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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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<Lin Iugendfroimd Goethes.

Das ohne Zweifel anregende Buch unsers Altdorf hinterläßt fast einen pein¬
lichen Eindruck. Denn der Verfasser bemüht sich, die Schuld des Unglücks seines
Vaterlandes nur andern zuzuschieben und die Vorväter der Volksgenossen mög¬
lichst freizusprechen. Die Heilmittel, um Spanien wieder zu heben, sind unbe¬
rührt gelassen. Nur die allgemeine Phrase, daß "die Freiheit" das Verlorne
wieder bringen werde, begegnet uns öfter.




Gin Jugendfreund Goethes.
Ernst Volfgang Behrisch (5?Z8-M9).
von w. Hosäus. (Schluß.)

en Umfang der litercirischen Thätigkeit Behrischs hat man bis jetzt
kaum geahnt. Selbst das von K. Elze mit großem Fleiße zusammen¬
gestellte Verzeichnis; seiner literarischen Arbeiten bleibt weit hinter
dem zurück, was wir gegenwärtig als von ihm herrührend bezeichnen
können. Vieles davon ist freilich verschwunden, mir weniges über¬
haupt gedruckt worden -- man kennt ja Behrischs Abneigung gegen die Presse.
Wir lassen in nachstehendem ein Verzeichnis; seiner Arbeiten nebst einigen Proben
folgen und schließen mit einigen kritischen Bemerkungen.

Die dichterischen Arbeiten theilen wir der Uebersicht wegen in vier Klassen:
Dichtungen, welche ihren Zweck in sich tragen; Gelegenheitsgedichte zur Feier be¬
stimmter Ereignisse; Gedichte um Berenhorst und Inschriften.

Von den Gedichten der ersten Klasse ist wenig mehr vorhanden. Wahrscheinlich
schrieb Behrisch den Text zu dem von F. W. Ruft componirte" Monodrama "Kolma"
(1779) und zwei Schauspiele: "Flügen in Lochlin" und "Jncnnvrnla" (Dessau 1782,
auf Kosten der Verlagskasse für Gelehrte und Künstler und zu finden in der Buch¬
handlung der Gelehrte,,), *) zu welchen letzten beiden Schauspielen Ruft ebenfalls
die Musik schrieb. Die drei Dichtungen lehnen sich um Ossim, um, die Worte zu



*) Auf diese Arbeiten scheint sich Behrisch zu beziehen, wem, er in einem Gedichte vom
Jnhre 1793 schreibt:
"Mich reizte des Cothurnus feyerlicher Gang,
Mich oft der hohen Tuba Klang"
<Lin Iugendfroimd Goethes.

Das ohne Zweifel anregende Buch unsers Altdorf hinterläßt fast einen pein¬
lichen Eindruck. Denn der Verfasser bemüht sich, die Schuld des Unglücks seines
Vaterlandes nur andern zuzuschieben und die Vorväter der Volksgenossen mög¬
lichst freizusprechen. Die Heilmittel, um Spanien wieder zu heben, sind unbe¬
rührt gelassen. Nur die allgemeine Phrase, daß „die Freiheit" das Verlorne
wieder bringen werde, begegnet uns öfter.




Gin Jugendfreund Goethes.
Ernst Volfgang Behrisch (5?Z8-M9).
von w. Hosäus. (Schluß.)

en Umfang der litercirischen Thätigkeit Behrischs hat man bis jetzt
kaum geahnt. Selbst das von K. Elze mit großem Fleiße zusammen¬
gestellte Verzeichnis; seiner literarischen Arbeiten bleibt weit hinter
dem zurück, was wir gegenwärtig als von ihm herrührend bezeichnen
können. Vieles davon ist freilich verschwunden, mir weniges über¬
haupt gedruckt worden — man kennt ja Behrischs Abneigung gegen die Presse.
Wir lassen in nachstehendem ein Verzeichnis; seiner Arbeiten nebst einigen Proben
folgen und schließen mit einigen kritischen Bemerkungen.

Die dichterischen Arbeiten theilen wir der Uebersicht wegen in vier Klassen:
Dichtungen, welche ihren Zweck in sich tragen; Gelegenheitsgedichte zur Feier be¬
stimmter Ereignisse; Gedichte um Berenhorst und Inschriften.

Von den Gedichten der ersten Klasse ist wenig mehr vorhanden. Wahrscheinlich
schrieb Behrisch den Text zu dem von F. W. Ruft componirte» Monodrama „Kolma"
(1779) und zwei Schauspiele: „Flügen in Lochlin" und „Jncnnvrnla" (Dessau 1782,
auf Kosten der Verlagskasse für Gelehrte und Künstler und zu finden in der Buch¬
handlung der Gelehrte,,), *) zu welchen letzten beiden Schauspielen Ruft ebenfalls
die Musik schrieb. Die drei Dichtungen lehnen sich um Ossim, um, die Worte zu



*) Auf diese Arbeiten scheint sich Behrisch zu beziehen, wem, er in einem Gedichte vom
Jnhre 1793 schreibt:
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/158>, abgerufen am 29.06.2024.