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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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Mo von Iamöerg.
H. Salchow.*) Ein Beitrag zur Geschichte Pommerns von

Schon im Jahre 946 war das Bisthum Havelberg, dessen Sprengel von
der Elbe bis zur Penne und zum frischen Haff reichte, und 949 das Bisthum
Brandenburg gestiftet worden, allein die Stiftungsurkunden waren leichter ver¬
faßt und selbst die Kirchen leichter erbaut, als wirklich die christliche Religion
unter den Slaven ausgesäet und verbreitet. Ja, was zu jener Zeit errungen
und gewonnen worden war, ging sogar in späterer Zeit wieder verloren und
zu Anfang des zwölften Jahrhunderts bestand im ganzen slavischen Lande,
und somit auch in Pommern, was wir hier besonders berücksichtigen, nur eine
einzige christliche Kirche: zu Lübeck.

Damals war zu Bamberg in Franken Otto, aus dem Geschlecht der
Grafen von Andechs, Bischof. Als junger Geistlicher war er nach Polen ge¬
kommen, hatte sich eine umfassende Kenntniß der slavischen Verhältnisse erwor¬
ben und war später in die Dienste Kaiser Heinrich IV. als Kanzler und
Kaplan getreten, bis er im Jahre 1162 mit dem Bisthum Bamberg von
diesem belehnt wurde. Weil aber der Kaiser vom Papst Gregor VII. anno
1076 in den Bann gethan war und ihn deshalb Zweifel über die Gültigkeit
der Investitur von Seiten des Kaisers beunruhigten, zog er nach Rom und ließ
sich von Paschalis II. persönlich als Bischof bestätigen, und er, der bisher ein
treuer Anhänger des Kaisers gewesen war, wurde einer seiner strengsten Gegner,
indem er sich der Partei des nachmaligen Heinrich V. anschloß. Mit starker
Ueberzeugung verfocht er die Rechte der Kirche gegen die weltliche Macht, gab
Allen in der Verwaltung seines Bisthums ein Beispiel und ward der Erbauer
vieler Klöster und Stifte. Da kam der spanische Mönch Bernhard zu ihm,
ein frommer, gleich wie er für die Sache der Kirche begeisterter Mann, der
nach Pommern gezogen war und dort das Christenthum gepredigt hatte. Arm
an äußerlichen Gütern, auch der Sprache der dortigen Einwohner nicht einmal
mächtig und sich nur durch Dolmetscher mit ihnen verständigend, hatte er aber
nur wenig, fast nichts erreicht. Aus tiefer Seele klagte er Otto seine Noth,
schilderte ihm mit lebendigen Farben den Unglauben und das finstere Heiden-
thum, die er dort gefunden hatte, und Otto, von dem glühenden Wunsch er-



Als Quellen zu dem Artikel haben gedient: ?on. LuAsno^Al ?onwiÄvis, hev.,
vrz?x>Kisiva1äig.s, >7->,e. I^osMerus 1738; Pou. Kirchen-Chronikon v. vimislis vramsri ste.
Alten Stettin, Nie. Barthelt, 1628; Pomm. Magazin, herausgegeben von or. C. G. N.
Gesterding, Greifswald und Stralsund, 1747--1732; u, A. in. D. V.
Mo von Iamöerg.
H. Salchow.*) Ein Beitrag zur Geschichte Pommerns von

Schon im Jahre 946 war das Bisthum Havelberg, dessen Sprengel von
der Elbe bis zur Penne und zum frischen Haff reichte, und 949 das Bisthum
Brandenburg gestiftet worden, allein die Stiftungsurkunden waren leichter ver¬
faßt und selbst die Kirchen leichter erbaut, als wirklich die christliche Religion
unter den Slaven ausgesäet und verbreitet. Ja, was zu jener Zeit errungen
und gewonnen worden war, ging sogar in späterer Zeit wieder verloren und
zu Anfang des zwölften Jahrhunderts bestand im ganzen slavischen Lande,
und somit auch in Pommern, was wir hier besonders berücksichtigen, nur eine
einzige christliche Kirche: zu Lübeck.

