpf¬
ungen SnlieriS und Cherubinis zu erörtern haben würde.




Vom Torpedowesen.
(Fortsetzung,) 3.

cum auch die Engländer im Jahre 1627 gegen La Rochelle schwim¬
mende Petarden anwandten, welche beim Anstoßen von selbst Feuer
gaben und explodirten, so ist doch erst Fulton der eigentliche Vater
der Torpedos geworden. Die Bezeichnung rührt übrigens von
dem Zitterrochen her, Torpedo oder Torpille genannt, einem im
mittelländischen Meere und im atlantischen Ocean vorkommenden Fische, welcher
bei der Berührung mit animalischen Körpern Schläge ertheilt, wie man sie durch
die in eine Leydener Flasche aufgenommene Reibungselektricitüt erhält. Die Zitter¬
rochen sind deshalb auch elektrische Fische genannt worden. Zu ihnen zählen
auch jene Zitteraale, welche Humboldt in Südamerika beobachtete und von denen
er berichtet, daß alle andern Fische ihre Nähe fliehen und daß sie im stände
sind, durch ihre furchtbaren elektrischen Schläge Pferde zu tödten. Es war nahe¬
liegend, den Namen auf jene Sprengkörper zu übertragen, welche durch Berührung
oder Stoß in so verderbenbringende Wirkung treten.

Im Jahre 1805 stellte Fulton in England in Gegenwart der Admiralität
einen Sprengversuch gegen eine Brigg von 12 Fuß Tiefgang an. Der Torpedo
enthielt 180 Pfund Pulver, Die Ebbe trieb ihn unter das Schiff und hier
erfolgte die Explosion; das Schiff wurde ganz emporgehoben, zerbrochen und in
Stücke zerrissen, sogar die Masten waren zersplittert. Nicht so glücklich fielen
die spätern Experimente Fnltons in Amerika ans; bald zündete ein Torpedo fern


Grenzbotw II, 1381. 10
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0077" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149649"/>
          <fw type="header" place="top"> vom Torpedowesen,</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_201"> Hiermit scheinen die wichtigern Punkte erledigt, die bei der Jnscenirung<lb/>
classischer Opern in Frage kommen. Da unser nächster Zweck war, den rechten<lb/>
Geist anzudeuten, in dem die fragliche Thätigkeit vorzunehmen sei, so wird man<lb/>
nichts Abschließendes oder Erschöpfendes erwartet haben, Werke wie z, B. läo-<lb/>
insnvo und (!tönen?!i in' Mo mögen einem besondern Aufsatz vorbehalten bleiben,<lb/>
der dann mich die Frage nach der etwaigen Wiedererweckung einzelner Schöpf¬<lb/>
ungen SnlieriS und Cherubinis zu erörtern haben würde.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Vom Torpedowesen.<lb/>
(Fortsetzung,) 3. </head><lb/>
          <p xml:id="ID_202"> cum auch die Engländer im Jahre 1627 gegen La Rochelle schwim¬<lb/>
mende Petarden anwandten, welche beim Anstoßen von selbst Feuer<lb/>
gaben und explodirten, so ist doch erst Fulton der eigentliche Vater<lb/>
der Torpedos geworden. Die Bezeichnung rührt übrigens von<lb/>
dem Zitterrochen her, Torpedo oder Torpille genannt, einem im<lb/>
mittelländischen Meere und im atlantischen Ocean vorkommenden Fische, welcher<lb/>
bei der Berührung mit animalischen Körpern Schläge ertheilt, wie man sie durch<lb/>
die in eine Leydener Flasche aufgenommene Reibungselektricitüt erhält. Die Zitter¬<lb/>
rochen sind deshalb auch elektrische Fische genannt worden. Zu ihnen zählen<lb/>
auch jene Zitteraale, welche Humboldt in Südamerika beobachtete und von denen<lb/>
er berichtet, daß alle andern Fische ihre Nähe fliehen und daß sie im stände<lb/>
sind, durch ihre furchtbaren elektrischen Schläge Pferde zu tödten. Es war nahe¬<lb/>
liegend, den Namen auf jene Sprengkörper zu übertragen, welche durch Berührung<lb/>
oder Stoß in so verderbenbringende Wirkung treten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_203" next="#ID_204"> Im Jahre 1805 stellte Fulton in England in Gegenwart der Admiralität<lb/>
einen Sprengversuch gegen eine Brigg von 12 Fuß Tiefgang an. Der Torpedo<lb/>
enthielt 180 Pfund Pulver, Die Ebbe trieb ihn unter das Schiff und hier<lb/>
erfolgte die Explosion; das Schiff wurde ganz emporgehoben, zerbrochen und in<lb/>
Stücke zerrissen, sogar die Masten waren zersplittert. Nicht so glücklich fielen<lb/>
die spätern Experimente Fnltons in Amerika ans; bald zündete ein Torpedo fern</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzbotw II, 1381. 10</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0077] vom Torpedowesen, Hiermit scheinen die wichtigern Punkte erledigt, die bei der Jnscenirung classischer Opern in Frage kommen. Da unser nächster Zweck war, den rechten Geist anzudeuten, in dem die fragliche Thätigkeit vorzunehmen sei, so wird man nichts Abschließendes oder Erschöpfendes erwartet haben, Werke wie z, B. läo- insnvo und (!tönen?!i in' Mo mögen einem besondern Aufsatz vorbehalten bleiben, der dann mich die Frage nach der etwaigen Wiedererweckung einzelner Schöpf¬ ungen SnlieriS und Cherubinis zu erörtern haben würde. Vom Torpedowesen. (Fortsetzung,) 3. cum auch die Engländer im Jahre 1627 gegen La Rochelle schwim¬ mende Petarden anwandten, welche beim Anstoßen von selbst Feuer gaben und explodirten, so ist doch erst Fulton der eigentliche Vater der Torpedos geworden. Die Bezeichnung rührt übrigens von dem Zitterrochen her, Torpedo oder Torpille genannt, einem im mittelländischen Meere und im atlantischen Ocean vorkommenden Fische, welcher bei der Berührung mit animalischen Körpern Schläge ertheilt, wie man sie durch die in eine Leydener Flasche aufgenommene Reibungselektricitüt erhält. Die Zitter¬ rochen sind deshalb auch elektrische Fische genannt worden. Zu ihnen zählen auch jene Zitteraale, welche Humboldt in Südamerika beobachtete und von denen er berichtet, daß alle andern Fische ihre Nähe fliehen und daß sie im stände sind, durch ihre furchtbaren elektrischen Schläge Pferde zu tödten. Es war nahe¬ liegend, den Namen auf jene Sprengkörper zu übertragen, welche durch Berührung oder Stoß in so verderbenbringende Wirkung treten. Im Jahre 1805 stellte Fulton in England in Gegenwart der Admiralität einen Sprengversuch gegen eine Brigg von 12 Fuß Tiefgang an. Der Torpedo enthielt 180 Pfund Pulver, Die Ebbe trieb ihn unter das Schiff und hier erfolgte die Explosion; das Schiff wurde ganz emporgehoben, zerbrochen und in Stücke zerrissen, sogar die Masten waren zersplittert. Nicht so glücklich fielen die spätern Experimente Fnltons in Amerika ans; bald zündete ein Torpedo fern Grenzbotw II, 1381. 10

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/77
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/77>, abgerufen am 29.06.2024.