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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Zur Beachtung.
Da von dem laufenden Jahrgange der "Grenzboten" die erste Nummer
bereits am 27. Dezember 1877 erschienen ist, die Zeitschrift also dem Kalender¬
jahr um eine Woche voraus ist, so wird, um diese Differenz auszugleichen,
das nächste Heft erst Donnerstag den 15. August ausgegeben werden.
Die Verlagshandlung.

Die Entwickelung des altrömischen Kriegswesens.
Von Max Jähns. V.
Die Zeit des ersten punischen Krieges.

Ueberblicke man die Gesammtheit der römischen Heeresent¬
wickelung bis zu den punischen Kriegen, so erkennt man, daß ihre
Stärke durchaus auf ihrem innigen Zusammenhange mit der bürgerlichen Ver¬
fassung beruht.

Den großen Grundsatz, daß die Vertheidigung des Staates Recht und
Pflicht eines jeden Bürgers, aber auch nur des Bürgers sei, hat kein Volk so
energisch und für alle Zeiten vorbildlich durchgeführt wie das römische. Zur
Zeit des großen Marcus Furius Camillus waren die Römer einen Augenblick
in Gefahr gewesen, Söldner und Reisläufer zu werden, wie es damals die
Kmnpaner wurden. Aber die Neugestaltung der Legion und die Erhebung
des Bauernstandes durch die licinischen Gesetze entschieden für Jahrhunderte,
daß die Söldnerei kein römisches Geschäft und die Legion ein Bürgerheer sein
solle.*) Zwar bedingte die Manipularordnung eine weit ernstere und längere
militärische Schule als die frühere phalangitische Legion, in welcher das
Schwergewicht der Masse auch die Ungeübten zusammenhielt. Wenn dennoch
kein eigener Soldatenstand sich entwickelte, so ward dies hauptsächlich dadurch
erreicht, daß man die Gliederung der Mannschaft nach dem Vermögen aufgab
und sie durch eine solche nach dem Dienstalter ersetzte. Der römische Rekrut
trat jetzt ein unter die leichtbewaffneten Veliten und wurde dann allmählich
von Treffen zu Treffen weiterbefördert, bis endlich die langgedienten und er-



*) Nitzsch a, a O.
Grenzboten III. 1873.81

Zur Beachtung.
Da von dem laufenden Jahrgange der „Grenzboten" die erste Nummer
bereits am 27. Dezember 1877 erschienen ist, die Zeitschrift also dem Kalender¬
jahr um eine Woche voraus ist, so wird, um diese Differenz auszugleichen,
das nächste Heft erst Donnerstag den 15. August ausgegeben werden.
Die Verlagshandlung.

Die Entwickelung des altrömischen Kriegswesens.
Von Max Jähns. V.
Die Zeit des ersten punischen Krieges.

Ueberblicke man die Gesammtheit der römischen Heeresent¬
wickelung bis zu den punischen Kriegen, so erkennt man, daß ihre
Stärke durchaus auf ihrem innigen Zusammenhange mit der bürgerlichen Ver¬
fassung beruht.

Den großen Grundsatz, daß die Vertheidigung des Staates Recht und
Pflicht eines jeden Bürgers, aber auch nur des Bürgers sei, hat kein Volk so
energisch und für alle Zeiten vorbildlich durchgeführt wie das römische. Zur
Zeit des großen Marcus Furius Camillus waren die Römer einen Augenblick
in Gefahr gewesen, Söldner und Reisläufer zu werden, wie es damals die
Kmnpaner wurden. Aber die Neugestaltung der Legion und die Erhebung
des Bauernstandes durch die licinischen Gesetze entschieden für Jahrhunderte,
daß die Söldnerei kein römisches Geschäft und die Legion ein Bürgerheer sein
solle.*) Zwar bedingte die Manipularordnung eine weit ernstere und längere
militärische Schule als die frühere phalangitische Legion, in welcher das
Schwergewicht der Masse auch die Ungeübten zusammenhielt. Wenn dennoch
kein eigener Soldatenstand sich entwickelte, so ward dies hauptsächlich dadurch
erreicht, daß man die Gliederung der Mannschaft nach dem Vermögen aufgab
und sie durch eine solche nach dem Dienstalter ersetzte. Der römische Rekrut
trat jetzt ein unter die leichtbewaffneten Veliten und wurde dann allmählich
von Treffen zu Treffen weiterbefördert, bis endlich die langgedienten und er-



*) Nitzsch a, a O.
Grenzboten III. 1873.81
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[0249] Zur Beachtung. Da von dem laufenden Jahrgange der „Grenzboten" die erste Nummer bereits am 27. Dezember 1877 erschienen ist, die Zeitschrift also dem Kalender¬ jahr um eine Woche voraus ist, so wird, um diese Differenz auszugleichen, das nächste Heft erst Donnerstag den 15. August ausgegeben werden. Die Verlagshandlung. Die Entwickelung des altrömischen Kriegswesens. Von Max Jähns. V. Die Zeit des ersten punischen Krieges. Ueberblicke man die Gesammtheit der römischen Heeresent¬ wickelung bis zu den punischen Kriegen, so erkennt man, daß ihre Stärke durchaus auf ihrem innigen Zusammenhange mit der bürgerlichen Ver¬ fassung beruht. Den großen Grundsatz, daß die Vertheidigung des Staates Recht und Pflicht eines jeden Bürgers, aber auch nur des Bürgers sei, hat kein Volk so energisch und für alle Zeiten vorbildlich durchgeführt wie das römische. Zur Zeit des großen Marcus Furius Camillus waren die Römer einen Augenblick in Gefahr gewesen, Söldner und Reisläufer zu werden, wie es damals die Kmnpaner wurden. Aber die Neugestaltung der Legion und die Erhebung des Bauernstandes durch die licinischen Gesetze entschieden für Jahrhunderte, daß die Söldnerei kein römisches Geschäft und die Legion ein Bürgerheer sein solle.*) Zwar bedingte die Manipularordnung eine weit ernstere und längere militärische Schule als die frühere phalangitische Legion, in welcher das Schwergewicht der Masse auch die Ungeübten zusammenhielt. Wenn dennoch kein eigener Soldatenstand sich entwickelte, so ward dies hauptsächlich dadurch erreicht, daß man die Gliederung der Mannschaft nach dem Vermögen aufgab und sie durch eine solche nach dem Dienstalter ersetzte. Der römische Rekrut trat jetzt ein unter die leichtbewaffneten Veliten und wurde dann allmählich von Treffen zu Treffen weiterbefördert, bis endlich die langgedienten und er- *) Nitzsch a, a O. Grenzboten III. 1873.81

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/249>, abgerufen am 03.07.2024.