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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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vom TorplZdomcscn,

von dem ausgelegten Object, bald traf er dasselbe, ohne zu explodiren. Auch
bei einer förmlichen Herausforderung eines Schiffscapitäns gelangen ihm seine
Bemühungen nicht. Er schlug auch vor, eine Harpune mit Tau in den feind¬
lichen Schiffskörper zu schießen und dann vermittelst einer an jener befestigten
Zugrolle den Torpedo heranzuziehen. Doch auch das glückte ihm nicht, Auch
der spätere französische General Paixhans von der Marine-Artillerie nahm die
Idee im Jahre 1811 auf, um sich gegen die englischen Blokadeschiffe zu wehren.
Er gab zu diesem Zwecke dem Torpedo eine bvotähnliche Form und versuchte
ihm durch eine große Rakete Fortbewegnngskrnft zu verleihen. Dies war ein
Schritt von unleugbarer Bedeutung, War man nämlich bisher mir ans Flnß-
odcr Meeresströmungen beim Ausserdem des Torpedos angewiesen gewesen, so
wurde damit der Gebrauch desselben unter allen Umständen für den Augriff
erleichtert. Aber auch diese Versuche scheiterten an der Schwierigkeit, die Direction
zu dem Object festzustellen, Sie wurden durch den russischen Krieg unterbrochen
und später nicht wieder aufgenommen.

Die Abspannung, welche der 22jährigen Dauer der französischen Republik
und des Kaiserreiches mit ihren immerwährenden Kriegen folgte, ließ in dieser
Entwicklung einen Stillstand eintreten. Erst im Jahre 1841 trat in Amerika
Cott, der bekannte Erfinder des Revolvers, mit dem Entwurf zur Zündung von
Senninen auf elektrischem Wege auf, und im Jahre 1848 war der Hafen von
Kiel durch solche nach Anleitung des Professor Himlcy angefertigte Minen fiir
elektrische Zündung gesperrt; sie kamen jedoch nicht zu kriegerischer Verwendung,
Zur Zeit des Krimkrieges waren vor Kronstäbe Torpedos in der Art von Con¬
tactminen gelegt, im schwarzen Meere scheinen sie dagegen nicht vorhanden ge¬
wesen zu sein. Es waren dies Kegel von Kcsselblech, welche zur Erzielung der
Schwimmfähigkeit an der Spitze einen lufterfüllten Raum hatten, und an der Basis
die Sprengladung von etwa einem Centner Pulver aufnahmen; an der Spitze
war ein Ankertnu befestigt, vermittelst dessen sie umgestürzt für drei Meter Ticfeu-
lage verankert waren. Auf der um nach oben liegenden Basis des Kegels be¬
fanden sich die Zündkörper; es waren dies vorstehende starke Glasröhrchen in
Bleikappeu, welche, wenn sie dnrch Anstoß zerbrochen wurden, ihre aus Schwefel¬
säure bestehende Füllung auf umliegendes chlvrsaures Kali in Pulverform er¬
gossen und dadurch die Entzündung herbeiführten. Diese Züudweise war bei den
allerdings vergeblich gebliebenen Versuchen, für die sphärischen Hohlgeschvsfe der
Artillerie eine Percussionszündung herzustellen, schon in Vorschlag gewesen. Der
Physiker Jacobi, ein Bruder des Professors Jncobi an der Königsberger Uni¬
versität, hatte die constructiver Anordnungen gemacht. Zwei englische Kriegs¬
schiffe "Merlin" und "Firefly" sind bei Neeognoseirnngsfahrten dnrch Explosionen


vom TorplZdomcscn,

von dem ausgelegten Object, bald traf er dasselbe, ohne zu explodiren. Auch
bei einer förmlichen Herausforderung eines Schiffscapitäns gelangen ihm seine
Bemühungen nicht. Er schlug auch vor, eine Harpune mit Tau in den feind¬
lichen Schiffskörper zu schießen und dann vermittelst einer an jener befestigten
Zugrolle den Torpedo heranzuziehen. Doch auch das glückte ihm nicht, Auch
der spätere französische General Paixhans von der Marine-Artillerie nahm die
Idee im Jahre 1811 auf, um sich gegen die englischen Blokadeschiffe zu wehren.
Er gab zu diesem Zwecke dem Torpedo eine bvotähnliche Form und versuchte
ihm durch eine große Rakete Fortbewegnngskrnft zu verleihen. Dies war ein
Schritt von unleugbarer Bedeutung, War man nämlich bisher mir ans Flnß-
odcr Meeresströmungen beim Ausserdem des Torpedos angewiesen gewesen, so
wurde damit der Gebrauch desselben unter allen Umständen für den Augriff
erleichtert. Aber auch diese Versuche scheiterten an der Schwierigkeit, die Direction
zu dem Object festzustellen, Sie wurden durch den russischen Krieg unterbrochen
und später nicht wieder aufgenommen.

Die Abspannung, welche der 22jährigen Dauer der französischen Republik
und des Kaiserreiches mit ihren immerwährenden Kriegen folgte, ließ in dieser
Entwicklung einen Stillstand eintreten. Erst im Jahre 1841 trat in Amerika
Cott, der bekannte Erfinder des Revolvers, mit dem Entwurf zur Zündung von
Senninen auf elektrischem Wege auf, und im Jahre 1848 war der Hafen von
Kiel durch solche nach Anleitung des Professor Himlcy angefertigte Minen fiir
elektrische Zündung gesperrt; sie kamen jedoch nicht zu kriegerischer Verwendung,
Zur Zeit des Krimkrieges waren vor Kronstäbe Torpedos in der Art von Con¬
tactminen gelegt, im schwarzen Meere scheinen sie dagegen nicht vorhanden ge¬
wesen zu sein. Es waren dies Kegel von Kcsselblech, welche zur Erzielung der
Schwimmfähigkeit an der Spitze einen lufterfüllten Raum hatten, und an der Basis
die Sprengladung von etwa einem Centner Pulver aufnahmen; an der Spitze
war ein Ankertnu befestigt, vermittelst dessen sie umgestürzt für drei Meter Ticfeu-
lage verankert waren. Auf der um nach oben liegenden Basis des Kegels be¬
fanden sich die Zündkörper; es waren dies vorstehende starke Glasröhrchen in
Bleikappeu, welche, wenn sie dnrch Anstoß zerbrochen wurden, ihre aus Schwefel¬
säure bestehende Füllung auf umliegendes chlvrsaures Kali in Pulverform er¬
gossen und dadurch die Entzündung herbeiführten. Diese Züudweise war bei den
allerdings vergeblich gebliebenen Versuchen, für die sphärischen Hohlgeschvsfe der
Artillerie eine Percussionszündung herzustellen, schon in Vorschlag gewesen. Der
Physiker Jacobi, ein Bruder des Professors Jncobi an der Königsberger Uni¬
versität, hatte die constructiver Anordnungen gemacht. Zwei englische Kriegs¬
schiffe „Merlin" und „Firefly" sind bei Neeognoseirnngsfahrten dnrch Explosionen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/78>, abgerufen am 01.07.2024.