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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Aus den Deiikwürdigs'ciK'n Jcikob Lstiemios,

Geschütz in ein mehr untergeordnetes Verhältniß für den Nahkanipf gegen stärkere
und überlegenere Panzerungen."

Dagegen aber hatte Contra-Admiral Werner in seinem werthvollen "Buche
von der deutschen Flotte" gesagt: "Wenngleich in der Neuzeit Sporn und Torpedo
in den Seeschlachten wahrscheinlich bedeutende Rollen spielen werden, so wird doch
die Artillerie nach wie vor sehr mit zur Entscheidung beitragen, und dasjenige
Schiff wird in großem Vortheil sein, welches am besten schießt." Vergegen¬
wärtigen wir uns die großartigen Leistungen, welche die Kruppsche Fabrik in
der Fortentwicklung der Artillerie bei den Schießvcrsuchcn im August des Jahres
1879 zeigte, bei welchen neben den in andern Staaten durchaus unerreichten
Riesengeschützen eine 24 Centimeter-Kanone von nur 18 Tonnen Gewicht zur
Vorstellung kam, die gegen Panzerungen zu einer Wirkung hinaufstieg, welche
die Sphäre der fremden Riesengcschütze bereits berührte; und wenn wir neuer¬
dings vernehmen, daß eine Krnppsche Kanone von nur 15 Centimeter Kaliber
und nur 4 Tonnen Gewicht eine Panzerplatte von 30,5 Centimeter Stärke mit
Kraftüberschuß durchschlagen hat, eine Leistung, welche man bisher etwa erst von
einem fünf mal so schweren Geschütz zu erwarten hatte, so gewinnt die Behauptung
eine volle Berechtigung, daß die Artillerie nach wie vor -- nicht allein sehr,
sondern vorwiegend zur Entscheidung der Kämpfe beitragen wird.

Die Marine wird daher neben der voranstellenden Kunst der Navigation
nach wie vor die Entwicklung des Gcschützwesens unverrückbar im Auge behalten
und sich allen das Geschützwesen betreffenden Fragen mit steter sorgfältiger Be¬
achtung hingeben müssen.




Aus den Denkwürdigkeiten Jakob Estiennes.

akob Estienne, aus dessen Denkwürdigkeiten wir die wichtigsten Ab¬
schnitte mittheilen wollen, wurde seinen eignen Aufzeichnungen zu¬
folge in der Nacht vom 9. zum 10. Februar des Jahres 1656
in Dieppe von reformirten Eltern geboren. Er hat nicht zu be¬
merken vergessen, daß in dieses Jahr die grausame Verfolgung der
armen evangelischen Bewohner Piemonts fiel, und sein gläubiger Sinn hält das
Zusammentreffen nicht für zufällig. Gott habe, so meint er, ihn früh dazu vor-


Aus den Deiikwürdigs'ciK'n Jcikob Lstiemios,

Geschütz in ein mehr untergeordnetes Verhältniß für den Nahkanipf gegen stärkere
und überlegenere Panzerungen."

Dagegen aber hatte Contra-Admiral Werner in seinem werthvollen „Buche
von der deutschen Flotte" gesagt: „Wenngleich in der Neuzeit Sporn und Torpedo
in den Seeschlachten wahrscheinlich bedeutende Rollen spielen werden, so wird doch
die Artillerie nach wie vor sehr mit zur Entscheidung beitragen, und dasjenige
Schiff wird in großem Vortheil sein, welches am besten schießt." Vergegen¬
wärtigen wir uns die großartigen Leistungen, welche die Kruppsche Fabrik in
der Fortentwicklung der Artillerie bei den Schießvcrsuchcn im August des Jahres
1879 zeigte, bei welchen neben den in andern Staaten durchaus unerreichten
Riesengeschützen eine 24 Centimeter-Kanone von nur 18 Tonnen Gewicht zur
Vorstellung kam, die gegen Panzerungen zu einer Wirkung hinaufstieg, welche
die Sphäre der fremden Riesengcschütze bereits berührte; und wenn wir neuer¬
dings vernehmen, daß eine Krnppsche Kanone von nur 15 Centimeter Kaliber
und nur 4 Tonnen Gewicht eine Panzerplatte von 30,5 Centimeter Stärke mit
Kraftüberschuß durchschlagen hat, eine Leistung, welche man bisher etwa erst von
einem fünf mal so schweren Geschütz zu erwarten hatte, so gewinnt die Behauptung
eine volle Berechtigung, daß die Artillerie nach wie vor — nicht allein sehr,
sondern vorwiegend zur Entscheidung der Kämpfe beitragen wird.

