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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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die Geschäftssorge Sie nicht ganz verlassen kann, leiblich und geistig recht wohl
befinden und glücklich nach Weimar zurückkehren, ich kann ans jeden Wink
gleichfalls eintreffen und erfreuen (sie) mich zum Voraus wieder Ihrer Nähe.
G. Leben Sie recht wohl und gedenken mein.


2.
Goethe an Voigt.

Der Doctor Stahl/) ein sehr empfehluugswürdiger junger Manu, giebt
in beylegendem Supplieat seinen Wunsch zu erkennen als Prof, extravrdin.
der Philosophie angestellt zu werden.

Er ist aus Braunschweig gebürtig, woselbst sein Vater noch lebt, hat sich
in Helmstedt, unter dem bekannten Pfaff, in Mathematieis qualificirt und sich
daraus aus verschiedener Neigung für das academische Leben, in Jena nieder¬
gelassen nud daselbst sich sowohl in Privatis als Privatissimis die er gelesen
sehr fleißig und thätig gezeigt.

Wege" seiner Dissertation glaubt er sich besonders auf eine Kästnerische
Recension der göttingischen Zeitungen berufen zu können.

Mehrere jenaische Professoren sprechen rühmlich von ihm und da er öfters
bey mir gewesen, so (kann) darf ich ihm, ob ich gleich seine Wissenschaft nicht
beurtheilen kann, das Lob eines hellen Kopfs, der in feinem Fache durchaus
Rechenschaft zu geben bereit ist, wohl beylegen.

Ich besitze von ihm einen kleinen Aussatz, der eine Uebersicht sämmtlicher
mathematischen Wissenschaften enthält und den ich als eine Probe seiner Methode
allenfalls vorlegen kaun.

Da es eine wahre Wohlthat für die Jugend ist Mathematik so viel als
möglich zu verbreiten nud zu erleichtern, so möchte sein Gesuch und seine Person
wohl Aufmerksamkeit verdienen.


G.

Weimar am 2!). Der. 1798.




Alfred Meißels Künstlerischer Nachlaß..

Mau mag unserer Zeit manches zum Vorwürfe machen, aber den einen
großen Zug besitzt sie unleugbar, daß sie das Gute, das materiell und geistig
Gute, in die weitesten Kreise zu tragen strebt. Auch der Besitz der idealen



5) Er wurde am 29. Mürz 1799 Professor der Philosophie in Jena,

die Geschäftssorge Sie nicht ganz verlassen kann, leiblich und geistig recht wohl
befinden und glücklich nach Weimar zurückkehren, ich kann ans jeden Wink
gleichfalls eintreffen und erfreuen (sie) mich zum Voraus wieder Ihrer Nähe.
G. Leben Sie recht wohl und gedenken mein.


2.
Goethe an Voigt.

Der Doctor Stahl/) ein sehr empfehluugswürdiger junger Manu, giebt
in beylegendem Supplieat seinen Wunsch zu erkennen als Prof, extravrdin.
der Philosophie angestellt zu werden.

Er ist aus Braunschweig gebürtig, woselbst sein Vater noch lebt, hat sich
in Helmstedt, unter dem bekannten Pfaff, in Mathematieis qualificirt und sich
daraus aus verschiedener Neigung für das academische Leben, in Jena nieder¬
gelassen nud daselbst sich sowohl in Privatis als Privatissimis die er gelesen
sehr fleißig und thätig gezeigt.

Wege» seiner Dissertation glaubt er sich besonders auf eine Kästnerische
Recension der göttingischen Zeitungen berufen zu können.

Mehrere jenaische Professoren sprechen rühmlich von ihm und da er öfters
bey mir gewesen, so (kann) darf ich ihm, ob ich gleich seine Wissenschaft nicht
beurtheilen kann, das Lob eines hellen Kopfs, der in feinem Fache durchaus
Rechenschaft zu geben bereit ist, wohl beylegen.

Ich besitze von ihm einen kleinen Aussatz, der eine Uebersicht sämmtlicher
mathematischen Wissenschaften enthält und den ich als eine Probe seiner Methode
allenfalls vorlegen kaun.

Da es eine wahre Wohlthat für die Jugend ist Mathematik so viel als
möglich zu verbreiten nud zu erleichtern, so möchte sein Gesuch und seine Person
wohl Aufmerksamkeit verdienen.


G.

Weimar am 2!). Der. 1798.




Alfred Meißels Künstlerischer Nachlaß..

Mau mag unserer Zeit manches zum Vorwürfe machen, aber den einen
großen Zug besitzt sie unleugbar, daß sie das Gute, das materiell und geistig
Gute, in die weitesten Kreise zu tragen strebt. Auch der Besitz der idealen



5) Er wurde am 29. Mürz 1799 Professor der Philosophie in Jena,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/451>, abgerufen am 28.09.2024.