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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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politische Briefe. 9- Der Ausging dos Reichstages.

me merkwürdig Session, aira an unmittelbaren Ergebnisse!?, reich
an weitgreifenden Folgen. Das Uufallversicherungsgesetz ist ge¬
scheitert, insofern es von der Mehrheit des Reichstages in einer
Gestalt beschlossen wurde, die ihm allen Werth raubte und folg¬
lich die Regierungen nöthigt, die werthlosen, wenn nicht schädlichen
Beschlüsse der zweiten Berathung, welche die dritte lediglich bestätigte, nicht zum
Gesetz werden zu lassen.

Die nächste Folge dieser Vehandlung der wichtigsten Vorlage der Session
durch den Reichstag -- wir sagen jetzt nicht: durch die Mehrheit des Reichs¬
tages, denn die Mehrheit der Schlußabstimmung begriff die Freunde der ur¬
sprünglichen Vorlage zum größte"? Theil in sich, und mit geringen Ausnahmen
bestand auch die Minderheit der Schlußabstimmung ans Gegnern der ursprüng¬
liche" Borlage -- besteht darin, daß der Reichskanzler mit den Regierungen
als der einzige dasteht, der einen Anfang machen will mit der Abhilfe der ans
so vielen schädlichen Quellen zusammenfließenden Arbeitcrnoth, daß die poli¬
tische?? Parteien des Reichstages fast sämmtlich in den? Lichte dastehen, nichts
zur Heilung der Arbeiternoth thun, sondern höchstens mit dem Schein der Hilfe
sich von der dringendsten Pflicht der modernen Gesellschaft und ihres Staates
loskaufen zu wolle". Ob diese Beleuchtung den Parteien zuträglich sein wird,
dürfte fraglich sein, so sehr sich auch die liberale Opposition darin gefällt,
vo" einer Niederlage des Kanzlers und voi? einem großen liberalen Siege zu
spreche".


Grenzboten II. 1881. 6ö


politische Briefe. 9- Der Ausging dos Reichstages.

me merkwürdig Session, aira an unmittelbaren Ergebnisse!?, reich
an weitgreifenden Folgen. Das Uufallversicherungsgesetz ist ge¬
scheitert, insofern es von der Mehrheit des Reichstages in einer
Gestalt beschlossen wurde, die ihm allen Werth raubte und folg¬
lich die Regierungen nöthigt, die werthlosen, wenn nicht schädlichen
Beschlüsse der zweiten Berathung, welche die dritte lediglich bestätigte, nicht zum
Gesetz werden zu lassen.

Die nächste Folge dieser Vehandlung der wichtigsten Vorlage der Session
durch den Reichstag — wir sagen jetzt nicht: durch die Mehrheit des Reichs¬
tages, denn die Mehrheit der Schlußabstimmung begriff die Freunde der ur¬
sprünglichen Vorlage zum größte«? Theil in sich, und mit geringen Ausnahmen
bestand auch die Minderheit der Schlußabstimmung ans Gegnern der ursprüng¬
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als der einzige dasteht, der einen Anfang machen will mit der Abhilfe der ans
so vielen schädlichen Quellen zusammenfließenden Arbeitcrnoth, daß die poli¬
tische?? Parteien des Reichstages fast sämmtlich in den? Lichte dastehen, nichts
zur Heilung der Arbeiternoth thun, sondern höchstens mit dem Schein der Hilfe
sich von der dringendsten Pflicht der modernen Gesellschaft und ihres Staates
loskaufen zu wolle». Ob diese Beleuchtung den Parteien zuträglich sein wird,
dürfte fraglich sein, so sehr sich auch die liberale Opposition darin gefällt,
vo» einer Niederlage des Kanzlers und voi? einem großen liberalen Siege zu
spreche».


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[0525] [Abbildung] politische Briefe. 9- Der Ausging dos Reichstages. me merkwürdig Session, aira an unmittelbaren Ergebnisse!?, reich an weitgreifenden Folgen. Das Uufallversicherungsgesetz ist ge¬ scheitert, insofern es von der Mehrheit des Reichstages in einer Gestalt beschlossen wurde, die ihm allen Werth raubte und folg¬ lich die Regierungen nöthigt, die werthlosen, wenn nicht schädlichen Beschlüsse der zweiten Berathung, welche die dritte lediglich bestätigte, nicht zum Gesetz werden zu lassen. Die nächste Folge dieser Vehandlung der wichtigsten Vorlage der Session durch den Reichstag — wir sagen jetzt nicht: durch die Mehrheit des Reichs¬ tages, denn die Mehrheit der Schlußabstimmung begriff die Freunde der ur¬ sprünglichen Vorlage zum größte«? Theil in sich, und mit geringen Ausnahmen bestand auch die Minderheit der Schlußabstimmung ans Gegnern der ursprüng¬ liche» Borlage — besteht darin, daß der Reichskanzler mit den Regierungen als der einzige dasteht, der einen Anfang machen will mit der Abhilfe der ans so vielen schädlichen Quellen zusammenfließenden Arbeitcrnoth, daß die poli¬ tische?? Parteien des Reichstages fast sämmtlich in den? Lichte dastehen, nichts zur Heilung der Arbeiternoth thun, sondern höchstens mit dem Schein der Hilfe sich von der dringendsten Pflicht der modernen Gesellschaft und ihres Staates loskaufen zu wolle». Ob diese Beleuchtung den Parteien zuträglich sein wird, dürfte fraglich sein, so sehr sich auch die liberale Opposition darin gefällt, vo» einer Niederlage des Kanzlers und voi? einem großen liberalen Siege zu spreche». Grenzboten II. 1881. 6ö

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/525>, abgerufen am 22.07.2024.