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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Literatur,

mnnismus hiudräugteu, zu MM' festorgauisirten Körperschaft zu einigen. Wesleh
löste diese Aufgabe mit einer bewnudeuiswertheu Mischung voll Tact, Festigkeit
und Milde, Wie alle Männer mit ungewöhnlicher administrativer Begabung besaß
er Liebe zur Macht, und dieser Umstand läßt sein Widerstreben, sich von der
Disciplin der alten Kirche loszusagen, doppelt ehremverth erscheinen.

Ueber eine Anzahl andrer hervorragender Prediger des Methodismus in
der Zeit seines Entstehens berichtet Lecky gleichfalls. Bei viel Beschränktheit
und Fanatismus im Urtheil, bei geringem Wissensumfaug und ohne höhere
Intelligenz besaßen sie alle in hohem Grade die Eigenschaften des Geistes und
des Herzens, welche ans große Massen von Menschen Einfluß üben, und in Ge¬
meinschaft mit ihren Amtsbrüdern gestalteten sie allmählich das ganze Wesen
der englischen Kirche um, Sie flößten ihr eine neue glühende Andacht ein, ent¬
zündeten in ihr das Gefühl wahrer Menschenliebe, erhöhten den Maßstab der
Pflichterfüllung für den Geistlichen und brachten eine durchgreifende Ncndernng
in Ton und Tendenz der bisherigen Predigt hervor. Noch vor dem Schlosse
des vorigen Jahrhunderts war die von Wesley und Whitefield angeregte Be-
wegung der fast unbestrittne Mittelpunkt der religiösen Bestrebungen in Eng¬
land geworden.




Literatur.
Der Diamantschleifer, Roman von Rosenthal-Bonin, Stuttgart und Leipzig,
Eduard Hnllberger, 1881,

Ein See-, Criminal- und Polizeiroman in vollem Umfange. Die Häfen von
Rotterdam und Hamburg, Kuxhaven, Amsterdam und der Leuchtthurm von Ostende
bilden die kaleidoskopisch wechselnde Scenerie; eine Brandstiftung auf hoher See zur
Durchführung einer großartigen Versicherungsbetrügerei, damit zusammenhängend
ein Mordversuch, der nicht gelingt, ein zweiter Mord und ein Diamanteudiebstahl
sind die Verbrechen, die den Stoff zu drei Gerichtsverhandlitngcu abgeben; aus der
Vorgeschichte des Romans spielen noch die böswillige Verlassung einer Ehefrau und
eine Kindescinssehung hinein; das Spürende Auge der Amsterdamer Polizei, deren
Vertreter unermüdlich von einem Orte zum ander" schreibt, telegraphirt und reist,
entwirrt schließlich alle die verschlungnen Füdeu. Der Held des Romans, ein
Findelkind, Namens Paul Sivers, wird fälschlich des Diamantendiebstahls bezichtigt;
er wird unbewußt in jene Versicherungsbetrügerei verwickelt, büßt dabei beinahe sein
Leben ein, und auch die Schuld der Brandstiftung soll ihm noch aufgewälzt werden.
Schließlich aber kommt seine Unschuld in allem an den Tag, Es stellt sich außer-
dem heraus, daß er der Sohn des alten Kapitän van Heeren ist, der ihn -- ohne


Literatur,

mnnismus hiudräugteu, zu MM' festorgauisirten Körperschaft zu einigen. Wesleh
löste diese Aufgabe mit einer bewnudeuiswertheu Mischung voll Tact, Festigkeit
und Milde, Wie alle Männer mit ungewöhnlicher administrativer Begabung besaß
er Liebe zur Macht, und dieser Umstand läßt sein Widerstreben, sich von der
Disciplin der alten Kirche loszusagen, doppelt ehremverth erscheinen.

Ueber eine Anzahl andrer hervorragender Prediger des Methodismus in
der Zeit seines Entstehens berichtet Lecky gleichfalls. Bei viel Beschränktheit
und Fanatismus im Urtheil, bei geringem Wissensumfaug und ohne höhere
Intelligenz besaßen sie alle in hohem Grade die Eigenschaften des Geistes und
des Herzens, welche ans große Massen von Menschen Einfluß üben, und in Ge¬
meinschaft mit ihren Amtsbrüdern gestalteten sie allmählich das ganze Wesen
der englischen Kirche um, Sie flößten ihr eine neue glühende Andacht ein, ent¬
zündeten in ihr das Gefühl wahrer Menschenliebe, erhöhten den Maßstab der
Pflichterfüllung für den Geistlichen und brachten eine durchgreifende Ncndernng
in Ton und Tendenz der bisherigen Predigt hervor. Noch vor dem Schlosse
des vorigen Jahrhunderts war die von Wesley und Whitefield angeregte Be-
wegung der fast unbestrittne Mittelpunkt der religiösen Bestrebungen in Eng¬
land geworden.




Literatur.
Der Diamantschleifer, Roman von Rosenthal-Bonin, Stuttgart und Leipzig,
Eduard Hnllberger, 1881,

Ein See-, Criminal- und Polizeiroman in vollem Umfange. Die Häfen von
Rotterdam und Hamburg, Kuxhaven, Amsterdam und der Leuchtthurm von Ostende
bilden die kaleidoskopisch wechselnde Scenerie; eine Brandstiftung auf hoher See zur
Durchführung einer großartigen Versicherungsbetrügerei, damit zusammenhängend
ein Mordversuch, der nicht gelingt, ein zweiter Mord und ein Diamanteudiebstahl
sind die Verbrechen, die den Stoff zu drei Gerichtsverhandlitngcu abgeben; aus der
Vorgeschichte des Romans spielen noch die böswillige Verlassung einer Ehefrau und
eine Kindescinssehung hinein; das Spürende Auge der Amsterdamer Polizei, deren
Vertreter unermüdlich von einem Orte zum ander» schreibt, telegraphirt und reist,
entwirrt schließlich alle die verschlungnen Füdeu. Der Held des Romans, ein
Findelkind, Namens Paul Sivers, wird fälschlich des Diamantendiebstahls bezichtigt;
er wird unbewußt in jene Versicherungsbetrügerei verwickelt, büßt dabei beinahe sein
Leben ein, und auch die Schuld der Brandstiftung soll ihm noch aufgewälzt werden.
Schließlich aber kommt seine Unschuld in allem an den Tag, Es stellt sich außer-
dem heraus, daß er der Sohn des alten Kapitän van Heeren ist, der ihn — ohne


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/50>, abgerufen am 29.06.2024.