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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.

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Das Resultat und die Bedeutung der amerikanischen
Präsidentenwahl.

Der erbitterte Wahlkampf, der Monate hindurch die verschiedenen Einzel¬
staaten der nordamerikanischen Union durchtobte, hat in der Entscheidungsschlacht
vom 2. November d. I. sein Ende erreicht. Die Partei der Republikaner hat
über die der Demokraten den Sieg davongetragen, insofern die Mehrzahl der
gewählten Electoren oder Präsidentenwähler am 1. December ihre Stimmen für
James A. Garfield als Präsidenten und für Ehester A. Arthur als
Vicepräsidenten abgeben wird. Zwar ist die republikanische Majorität nicht
glänzend, allein sie ist doch immerhin so stark, daß bei der officiellen Zählung
der Electoralstimmen kein ernstlicher Streit darüber entstehen kann, ob Garfield
mit vollem Rechte und in der That als der Amtsnachfolger des Präsidenten
Hayes am 4. März 1881 in das "Weiße Haus" einziehen soll. Würden aber
dennoch einige südliche Heißsporne sich verleiten lassen, Protest gegen Garfields
Erwählung zu erheben, so diirfte derselbe voraussichtlich sehr bald wirkungslos
verhallen. So unerquickliche Vorgänge, wie sie bei der Amtseinführung des
Präsidenten Hayes im Jahre 1877 stattfanden, sind in keiner Weise zu erwarten.
Offenbar liegt es im eignen Interesse der demokratischen Partei, wenn sie ihre
Niederlage mit möglichster Ruhe hinnimmt und fortan ihre Ehre darin sucht,
durch Verfolgung einer weisen Politik ihre Gegner in der nationalen Gesetz¬
gebung und in den Legislaturen der Einzelstaaten der Union zu überbieten; nur
so und nicht anders wird es ihr möglich werden, nach Verlauf von vier Jahren
bei der neuen Präsidentenwahl den Kampf um, das nationale Regiment mit
Aussicht auf Erfolg wieder aufzunehmen. Durch das Resultat des diesjährigen
Prüsidentenwahlkainpfes ist die Fortdauer der Herrschaft der republikanischen
Partei in den Vereinigten Staaten bis zum 4. März 1885 gesichert.

Fragen wir nun aber, worin die Bedeutung des Sieges der republikani¬
schen Partei der Hauptsache nach liegt, so dürften vornehmlich folgende drei


Grenzboten IV. 1830. 60
Das Resultat und die Bedeutung der amerikanischen
Präsidentenwahl.

Der erbitterte Wahlkampf, der Monate hindurch die verschiedenen Einzel¬
staaten der nordamerikanischen Union durchtobte, hat in der Entscheidungsschlacht
vom 2. November d. I. sein Ende erreicht. Die Partei der Republikaner hat
über die der Demokraten den Sieg davongetragen, insofern die Mehrzahl der
gewählten Electoren oder Präsidentenwähler am 1. December ihre Stimmen für
James A. Garfield als Präsidenten und für Ehester A. Arthur als
Vicepräsidenten abgeben wird. Zwar ist die republikanische Majorität nicht
glänzend, allein sie ist doch immerhin so stark, daß bei der officiellen Zählung
der Electoralstimmen kein ernstlicher Streit darüber entstehen kann, ob Garfield
mit vollem Rechte und in der That als der Amtsnachfolger des Präsidenten
Hayes am 4. März 1881 in das „Weiße Haus" einziehen soll. Würden aber
dennoch einige südliche Heißsporne sich verleiten lassen, Protest gegen Garfields
Erwählung zu erheben, so diirfte derselbe voraussichtlich sehr bald wirkungslos
verhallen. So unerquickliche Vorgänge, wie sie bei der Amtseinführung des
Präsidenten Hayes im Jahre 1877 stattfanden, sind in keiner Weise zu erwarten.
Offenbar liegt es im eignen Interesse der demokratischen Partei, wenn sie ihre
Niederlage mit möglichster Ruhe hinnimmt und fortan ihre Ehre darin sucht,
durch Verfolgung einer weisen Politik ihre Gegner in der nationalen Gesetz¬
gebung und in den Legislaturen der Einzelstaaten der Union zu überbieten; nur
so und nicht anders wird es ihr möglich werden, nach Verlauf von vier Jahren
bei der neuen Präsidentenwahl den Kampf um, das nationale Regiment mit
Aussicht auf Erfolg wieder aufzunehmen. Durch das Resultat des diesjährigen
Prüsidentenwahlkainpfes ist die Fortdauer der Herrschaft der republikanischen
Partei in den Vereinigten Staaten bis zum 4. März 1885 gesichert.

Fragen wir nun aber, worin die Bedeutung des Sieges der republikani¬
schen Partei der Hauptsache nach liegt, so dürften vornehmlich folgende drei


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[0385] Das Resultat und die Bedeutung der amerikanischen Präsidentenwahl. Der erbitterte Wahlkampf, der Monate hindurch die verschiedenen Einzel¬ staaten der nordamerikanischen Union durchtobte, hat in der Entscheidungsschlacht vom 2. November d. I. sein Ende erreicht. Die Partei der Republikaner hat über die der Demokraten den Sieg davongetragen, insofern die Mehrzahl der gewählten Electoren oder Präsidentenwähler am 1. December ihre Stimmen für James A. Garfield als Präsidenten und für Ehester A. Arthur als Vicepräsidenten abgeben wird. Zwar ist die republikanische Majorität nicht glänzend, allein sie ist doch immerhin so stark, daß bei der officiellen Zählung der Electoralstimmen kein ernstlicher Streit darüber entstehen kann, ob Garfield mit vollem Rechte und in der That als der Amtsnachfolger des Präsidenten Hayes am 4. März 1881 in das „Weiße Haus" einziehen soll. Würden aber dennoch einige südliche Heißsporne sich verleiten lassen, Protest gegen Garfields Erwählung zu erheben, so diirfte derselbe voraussichtlich sehr bald wirkungslos verhallen. So unerquickliche Vorgänge, wie sie bei der Amtseinführung des Präsidenten Hayes im Jahre 1877 stattfanden, sind in keiner Weise zu erwarten. Offenbar liegt es im eignen Interesse der demokratischen Partei, wenn sie ihre Niederlage mit möglichster Ruhe hinnimmt und fortan ihre Ehre darin sucht, durch Verfolgung einer weisen Politik ihre Gegner in der nationalen Gesetz¬ gebung und in den Legislaturen der Einzelstaaten der Union zu überbieten; nur so und nicht anders wird es ihr möglich werden, nach Verlauf von vier Jahren bei der neuen Präsidentenwahl den Kampf um, das nationale Regiment mit Aussicht auf Erfolg wieder aufzunehmen. Durch das Resultat des diesjährigen Prüsidentenwahlkainpfes ist die Fortdauer der Herrschaft der republikanischen Partei in den Vereinigten Staaten bis zum 4. März 1885 gesichert. Fragen wir nun aber, worin die Bedeutung des Sieges der republikani¬ schen Partei der Hauptsache nach liegt, so dürften vornehmlich folgende drei Grenzboten IV. 1830. 60

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157695/385>, abgerufen am 27.12.2024.