Die Marine wird daher neben der voranstellenden Kunst der Navigation
nach wie vor die Entwicklung des Gcschützwesens unverrückbar im Auge behalten
und sich allen das Geschützwesen betreffenden Fragen mit steter sorgfältiger Be¬
achtung hingeben müssen.




Aus den Denkwürdigkeiten Jakob Estiennes.

akob Estienne, aus dessen Denkwürdigkeiten wir die wichtigsten Ab¬
schnitte mittheilen wollen, wurde seinen eignen Aufzeichnungen zu¬
folge in der Nacht vom 9. zum 10. Februar des Jahres 1656
in Dieppe von reformirten Eltern geboren. Er hat nicht zu be¬
merken vergessen, daß in dieses Jahr die grausame Verfolgung der
armen evangelischen Bewohner Piemonts fiel, und sein gläubiger Sinn hält das
Zusammentreffen nicht für zufällig. Gott habe, so meint er, ihn früh dazu vor-


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[0114] Aus den Deiikwürdigs'ciK'n Jcikob Lstiemios, Geschütz in ein mehr untergeordnetes Verhältniß für den Nahkanipf gegen stärkere und überlegenere Panzerungen." Dagegen aber hatte Contra-Admiral Werner in seinem werthvollen „Buche von der deutschen Flotte" gesagt: „Wenngleich in der Neuzeit Sporn und Torpedo in den Seeschlachten wahrscheinlich bedeutende Rollen spielen werden, so wird doch die Artillerie nach wie vor sehr mit zur Entscheidung beitragen, und dasjenige Schiff wird in großem Vortheil sein, welches am besten schießt." Vergegen¬ wärtigen wir uns die großartigen Leistungen, welche die Kruppsche Fabrik in der Fortentwicklung der Artillerie bei den Schießvcrsuchcn im August des Jahres 1879 zeigte, bei welchen neben den in andern Staaten durchaus unerreichten Riesengeschützen eine 24 Centimeter-Kanone von nur 18 Tonnen Gewicht zur Vorstellung kam, die gegen Panzerungen zu einer Wirkung hinaufstieg, welche die Sphäre der fremden Riesengcschütze bereits berührte; und wenn wir neuer¬ dings vernehmen, daß eine Krnppsche Kanone von nur 15 Centimeter Kaliber und nur 4 Tonnen Gewicht eine Panzerplatte von 30,5 Centimeter Stärke mit Kraftüberschuß durchschlagen hat, eine Leistung, welche man bisher etwa erst von einem fünf mal so schweren Geschütz zu erwarten hatte, so gewinnt die Behauptung eine volle Berechtigung, daß die Artillerie nach wie vor — nicht allein sehr, sondern vorwiegend zur Entscheidung der Kämpfe beitragen wird. Die Marine wird daher neben der voranstellenden Kunst der Navigation nach wie vor die Entwicklung des Gcschützwesens unverrückbar im Auge behalten und sich allen das Geschützwesen betreffenden Fragen mit steter sorgfältiger Be¬ achtung hingeben müssen. Aus den Denkwürdigkeiten Jakob Estiennes. akob Estienne, aus dessen Denkwürdigkeiten wir die wichtigsten Ab¬ schnitte mittheilen wollen, wurde seinen eignen Aufzeichnungen zu¬ folge in der Nacht vom 9. zum 10. Februar des Jahres 1656 in Dieppe von reformirten Eltern geboren. Er hat nicht zu be¬ merken vergessen, daß in dieses Jahr die grausame Verfolgung der armen evangelischen Bewohner Piemonts fiel, und sein gläubiger Sinn hält das Zusammentreffen nicht für zufällig. Gott habe, so meint er, ihn früh dazu vor-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/114>, abgerufen am 29.06.2024.