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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Mit diesem Hefte beginnt diese Zeitschrift das III. Quartal ihres
37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan-
stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal
9 Mark.
Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaste", Kaffee-
häuser und Konditoreien werden um gefällige Berücksichtigung derselben
freundlichst gebeten.
Leipzig, im Juni 1878. Die Verlagshandlung.

Sozialismus und Deportation.

Der Bevölkerung nach ist das deutsche Reich der zweite Staat Europa's,
welcher nur von den 72 Millionen Einwohner zählenden Rußland übertroffen
wird. Innerhalb des Gebietes, welches das heutige deutsche Reich einnimmt,
lebten, abgesehen von Elsaß-Lothringen, im Jahre 1818 beiläufig 23,000,000
Menschen, die sich 1875 auf 42,750,000, also um fast 20 Millionen Seelen
im Verlaufe von nur 57 Jahren vermehrt hatten. Jetzt dürfte die Bevölkerung
genau doppelt so stark sein wie 1818; wir haben uns also im Verlaufe von
60 Jahren verdoppelt. Preußen hatte 1871--75 um 1,082,000, Bayern um
161,000, Sachsen um 204,000 Seelen zugenommen, während nur sehr wenige
Länder eine Abnahme zeigen; so Elsaß-Lothringen, Mecklenburg - Strelitz,
Waldeck und Lauenburg. Auf die Quadratmeile entfallen im Deutschen Reiche
4300 Einwohner im Durchschnitt, ein Verhältniß, das allerdings von Belgien
mit 9500 Einw., Großbritannien mit 5600 Einwohnern und Italien mit 5000
Einwohnern auf die Quadratmeile übertroffen wird, während Frankreich nur
3800, Oesterreich-Ungarn 3200, Rußland gar nur 750 Einwohner auf die
Quadratmeile zählt.

Durch solche Zahlen gewinnt man wohl einen allgemeinen Ueberblick über
die Vermehrung der Bevölkerung eines Landes; indessen sie genügen in dieser
Allgemeinheit nicht, um um sich ein Urtheil zu erlauben über die Dichtigkeit
der Bevölkerung, sofern aus deren lokaler Anhäufung Schlüsse auf gewisse
soziale Zustände gezogen werden sollen. Dazu eignen sich schon besser die
Karten, welche die Bevölkerungsdichtigkeit im Deutschen Reiche darstellen.*)
Wir sehen hier weite Gebiete, die noch nicht einmal 1000 Einwohner haben,



*) Wir besitzen zwei sehr gute: Eine von Behm in den "Geographischen Mittheilun¬
gen" 1874, Tasel I. und eine noch neuere von I. I. Kettler im "physikalisch-statistischen
Atlas des deutschen Reichs" von R- Andree und O, Peschel.
Grenzboten III. 1873. 6

Mit diesem Hefte beginnt diese Zeitschrift das III. Quartal ihres
37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan-
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Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaste», Kaffee-
häuser und Konditoreien werden um gefällige Berücksichtigung derselben
freundlichst gebeten.
Leipzig, im Juni 1878. Die Verlagshandlung.

Sozialismus und Deportation.

Der Bevölkerung nach ist das deutsche Reich der zweite Staat Europa's,
welcher nur von den 72 Millionen Einwohner zählenden Rußland übertroffen
wird. Innerhalb des Gebietes, welches das heutige deutsche Reich einnimmt,
lebten, abgesehen von Elsaß-Lothringen, im Jahre 1818 beiläufig 23,000,000
Menschen, die sich 1875 auf 42,750,000, also um fast 20 Millionen Seelen
im Verlaufe von nur 57 Jahren vermehrt hatten. Jetzt dürfte die Bevölkerung
genau doppelt so stark sein wie 1818; wir haben uns also im Verlaufe von
60 Jahren verdoppelt. Preußen hatte 1871—75 um 1,082,000, Bayern um
161,000, Sachsen um 204,000 Seelen zugenommen, während nur sehr wenige
Länder eine Abnahme zeigen; so Elsaß-Lothringen, Mecklenburg - Strelitz,
Waldeck und Lauenburg. Auf die Quadratmeile entfallen im Deutschen Reiche
4300 Einwohner im Durchschnitt, ein Verhältniß, das allerdings von Belgien
mit 9500 Einw., Großbritannien mit 5600 Einwohnern und Italien mit 5000
Einwohnern auf die Quadratmeile übertroffen wird, während Frankreich nur
3800, Oesterreich-Ungarn 3200, Rußland gar nur 750 Einwohner auf die
Quadratmeile zählt.

