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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

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des Vasler Museums", der die beiden Steinhäuser'schen Repliken von den
Köpfen des belvederischen Apoll und des farnesischen Herakles behandelt, von
denen ja namentlich die erstere bei ihrem Bekanntwerden Aufsehen erregte und
lebhafte Diskussion hervorrief, ferner den bisher ungedruckten Vortrag "Basel
in römischer Zeit" und die Abhandlung "Ueber die Prometheustragödie des
Aeschylos".

Alle die genannten Arbeiten gehören nach Gehalt und Form zu dem
Besten und Gediegensten, was wir von populärwissenschaftlichen Arbeiten anf
dem Gebiete der Alterthumswissenschaft besitzen. Es sind reife und abge¬
rundete Leistungen, die ihren Platz neben Otto Jahn's "Populären Aufsätzen aus
der Alterthumswissenschaft" und Ernst Curtius' "Göttinger Festreden" beanspruchen
dürfen, wenngleich sie von diesen sich dadurch unterscheiden, daß sie, wenigstens
zum Theil, nicht von vornherein für weitere Kreise bestimmt gewesen sind.
Eine willkommene Zugabe zum zweiten Bande bildet die schon erwähnte bio¬
graphische Skizze, welche, abgesehen von der wissenschaftlichen Bedeutung Vischer's,
auch seine politische Wirksamkeit und Stellung schildert und den Fernerstehenden
auch sür den edlen, charaktervoller und liebenswürdigen Menschen zu erwärmen
weiß. Die oben gegebenen Mittheilungen über Vischer's Leben sind dieser
Skizze entnommen.




Aus der Türken-
und gesuitenzeit einer deutsch-ungarischen Stadt.
Otto Kaemmel. Von I. - , ' " ^ - , ^

Eine der interessantesten, aber auch unbekanntesten Partieen unserer deut¬
schen Städtegeschichte bilden die Schicksale der deutschen Gemeinden des nörd¬
lichen Ungarn's. Seit dem 13. Jahrhundert durch Begabungen einsichtiger
ungarischer Könige in's Leben gerufen, rasch aufblühend unter dem Schutze
einer starken Selbstverwaltung und durch die Tüchtigkeit ihres mitteldeutschen
Bttrgerthnms, erreichten diese Städte im Verlaufe des 14. und 15. Jahrhun¬
derts den ihnen beschiedenen Höhepunkt. Lebhaft waren stets ihre rechtlichen
und kommerziellen Verbindungen mit dem deutschen Mutterlande; sie wurden
noch gesteigert, als Luther's Lehre auch die Deutschen Ungarn's ergriff. Seit-


des Vasler Museums", der die beiden Steinhäuser'schen Repliken von den
Köpfen des belvederischen Apoll und des farnesischen Herakles behandelt, von
denen ja namentlich die erstere bei ihrem Bekanntwerden Aufsehen erregte und
lebhafte Diskussion hervorrief, ferner den bisher ungedruckten Vortrag „Basel
in römischer Zeit" und die Abhandlung „Ueber die Prometheustragödie des
Aeschylos".

Alle die genannten Arbeiten gehören nach Gehalt und Form zu dem
Besten und Gediegensten, was wir von populärwissenschaftlichen Arbeiten anf
dem Gebiete der Alterthumswissenschaft besitzen. Es sind reife und abge¬
rundete Leistungen, die ihren Platz neben Otto Jahn's „Populären Aufsätzen aus
der Alterthumswissenschaft" und Ernst Curtius' „Göttinger Festreden" beanspruchen
dürfen, wenngleich sie von diesen sich dadurch unterscheiden, daß sie, wenigstens
zum Theil, nicht von vornherein für weitere Kreise bestimmt gewesen sind.
Eine willkommene Zugabe zum zweiten Bande bildet die schon erwähnte bio¬
graphische Skizze, welche, abgesehen von der wissenschaftlichen Bedeutung Vischer's,
auch seine politische Wirksamkeit und Stellung schildert und den Fernerstehenden
auch sür den edlen, charaktervoller und liebenswürdigen Menschen zu erwärmen
weiß. Die oben gegebenen Mittheilungen über Vischer's Leben sind dieser
Skizze entnommen.




