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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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Die älteste Hochschule.
Rede zur akademischen Feier des 3. August 1877
von
Dr. Wilhelm Mangold,
d. Z. Rektor der Universität Bonn.

Wir feiern heute, wie alljährlich seit dem 3. August 1841, frommen Ge¬
denkens die Erinnerung an deu erlauchten Gründer unserer Universität; an
seinem Geburtstage freuen wir uus, daß der preußische König, der den Nieder¬
gang seiner eigenen Staaten und Deutschlands geschaut und getragen, mit der
Wiedererhebnug und Befreiung des Vaterlands, die er mit herbeiführen durste,
die Stiftung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität verknüpft hat.
Denn mit weittragenden, staatsmännischem Blick und in richtiger Würdigung
deutscher Geistesart hat König Friedrich Wilhelm III. in dieser entscheidenden
Zeit gerade eine Hochschule ins Dasein gerufen. Durch die Pflege deutscher
Wissenschaft mit ihrer ernsten Gedankenarbeit sollte sie ihm eine Bevölkerung,
welche durch Jahre der Fremdherrschaft und langdauernde territoriale Zer¬
splitterung dem deutschen Leben oder doch seinen nationalen Aufgaben fremd
geworden war, wiederum dem deutschen Geiste und damit der lebendigen
Theilnahme und den höchsten Angelegenheiten des Vaterlandes zurückgewinnen.
Mit Treue hat unsere Universität Bonn ihrer hohen Aufgabe gewartet, und
so ist denn der Gedenktag ihres Stifters zugleich ein Ehrentag unserer Hoch¬
schule, ja, da auch die übrigen Universitäten an ihrem Theile eine ähnliche
Mission erfüllt haben, der Hochschule überhaupt,, als der berufenen Pflegerin
der nationalen Bildung und der sorgsamen Hüterin des heiligen Feuers vater¬
ländischer Gesinnung. In Ihrer eigenen Feststimmung, hochgeehrte Versamm¬
lung, wird es deshalb wohl Wiederhall finden, wenn ich heute in die Ge¬
schichte der Hochschulen zurückgreife und der ältesten eine, von denen wir
Kunde haben, nach ihren Einrichtungen und Leistungen ihnen zu schildern
versuche.


Grenzboten III. 1877. 41
Die älteste Hochschule.
Rede zur akademischen Feier des 3. August 1877
von
Dr. Wilhelm Mangold,
d. Z. Rektor der Universität Bonn.

Wir feiern heute, wie alljährlich seit dem 3. August 1841, frommen Ge¬
denkens die Erinnerung an deu erlauchten Gründer unserer Universität; an
seinem Geburtstage freuen wir uus, daß der preußische König, der den Nieder¬
gang seiner eigenen Staaten und Deutschlands geschaut und getragen, mit der
Wiedererhebnug und Befreiung des Vaterlands, die er mit herbeiführen durste,
die Stiftung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität verknüpft hat.
Denn mit weittragenden, staatsmännischem Blick und in richtiger Würdigung
deutscher Geistesart hat König Friedrich Wilhelm III. in dieser entscheidenden
Zeit gerade eine Hochschule ins Dasein gerufen. Durch die Pflege deutscher
Wissenschaft mit ihrer ernsten Gedankenarbeit sollte sie ihm eine Bevölkerung,
welche durch Jahre der Fremdherrschaft und langdauernde territoriale Zer¬
splitterung dem deutschen Leben oder doch seinen nationalen Aufgaben fremd
geworden war, wiederum dem deutschen Geiste und damit der lebendigen
Theilnahme und den höchsten Angelegenheiten des Vaterlandes zurückgewinnen.
Mit Treue hat unsere Universität Bonn ihrer hohen Aufgabe gewartet, und
so ist denn der Gedenktag ihres Stifters zugleich ein Ehrentag unserer Hoch¬
schule, ja, da auch die übrigen Universitäten an ihrem Theile eine ähnliche
Mission erfüllt haben, der Hochschule überhaupt,, als der berufenen Pflegerin
der nationalen Bildung und der sorgsamen Hüterin des heiligen Feuers vater¬
ländischer Gesinnung. In Ihrer eigenen Feststimmung, hochgeehrte Versamm¬
lung, wird es deshalb wohl Wiederhall finden, wenn ich heute in die Ge¬
schichte der Hochschulen zurückgreife und der ältesten eine, von denen wir
Kunde haben, nach ihren Einrichtungen und Leistungen ihnen zu schildern
versuche.


Grenzboten III. 1877. 41
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[0329] Die älteste Hochschule. Rede zur akademischen Feier des 3. August 1877 von Dr. Wilhelm Mangold, d. Z. Rektor der Universität Bonn. Wir feiern heute, wie alljährlich seit dem 3. August 1841, frommen Ge¬ denkens die Erinnerung an deu erlauchten Gründer unserer Universität; an seinem Geburtstage freuen wir uus, daß der preußische König, der den Nieder¬ gang seiner eigenen Staaten und Deutschlands geschaut und getragen, mit der Wiedererhebnug und Befreiung des Vaterlands, die er mit herbeiführen durste, die Stiftung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität verknüpft hat. Denn mit weittragenden, staatsmännischem Blick und in richtiger Würdigung deutscher Geistesart hat König Friedrich Wilhelm III. in dieser entscheidenden Zeit gerade eine Hochschule ins Dasein gerufen. Durch die Pflege deutscher Wissenschaft mit ihrer ernsten Gedankenarbeit sollte sie ihm eine Bevölkerung, welche durch Jahre der Fremdherrschaft und langdauernde territoriale Zer¬ splitterung dem deutschen Leben oder doch seinen nationalen Aufgaben fremd geworden war, wiederum dem deutschen Geiste und damit der lebendigen Theilnahme und den höchsten Angelegenheiten des Vaterlandes zurückgewinnen. Mit Treue hat unsere Universität Bonn ihrer hohen Aufgabe gewartet, und so ist denn der Gedenktag ihres Stifters zugleich ein Ehrentag unserer Hoch¬ schule, ja, da auch die übrigen Universitäten an ihrem Theile eine ähnliche Mission erfüllt haben, der Hochschule überhaupt,, als der berufenen Pflegerin der nationalen Bildung und der sorgsamen Hüterin des heiligen Feuers vater¬ ländischer Gesinnung. In Ihrer eigenen Feststimmung, hochgeehrte Versamm¬ lung, wird es deshalb wohl Wiederhall finden, wenn ich heute in die Ge¬ schichte der Hochschulen zurückgreife und der ältesten eine, von denen wir Kunde haben, nach ihren Einrichtungen und Leistungen ihnen zu schildern versuche. Grenzboten III. 1877. 41

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/329>, abgerufen am 28.09.2024.