Durch solche Zahlen gewinnt man wohl einen allgemeinen Ueberblick über
die Vermehrung der Bevölkerung eines Landes; indessen sie genügen in dieser
Allgemeinheit nicht, um um sich ein Urtheil zu erlauben über die Dichtigkeit
der Bevölkerung, sofern aus deren lokaler Anhäufung Schlüsse auf gewisse
soziale Zustände gezogen werden sollen. Dazu eignen sich schon besser die
Karten, welche die Bevölkerungsdichtigkeit im Deutschen Reiche darstellen.*)
Wir sehen hier weite Gebiete, die noch nicht einmal 1000 Einwohner haben,



*) Wir besitzen zwei sehr gute: Eine von Behm in den „Geographischen Mittheilun¬
gen" 1874, Tasel I. und eine noch neuere von I. I. Kettler im „physikalisch-statistischen
Atlas des deutschen Reichs" von R- Andree und O, Peschel.
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[0049] Mit diesem Hefte beginnt diese Zeitschrift das III. Quartal ihres 37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan- stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal 9 Mark. Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaste», Kaffee- häuser und Konditoreien werden um gefällige Berücksichtigung derselben freundlichst gebeten. Leipzig, im Juni 1878. Die Verlagshandlung. Sozialismus und Deportation. Der Bevölkerung nach ist das deutsche Reich der zweite Staat Europa's, welcher nur von den 72 Millionen Einwohner zählenden Rußland übertroffen wird. Innerhalb des Gebietes, welches das heutige deutsche Reich einnimmt, lebten, abgesehen von Elsaß-Lothringen, im Jahre 1818 beiläufig 23,000,000 Menschen, die sich 1875 auf 42,750,000, also um fast 20 Millionen Seelen im Verlaufe von nur 57 Jahren vermehrt hatten. Jetzt dürfte die Bevölkerung genau doppelt so stark sein wie 1818; wir haben uns also im Verlaufe von 60 Jahren verdoppelt. Preußen hatte 1871—75 um 1,082,000, Bayern um 161,000, Sachsen um 204,000 Seelen zugenommen, während nur sehr wenige Länder eine Abnahme zeigen; so Elsaß-Lothringen, Mecklenburg - Strelitz, Waldeck und Lauenburg. Auf die Quadratmeile entfallen im Deutschen Reiche 4300 Einwohner im Durchschnitt, ein Verhältniß, das allerdings von Belgien mit 9500 Einw., Großbritannien mit 5600 Einwohnern und Italien mit 5000 Einwohnern auf die Quadratmeile übertroffen wird, während Frankreich nur 3800, Oesterreich-Ungarn 3200, Rußland gar nur 750 Einwohner auf die Quadratmeile zählt. Durch solche Zahlen gewinnt man wohl einen allgemeinen Ueberblick über die Vermehrung der Bevölkerung eines Landes; indessen sie genügen in dieser Allgemeinheit nicht, um um sich ein Urtheil zu erlauben über die Dichtigkeit der Bevölkerung, sofern aus deren lokaler Anhäufung Schlüsse auf gewisse soziale Zustände gezogen werden sollen. Dazu eignen sich schon besser die Karten, welche die Bevölkerungsdichtigkeit im Deutschen Reiche darstellen.*) Wir sehen hier weite Gebiete, die noch nicht einmal 1000 Einwohner haben, *) Wir besitzen zwei sehr gute: Eine von Behm in den „Geographischen Mittheilun¬ gen" 1874, Tasel I. und eine noch neuere von I. I. Kettler im „physikalisch-statistischen Atlas des deutschen Reichs" von R- Andree und O, Peschel. Grenzboten III. 1873. 6

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/49>, abgerufen am 22.07.2024.