Aus der Türken-
und gesuitenzeit einer deutsch-ungarischen Stadt.
Otto Kaemmel. Von I. - , ' " ^ - , ^

Eine der interessantesten, aber auch unbekanntesten Partieen unserer deut¬
schen Städtegeschichte bilden die Schicksale der deutschen Gemeinden des nörd¬
lichen Ungarn's. Seit dem 13. Jahrhundert durch Begabungen einsichtiger
ungarischer Könige in's Leben gerufen, rasch aufblühend unter dem Schutze
einer starken Selbstverwaltung und durch die Tüchtigkeit ihres mitteldeutschen
Bttrgerthnms, erreichten diese Städte im Verlaufe des 14. und 15. Jahrhun¬
derts den ihnen beschiedenen Höhepunkt. Lebhaft waren stets ihre rechtlichen
und kommerziellen Verbindungen mit dem deutschen Mutterlande; sie wurden
noch gesteigert, als Luther's Lehre auch die Deutschen Ungarn's ergriff. Seit-


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[0183] des Vasler Museums", der die beiden Steinhäuser'schen Repliken von den Köpfen des belvederischen Apoll und des farnesischen Herakles behandelt, von denen ja namentlich die erstere bei ihrem Bekanntwerden Aufsehen erregte und lebhafte Diskussion hervorrief, ferner den bisher ungedruckten Vortrag „Basel in römischer Zeit" und die Abhandlung „Ueber die Prometheustragödie des Aeschylos". Alle die genannten Arbeiten gehören nach Gehalt und Form zu dem Besten und Gediegensten, was wir von populärwissenschaftlichen Arbeiten anf dem Gebiete der Alterthumswissenschaft besitzen. Es sind reife und abge¬ rundete Leistungen, die ihren Platz neben Otto Jahn's „Populären Aufsätzen aus der Alterthumswissenschaft" und Ernst Curtius' „Göttinger Festreden" beanspruchen dürfen, wenngleich sie von diesen sich dadurch unterscheiden, daß sie, wenigstens zum Theil, nicht von vornherein für weitere Kreise bestimmt gewesen sind. Eine willkommene Zugabe zum zweiten Bande bildet die schon erwähnte bio¬ graphische Skizze, welche, abgesehen von der wissenschaftlichen Bedeutung Vischer's, auch seine politische Wirksamkeit und Stellung schildert und den Fernerstehenden auch sür den edlen, charaktervoller und liebenswürdigen Menschen zu erwärmen weiß. Die oben gegebenen Mittheilungen über Vischer's Leben sind dieser Skizze entnommen. Aus der Türken- und gesuitenzeit einer deutsch-ungarischen Stadt. Otto Kaemmel. Von I. - , ' " ^ - , ^ Eine der interessantesten, aber auch unbekanntesten Partieen unserer deut¬ schen Städtegeschichte bilden die Schicksale der deutschen Gemeinden des nörd¬ lichen Ungarn's. Seit dem 13. Jahrhundert durch Begabungen einsichtiger ungarischer Könige in's Leben gerufen, rasch aufblühend unter dem Schutze einer starken Selbstverwaltung und durch die Tüchtigkeit ihres mitteldeutschen Bttrgerthnms, erreichten diese Städte im Verlaufe des 14. und 15. Jahrhun¬ derts den ihnen beschiedenen Höhepunkt. Lebhaft waren stets ihre rechtlichen und kommerziellen Verbindungen mit dem deutschen Mutterlande; sie wurden noch gesteigert, als Luther's Lehre auch die Deutschen Ungarn's ergriff. Seit-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/183>, abgerufen am 29.06.2024.