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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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Arbeiten durch ihn sehr gefördert seyn, besonders aber glaube ich, daß er
Schereru*) sehr nützlich werden könnte, indem der eine das besondere, der
andere das allgemeine behandeln und so beyde zum Ganzen arbeiten könnten.
Er hat mir persönlich in dem kurzen Umgang, sehr wohl gefallen; man sieht,
daß er in der Welt nicht fremd ist, die Tübinger Bildung giebt überhaupt
etwas ernsthaftes und gesetztes und er scheint, als Führer von ein paar jungen
Edelleuten selbst gefälliger und geselliger geworden zu seyn als diejenigen zu
seyn pflegen die sich, in der Einsamkeit, aus Büchern und durch eigenes Nach¬
denken, cultiviren.

Ich nehme mir die Freyheit sein Buch, "von der Weltseele," Ihnen als
eigen anzubieten, es enthält sehr schöne Ansichten und erregt nur lebhafter den
Wunsch, daß der Verfasser sich mit dem Detail der Erfahrung immer mehr und
mehr bekannt machen möge.

Vielleicht interessirt unsern gnädigsten Herrn der meteorologische Theil,
besonders die Critik der gewöhnlichen Begriffe über diesen Gegenstand 13t>.

Wenn man sich entschlösse zu seinen Gunsten etwas bey den übrigen
Höfen für ihn zu thun, fo würde man sich auf diese beyden Schriften beziehen
können und ihn in der Qualität eines denkenden jungen Mannes, von dessen
Hellem Blick und guter Methode man sich in den Erfahrungswissenschaften als
die Phisik und Chimie M. künftig viel zu verspreche" habe mit guten Gewissen
aufführen könne (sie).

Wegen Schlegels hat Meinungen**) Bericht von der Aeademie gefordert
worin man von den Verdiensten eines Mannes unterrichtet zu seyn verlangt,
von dem Uns bisher gar nichts bekannt geworden ist.

Herr v. Hendrich,***) der gestern wegen des Hosgerichts hier war und sich
im Clubb befand, fühlte einige Verlegenheit als man, vielleicht nicht ganz
bescheiden, dieser, freilich nicht sehr geistreichen Anfrage erwähnte.

Heute Abend gehe ich nach Roßla und wünschte freylich recht herzlich dort
mit Ihnen zusammen zu kommen. Nehmen Sie indessen meinen besten Dank,
daß Sie mir an Rühlemannf) einen so bedeutenden Assistenten zugewiesen
haben. Der Wetterschaden wird so arg nicht seyn. Da?!Z,um tausend Zungen
hat, so setzt sie gewöhnlich dem Uebel drey Nullen zu. Wenn die Uebergabe
vorbey ist gebe ich einige kurze Nachricht.

Möchten Sie übrigens sich bey Bewegung und einiger Zerstreuung, da






Bergrath Scherer.
**
) Die damals übliche Form für Meiningen.
'
^*) Franz Josias von Hendrich war fürstlich meinmgischer Geh. Reg. Rath am Hofgericht
zu Jena.
1') Johann August Rühlmann, Land- und Kammerrath, der die Stelle eines.Kammer
Consulenten mit versah.

Arbeiten durch ihn sehr gefördert seyn, besonders aber glaube ich, daß er
Schereru*) sehr nützlich werden könnte, indem der eine das besondere, der
andere das allgemeine behandeln und so beyde zum Ganzen arbeiten könnten.
Er hat mir persönlich in dem kurzen Umgang, sehr wohl gefallen; man sieht,
daß er in der Welt nicht fremd ist, die Tübinger Bildung giebt überhaupt
etwas ernsthaftes und gesetztes und er scheint, als Führer von ein paar jungen
Edelleuten selbst gefälliger und geselliger geworden zu seyn als diejenigen zu
seyn pflegen die sich, in der Einsamkeit, aus Büchern und durch eigenes Nach¬
denken, cultiviren.

Ich nehme mir die Freyheit sein Buch, „von der Weltseele," Ihnen als
eigen anzubieten, es enthält sehr schöne Ansichten und erregt nur lebhafter den
Wunsch, daß der Verfasser sich mit dem Detail der Erfahrung immer mehr und
mehr bekannt machen möge.

Vielleicht interessirt unsern gnädigsten Herrn der meteorologische Theil,
besonders die Critik der gewöhnlichen Begriffe über diesen Gegenstand 13t>.

Wenn man sich entschlösse zu seinen Gunsten etwas bey den übrigen
Höfen für ihn zu thun, fo würde man sich auf diese beyden Schriften beziehen
können und ihn in der Qualität eines denkenden jungen Mannes, von dessen
Hellem Blick und guter Methode man sich in den Erfahrungswissenschaften als
die Phisik und Chimie M. künftig viel zu verspreche» habe mit guten Gewissen
aufführen könne (sie).

Wegen Schlegels hat Meinungen**) Bericht von der Aeademie gefordert
worin man von den Verdiensten eines Mannes unterrichtet zu seyn verlangt,
von dem Uns bisher gar nichts bekannt geworden ist.

Herr v. Hendrich,***) der gestern wegen des Hosgerichts hier war und sich
im Clubb befand, fühlte einige Verlegenheit als man, vielleicht nicht ganz
bescheiden, dieser, freilich nicht sehr geistreichen Anfrage erwähnte.

Heute Abend gehe ich nach Roßla und wünschte freylich recht herzlich dort
mit Ihnen zusammen zu kommen. Nehmen Sie indessen meinen besten Dank,
daß Sie mir an Rühlemannf) einen so bedeutenden Assistenten zugewiesen
haben. Der Wetterschaden wird so arg nicht seyn. Da?!Z,um tausend Zungen
hat, so setzt sie gewöhnlich dem Uebel drey Nullen zu. Wenn die Uebergabe
vorbey ist gebe ich einige kurze Nachricht.

Möchten Sie übrigens sich bey Bewegung und einiger Zerstreuung, da






Bergrath Scherer.
**
) Die damals übliche Form für Meiningen.
'
^*) Franz Josias von Hendrich war fürstlich meinmgischer Geh. Reg. Rath am Hofgericht
zu Jena.
1') Johann August Rühlmann, Land- und Kammerrath, der die Stelle eines.Kammer
Consulenten mit versah.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/450>, abgerufen am 28.09.2024.