Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.an diese Griechen, die nichts gethan und nichts geopfert haben, um eine so über¬ Die Organe der jetzt in England herrschenden Partei sind anderer Ansicht. Man darf annehmen, daß auch Gladstone selbst noch so denkt. Die über¬ politische Briefe. 1^8. Die Dombanfeier in Rollt. Welch ein Fest war das, welches Deutschland vor den allmählich stiller be¬ Grenzboten IV. 1380. 21
an diese Griechen, die nichts gethan und nichts geopfert haben, um eine so über¬ Die Organe der jetzt in England herrschenden Partei sind anderer Ansicht. Man darf annehmen, daß auch Gladstone selbst noch so denkt. Die über¬ politische Briefe. 1^8. Die Dombanfeier in Rollt. Welch ein Fest war das, welches Deutschland vor den allmählich stiller be¬ Grenzboten IV. 1380. 21
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0161" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/147808"/> <p xml:id="ID_454" prev="#ID_453"> an diese Griechen, die nichts gethan und nichts geopfert haben, um eine so über¬<lb/> aus ansehnliche Erweiterung ihres Gebietes zu verdiene«? Wir meinen, die<lb/> bloße Möglichkeit von Verwickelungen bei einem Vorgehen nach dem Gladstone-<lb/> schen Plane sollte von einer Zustimmung zu demselben absehen lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_455"> Die Organe der jetzt in England herrschenden Partei sind anderer Ansicht.<lb/> Sie meinen, was an der albanisch-montenegrinischen Grenze erreicht worden,<lb/> danke Europa einzig der kühnen und festen Politik Gladstones, und sollten die<lb/> übrigen Mächte von jetzt an zurückhaltender verfahren, so werde die Zaghaftig¬<lb/> keit Oesterreichs daran Schuld sein. Leider besitze letzteres jetzt an Deutschland<lb/> einen Bundesgenossen, indem Fürst Bismarck aus Opportunitätsrücksichten, die<lb/> jeden Augenblick andern Auffassungen weichen könnten (???), seine Entschlossenheit<lb/> der Aengstlichkeit Haymerles zur Verfügung gestellt habe, und die Folge sei,<lb/> daß auch Frankreich sich dieser Taktik angeschlossen habe. Möglicherweise würden<lb/> diese drei Mächte nun Einwendungen gegen Gladstones Vorschlag einer Blockade<lb/> Smyrnas erheben. Aber das werde, falls England sich entschlossen zeige, dann<lb/> allein zu handeln, nicht lange dauern. Jene Mächte würden nur so lange Ein¬<lb/> spruch thun und sich der Betheiligung an dein Unternehmen enthalten, als Eng¬<lb/> land Neigung verrathe, auf ihre Genehmigung zu warten, sich ihm dagegen<lb/> anschließen, wenn sie sich überzeugt hätten, daß es ihrer Mitwirkung entbehren<lb/> könne und nöthigenfalls auf dieselbe verzichten werde.</p><lb/> <p xml:id="ID_456"> Man darf annehmen, daß auch Gladstone selbst noch so denkt. Die über¬<lb/> wiegende Mehrheit der Engländer aber hat er dann nicht für sich, und ein Theil<lb/> seiner Kollegen scheint nach dem, was von glaubwürdiger Seite berichtet wird,<lb/> einem Weitergehen in dem bisherigen Sturmschritte auch nicht geneigt zu sein.<lb/> Wir sind daher wohl nicht im Irrthum, wenn wir uns die weitere Entwickelung<lb/> der türkischem Frage wie folgt vorstellen: Der Sultan hat Montenegro gegen¬<lb/> über dem von den Mächten geübten und bisher gerechtfertigen Drucke nachge¬<lb/> geben, infolge dessen keine Blockade Smyrnas, kein Embargo, sondern Heimkehr<lb/> des europäischen Geschwaders aus den Gewässern Dalmatiens und Wiederauf¬<lb/> nahme der diplomatischen Verhandlungen mit billiger Berücksichtigung der schwie¬<lb/> rigen Lage des Sultans und seiner Minister.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> politische Briefe.<lb/> 1^8. Die Dombanfeier in Rollt. </head><lb/> <p xml:id="ID_457" next="#ID_458"> Welch ein Fest war das, welches Deutschland vor den allmählich stiller be¬<lb/> gangenen Gedenktagen der Leipziger Schlacht in diesem Jahre feierte! Denn</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1380. 21</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0161]
an diese Griechen, die nichts gethan und nichts geopfert haben, um eine so über¬
aus ansehnliche Erweiterung ihres Gebietes zu verdiene«? Wir meinen, die
bloße Möglichkeit von Verwickelungen bei einem Vorgehen nach dem Gladstone-
schen Plane sollte von einer Zustimmung zu demselben absehen lassen.
Die Organe der jetzt in England herrschenden Partei sind anderer Ansicht.
Sie meinen, was an der albanisch-montenegrinischen Grenze erreicht worden,
danke Europa einzig der kühnen und festen Politik Gladstones, und sollten die
übrigen Mächte von jetzt an zurückhaltender verfahren, so werde die Zaghaftig¬
keit Oesterreichs daran Schuld sein. Leider besitze letzteres jetzt an Deutschland
einen Bundesgenossen, indem Fürst Bismarck aus Opportunitätsrücksichten, die
jeden Augenblick andern Auffassungen weichen könnten (???), seine Entschlossenheit
der Aengstlichkeit Haymerles zur Verfügung gestellt habe, und die Folge sei,
daß auch Frankreich sich dieser Taktik angeschlossen habe. Möglicherweise würden
diese drei Mächte nun Einwendungen gegen Gladstones Vorschlag einer Blockade
Smyrnas erheben. Aber das werde, falls England sich entschlossen zeige, dann
allein zu handeln, nicht lange dauern. Jene Mächte würden nur so lange Ein¬
spruch thun und sich der Betheiligung an dein Unternehmen enthalten, als Eng¬
land Neigung verrathe, auf ihre Genehmigung zu warten, sich ihm dagegen
anschließen, wenn sie sich überzeugt hätten, daß es ihrer Mitwirkung entbehren
könne und nöthigenfalls auf dieselbe verzichten werde.
Man darf annehmen, daß auch Gladstone selbst noch so denkt. Die über¬
wiegende Mehrheit der Engländer aber hat er dann nicht für sich, und ein Theil
seiner Kollegen scheint nach dem, was von glaubwürdiger Seite berichtet wird,
einem Weitergehen in dem bisherigen Sturmschritte auch nicht geneigt zu sein.
Wir sind daher wohl nicht im Irrthum, wenn wir uns die weitere Entwickelung
der türkischem Frage wie folgt vorstellen: Der Sultan hat Montenegro gegen¬
über dem von den Mächten geübten und bisher gerechtfertigen Drucke nachge¬
geben, infolge dessen keine Blockade Smyrnas, kein Embargo, sondern Heimkehr
des europäischen Geschwaders aus den Gewässern Dalmatiens und Wiederauf¬
nahme der diplomatischen Verhandlungen mit billiger Berücksichtigung der schwie¬
rigen Lage des Sultans und seiner Minister.
politische Briefe.
1^8. Die Dombanfeier in Rollt.
Welch ein Fest war das, welches Deutschland vor den allmählich stiller be¬
gangenen Gedenktagen der Leipziger Schlacht in diesem Jahre feierte! Denn
Grenzboten IV. 1380. 21
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