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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

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über das Fieber, veröffentlicht. Die Ursache dieses langen Schweigens werden
wir später kennen lernen. Im Jahre 1867 gab er seine Schriften unter dem
Titel: "Mechanik der Wärme" gesammelt in einem mäßigen Bande heraus
und 1874 in zweiter Auflage, vermehrt um eine Reihe von Vorträgen, die er
seit 1869 meistens in seiner Vaterstadt Heilbronn gehalten hatte und die "Ueber
nothwendige Konsequenzen und Jnkonsequenzen der Wärmemechanik", "Ueber
Erdbeben", "Ueber die Bedeutung unveränderlicher Größen", "Ueber veränder¬
liche Größen" und "Ueber die Ernährung" handelten. Endlich erschienen 1876
noch zwei kleine Abhandlungen: "Die Torricelli'sche Leere" und "Ueber Aus¬
lösung". Die Letzte verdient besonders hervorgehoben zu werden. In ihr zeigt
sich die große Genialität Mayer's noch einmal in voller Schöpferkraft. Zwar
gibt er mehr eine tiefe und geistvolle Fragestellung, als eine vollständige Lösung,
aber man denke, wie oft schon eine richtige Fragestellung eine größere
That gewesen ist und für die menschliche Erkenntniß mehr geleistet hat, als
eine Lösung der bereits richtig gestellten Frage. Etwas Aehnliches gilt von
Mayer's Theorie des Erdmagnetismus und des Nordlichts, die er in einem
Innsbrucker Vortrage in kurzen Umrissen entwickelte. Es mangelt ihr nur die
quantitative Begründung, zu der ihm, wie er sagt, das Beobachtungsmaterial
fehlte.

Wir hahen im Vorstehenden ein vollständiges Bild von Mayer's bahn¬
brechenden Entdeckungen gegeben, wenn wir schließen mit dem Hinweis auf die
Verdienste, welche er sich indirekt um die Naturphilosophie, um die Methode
der Forschung und um die Reinigung der Physik von den Auswüchsen der
mathematischen Behandlung erworben hat. Leider kann es nur ein Hin¬
weis sein.

In einem zweiten Artikel gedenken wir das Schicksal seiner Person und
seiner Lehre zu behandeln.




Keuösteneich im Süden der save.

^ Als man Benjamin Franklin in Betreff einer scheinbar unbedeutenden, in
Wahrheit aber inhaltreichen und entwickelungsfähigen Erfindung geringschätzig
mitcldemFrage kam: "Aber was nützt das?" antwortete der Meister des ge¬
sunden Menschenverstandes mit der' Gegenfrage: "Was nützt ein neugebornes
KindWu>ciiso,


über das Fieber, veröffentlicht. Die Ursache dieses langen Schweigens werden
wir später kennen lernen. Im Jahre 1867 gab er seine Schriften unter dem
Titel: „Mechanik der Wärme" gesammelt in einem mäßigen Bande heraus
und 1874 in zweiter Auflage, vermehrt um eine Reihe von Vorträgen, die er
seit 1869 meistens in seiner Vaterstadt Heilbronn gehalten hatte und die „Ueber
nothwendige Konsequenzen und Jnkonsequenzen der Wärmemechanik", „Ueber
Erdbeben", „Ueber die Bedeutung unveränderlicher Größen", „Ueber veränder¬
liche Größen" und „Ueber die Ernährung" handelten. Endlich erschienen 1876
noch zwei kleine Abhandlungen: „Die Torricelli'sche Leere" und „Ueber Aus¬
lösung". Die Letzte verdient besonders hervorgehoben zu werden. In ihr zeigt
sich die große Genialität Mayer's noch einmal in voller Schöpferkraft. Zwar
gibt er mehr eine tiefe und geistvolle Fragestellung, als eine vollständige Lösung,
aber man denke, wie oft schon eine richtige Fragestellung eine größere
That gewesen ist und für die menschliche Erkenntniß mehr geleistet hat, als
eine Lösung der bereits richtig gestellten Frage. Etwas Aehnliches gilt von
Mayer's Theorie des Erdmagnetismus und des Nordlichts, die er in einem
Innsbrucker Vortrage in kurzen Umrissen entwickelte. Es mangelt ihr nur die
quantitative Begründung, zu der ihm, wie er sagt, das Beobachtungsmaterial
fehlte.

Wir hahen im Vorstehenden ein vollständiges Bild von Mayer's bahn¬
brechenden Entdeckungen gegeben, wenn wir schließen mit dem Hinweis auf die
Verdienste, welche er sich indirekt um die Naturphilosophie, um die Methode
der Forschung und um die Reinigung der Physik von den Auswüchsen der
mathematischen Behandlung erworben hat. Leider kann es nur ein Hin¬
weis sein.

In einem zweiten Artikel gedenken wir das Schicksal seiner Person und
seiner Lehre zu behandeln.




Keuösteneich im Süden der save.

^ Als man Benjamin Franklin in Betreff einer scheinbar unbedeutenden, in
Wahrheit aber inhaltreichen und entwickelungsfähigen Erfindung geringschätzig
mitcldemFrage kam: „Aber was nützt das?" antwortete der Meister des ge¬
sunden Menschenverstandes mit der' Gegenfrage: „Was nützt ein neugebornes
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/60>, abgerufen am 05.02.2025.