Damals war zu Bamberg in Franken Otto, aus dem Geschlecht der
Grafen von Andechs, Bischof. Als junger Geistlicher war er nach Polen ge¬
kommen, hatte sich eine umfassende Kenntniß der slavischen Verhältnisse erwor¬
ben und war später in die Dienste Kaiser Heinrich IV. als Kanzler und
Kaplan getreten, bis er im Jahre 1162 mit dem Bisthum Bamberg von
diesem belehnt wurde. Weil aber der Kaiser vom Papst Gregor VII. anno
1076 in den Bann gethan war und ihn deshalb Zweifel über die Gültigkeit
der Investitur von Seiten des Kaisers beunruhigten, zog er nach Rom und ließ
sich von Paschalis II. persönlich als Bischof bestätigen, und er, der bisher ein
treuer Anhänger des Kaisers gewesen war, wurde einer seiner strengsten Gegner,
indem er sich der Partei des nachmaligen Heinrich V. anschloß. Mit starker
Ueberzeugung verfocht er die Rechte der Kirche gegen die weltliche Macht, gab
Allen in der Verwaltung seines Bisthums ein Beispiel und ward der Erbauer
vieler Klöster und Stifte. Da kam der spanische Mönch Bernhard zu ihm,
ein frommer, gleich wie er für die Sache der Kirche begeisterter Mann, der
nach Pommern gezogen war und dort das Christenthum gepredigt hatte. Arm
an äußerlichen Gütern, auch der Sprache der dortigen Einwohner nicht einmal
mächtig und sich nur durch Dolmetscher mit ihnen verständigend, hatte er aber
nur wenig, fast nichts erreicht. Aus tiefer Seele klagte er Otto seine Noth,
schilderte ihm mit lebendigen Farben den Unglauben und das finstere Heiden-
thum, die er dort gefunden hatte, und Otto, von dem glühenden Wunsch er-



Als Quellen zu dem Artikel haben gedient: ?on. LuAsno^Al ?onwiÄvis, hev.,
vrz?x>Kisiva1äig.s, >7->,e. I^osMerus 1738; Pou. Kirchen-Chronikon v. vimislis vramsri ste.
Alten Stettin, Nie. Barthelt, 1628; Pomm. Magazin, herausgegeben von or. C. G. N.
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[0118] Mo von Iamöerg. H. Salchow.*) Ein Beitrag zur Geschichte Pommerns von Schon im Jahre 946 war das Bisthum Havelberg, dessen Sprengel von der Elbe bis zur Penne und zum frischen Haff reichte, und 949 das Bisthum Brandenburg gestiftet worden, allein die Stiftungsurkunden waren leichter ver¬ faßt und selbst die Kirchen leichter erbaut, als wirklich die christliche Religion unter den Slaven ausgesäet und verbreitet. Ja, was zu jener Zeit errungen und gewonnen worden war, ging sogar in späterer Zeit wieder verloren und zu Anfang des zwölften Jahrhunderts bestand im ganzen slavischen Lande, und somit auch in Pommern, was wir hier besonders berücksichtigen, nur eine einzige christliche Kirche: zu Lübeck. Damals war zu Bamberg in Franken Otto, aus dem Geschlecht der Grafen von Andechs, Bischof. Als junger Geistlicher war er nach Polen ge¬ kommen, hatte sich eine umfassende Kenntniß der slavischen Verhältnisse erwor¬ ben und war später in die Dienste Kaiser Heinrich IV. als Kanzler und Kaplan getreten, bis er im Jahre 1162 mit dem Bisthum Bamberg von diesem belehnt wurde. Weil aber der Kaiser vom Papst Gregor VII. anno 1076 in den Bann gethan war und ihn deshalb Zweifel über die Gültigkeit der Investitur von Seiten des Kaisers beunruhigten, zog er nach Rom und ließ sich von Paschalis II. persönlich als Bischof bestätigen, und er, der bisher ein treuer Anhänger des Kaisers gewesen war, wurde einer seiner strengsten Gegner, indem er sich der Partei des nachmaligen Heinrich V. anschloß. Mit starker Ueberzeugung verfocht er die Rechte der Kirche gegen die weltliche Macht, gab Allen in der Verwaltung seines Bisthums ein Beispiel und ward der Erbauer vieler Klöster und Stifte. Da kam der spanische Mönch Bernhard zu ihm, ein frommer, gleich wie er für die Sache der Kirche begeisterter Mann, der nach Pommern gezogen war und dort das Christenthum gepredigt hatte. Arm an äußerlichen Gütern, auch der Sprache der dortigen Einwohner nicht einmal mächtig und sich nur durch Dolmetscher mit ihnen verständigend, hatte er aber nur wenig, fast nichts erreicht. Aus tiefer Seele klagte er Otto seine Noth, schilderte ihm mit lebendigen Farben den Unglauben und das finstere Heiden- thum, die er dort gefunden hatte, und Otto, von dem glühenden Wunsch er- Als Quellen zu dem Artikel haben gedient: ?on. LuAsno^Al ?onwiÄvis, hev., vrz?x>Kisiva1äig.s, >7->,e. I^osMerus 1738; Pou. Kirchen-Chronikon v. vimislis vramsri ste. Alten Stettin, Nie. Barthelt, 1628; Pomm. Magazin, herausgegeben von or. C. G. N. Gesterding, Greifswald und Stralsund, 1747—1732; u, A. in. D. V.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/118>, abgerufen am 28.12.2024.